Ukrainischer Verein in SH: "Trumps Politik macht uns Angst"
Daryna Hil floh vor dem Krieg in der Ukraine nach Kiel und engagiert sich in einem Deutsch-Ukrainischen Verein. Dort sorgen sich viele aktuell noch mehr als sonst um die Zukunft ihres Heimatlandes.
In Schleswig-Holstein leben aktuell über 42.500 Kriegsvertriebene aus der Ukraine. Der Großteil von ihnen ist jetzt schon seit drei Jahren hier. So auch Daryna Hil. Die 22-Jährige kommt aus Winnyzja im Südwesten der Ukraine. Als eine Kriegsbombe nur wenige Meter entfernt vom Arbeitsplatz ihrer Mutter einschlug, verließen sie das Land und kamen zunächst bei Bekannten in Kiel unter. "Wir dachten damals nicht, dass wir lange bleiben", erinnert sich Daryna Hil. Mittlerweile studiert sie an der Universität in Kiel Deutsch und Englisch auf Lehramt und will sich eine Zukunft in Deutschland aufbauen.
Demokratie verteidigen: Verein ruft zur Demo auf

Seit sie in Kiel ist, engagiert sich Daryna Hil im Deutsch-Ukrainischen Verein in Schleswig Holstein "Rozmova". Wenn sich Russlands Überfall auf die Ukraine am 24. Februar das dritte Mal jährt, werden sie in Kiel gemeinsam für eine stärkere Unterstützung der Ukraine auf die Straße gehen. Im Büro des Vereins hilft Daryna Hil mit, die Demo vorzubereiten. Auf einem der Plakate, die sie gemalt haben, steht: "Die Ukraine verteidigt die Demokratie der Welt". Das ist die Botschaft, die sie betonen wollen - um so mehr, da jetzt US-Präsident Donald Trump scheinbar versucht, die Rollen im Krieg ganz anders zu deuten.
"Trumps Aussagen sind einfach absurd"
Auf seinem Netzwerk Truth Social hatte Trump der Ukraine zuletzt vorgeworfen, selbst Schuld an dem Krieg im eigenen Land zu tragen. In einem weiteren Post bezeichnete er seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj als "Diktator", der sich weigere, Wahlen abzuhalten.
"Es fühlt sich surreal an, dass ein US-Präsident versucht, die ganze Welt von russischer Propaganda zu überzeugen." Daryna Hil
Daryna Hil hielt die Nachrichten darüber zunächst für "Fake News": "Trumps Aussagen sind einfach absurd", findet sie. Da es im Kriegszustand nicht möglich sei, zugängliche und demokratische Wahlen abzuhalten, sei Selenskyi noch lange kein Diktator, so Hil.
"Wir sitzen in einem Boot"
Kevin Hausner ist auch Mitglied im Verein Rozmova. Während Daryna Hil an ihrem Demo-Plakat arbeitet, stanzt er Anstecker mit der Aufschrift "FCK PTN". Hausner hat keinen familiären Bezug zur Ukraine. Die aktuelle Situation bewegt ihn trotzdem stark. Dass Europa sich quasi über Nacht nicht mehr auf die USA verlassen könne, sei für ihn wie ein wahrgewordener Alptraum. Seine Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Krieges sei groß, denn Deutschland sitze mit der Ukraine in einem Boot. Daryna Hil beobachtet, dass nicht jeder sich darüber Gedanken mache: "Viele hier in Deutschland wissen schon, dass auch sie sich schützen und verteidigen müssen. Sie denken aber nicht so sehr darüber nach, wie genau das passieren soll."
Traurig, wütend und hoffnungsvoll
Mittlerweile scheint ein Gespräch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj mit einem Sondergesandten aus den USA die diplomatischen Wogen zwischen Kiew und Washington wieder etwas geglättet zu haben, aber Daryna Hil bleibt beunruhigt. Noch immer telefoniert sie täglich mit ihrer Großmutter, die weiterhin in Winnyzja lebt. Normalerweise vermeiden sie es, über Politik zu sprechen, aber den Kommentar, dass Donald Trump in eine Irrenanstalt gehöre, konnte die Großmutter sich nicht verkneifen, erzählt Daryna Hil schmunzelnd. Neben der Trauer und der Wut bleiben ihr und vielen der Mitstreiterinnen aus dem Kieler Verein Rozmova aber trotz allem die Hoffnung auf ein Ende des Krieges und auf Freiheit für die Ukraine.
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