Eine Frau steht vor einem großen Pfeil, der nach links und rechts zeigt. © imago/Westend61 Foto: Westend61

Kolumne: Wir haben die Wahl!

Stand: 22.02.2025 05:00 Uhr

Die Bundestagswahl morgen ist ein entscheidender Moment für unsere Demokratie. Unsere Kolumnistin ruft dazu auf, nicht nur politisch, sondern auch mit Haltung und Verantwortung zu wählen - trotz äußerer Einflüsse.

von Stella Kennedy

Ich schreibe diesen Text nach vielen Tagen des Grübelns. Morgen ist Bundestagswahl. Jeder von uns hat die Wahleinladung nach Hause bekommen. Ein Brief, der uns daran erinnert, dass wir in einem Land leben, in dem Demokratie nicht nur ein Wort ist, sondern eine Möglichkeit. Es gibt Wahllokale, da sitzen morgen Menschen - freiwillig an ihrem Sonntag. Warum? Weil sie dafür sorgen, dass wir eine Wahl haben zwischen Parteien, die aus Menschen bestehen, die uns vertreten sollen. Die die nächsten vier Jahre - das ist lang - für uns Entscheidungen treffen sollen. Die im Bundestag in Berlin Reden halten werden und abstimmen und klagen, mahnen, streiten und reden, reden, reden. Aber ich schweife ab.

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NDR Reporterin Stella Kennedy. © NDR Foto: Daniela Vagt

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Das Wahlrecht: Ein hart erkämpftes Privileg und ein Zeichen der Freiheit

Was zählt ist, dass wir morgen wählen dürfen - ein hart erkämpftes Recht. Besonders Frauen kämpften über Jahrzehnte für das Wahlrecht - gegen Widerstände und Anfeindungen. Sie kämpften für das Recht, sich Gehör zu verschaffen, für das Recht, mitzubestimmen. Sie haben es geschafft und damit für mehr Gerechtigkeit und - ich weiß das klingt jetzt pathetisch - Freiheit gesorgt. Freiheit, die sich in einem einfachen, aber bedeutungsvollen Akt ausdrückt: Der Wahl. In einer Welt, in der Demokratie so kostbar und fragil wie nie ist, sollten wir uns bewusst machen, wie wichtig dieses Recht wirklich ist.

Wer beeinflusst unsere Wahl? Externe Kräfte und ihre Schatten auf der Demokratie

Doch was wählen wir eigentlich? Wer trifft die Entscheidungen in unserem Namen? Wer wird für uns sprechen? Was treibt sie an, was sind ihre Motive? Und was wissen wir wirklich? Denn dass unsere Wahl in den letzten Monaten auch von außen beeinflusst wird, konnten wir unter anderem sehen, als Elon Musk Ende vergangenen Jahres in der "Welt am Sonntag" für die AfD warb. Auch über X (ehemals Twitter) mischt der Milliardär fleißig bei uns im Wahlkampf mit - zeitgleich zu seinem Bemühen in den USA die dortige Demokratie auszuhebeln. Darüber hinaus steht Russland in der Kritik, nachdem zuletzt wieder Desinformationskampagnen aufgedeckt wurden, die darauf abzielten, unseren Wahlprozess zu beeinflussen und das Vertrauen in die Demokratie zu untergraben. Und das sind nur einige von zahlreichen Beispielen.

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Wahlkarte mit Wahlkreuz wird in eine Wahlurne gesteckt, dahinter eine Deutschlandflagge (Bildmontage) © Fotolia.com Foto: mozZz, niyazz

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Über den eigenen Tellerrand hinaus: Wie unsere Wahl die Gesellschaft prägt

Während wir uns also einerseits ganz genau anschauen müssen, wo und wie wir uns informieren, müssen wir andererseits einen Schritt zurücktreten. Uns fragen: Wie genau betreffen mich denn die Wahlprogramme der Parteien, für die ich morgen abstimmen kann? Und auch: Wie betreffen sie die Menschen in meinem Umfeld?

Die warmherzige Erzieherin aus der Kita und ihre Familie, die erst vor zehn Jahren nach Deutschland kam und die im Kindergarten jetzt unabdingbar ist.

Den Onkologen mit dem unaussprechlichen Namen, dem nicht nur mein Vater sein Leben verdankt.

All jene, die hier Tag für Tag ihrer Arbeit nachgehen, die unser Land am Laufen halten.

Diejenigen, die für den Frieden dankbarer sind, als wir es uns je vorstellen könnten.

Wenn ich morgen zur Wahl gehe, denke ich auch an sie.

Wenn Verantwortung übernehmen, dann jetzt

Morgen ist ein Tag, an dem wir Verantwortung übernehmen. Verantwortung für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für die Zukunft dieses Landes. Es geht nicht nur um politische Parolen, sondern um das Leben, das wir miteinander gestalten wollen. Das Recht zu wählen ist ein Geschenk - und mit diesem Geschenk kommt die Pflicht, es weise zu nutzen. Deshalb müssen wir uns auch fragen: Welche Kultur wähle ich? Welche Werte soll unser Land vertreten? Wir müssen Haltung zeigen, dazu stehe ich. Der Moment ist gekommen, in dem wir unsere Zukunft mitgestalten können und er darf nicht ohne Bewusstsein und Verantwortung vergehen.

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