#Hyggepost aus Dänemark: Weihnachts-Tischlein deck' dich
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark. In ihrer Kolumne #Hyggepost schreibt sie über ihren Alltag - dieses Mal über die weihnachtlichen Essensgewohnheiten in Sønderjylland und warum dabei eine kleine Mandel eine große Rolle spielt.
Es geht gefühlt seit Mitte Oktober so: Nach und nach strahlt und blinkt es in den Gärten und Fenstern der Häuser in Sønderjylland festlich weihnachtlich. Und seitdem liegt irgendwie auch der (vor)weihnachtliche Duft nach gebratenen, gebackenen und geköchelten Köstlichkeiten in der Luft.
Zwischen Frokost und Abendessen findet sich immer was zu essen
In der Vorweihnachtszeit in Dänemark NICHT viel zu essen, geht fast nicht. Was unter anderem an der schönen Tradition des "Julefrokost" liegt, eine Art weihnachtliches Mittagsessen. Zwischen Frokost und Aftensmad - dem Abendessen - gehen immer ein paar Æbleskiver, kleine, runde Bällchen aus Pfannkuchenteig mit Puderzucker und Marmelade. Und abends, naja, es ist halt Vorweihnachtszeit. Irgendwas Deftiges wie zum Beispiel ein Jule-Hotdog mit Rotkraut findet sich bestimmt. Man sagt ja: Dick wird man nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Für Dänemark würde ich das nicht unterschreiben.
Sønderjylland is(s)t Fleisch
So richtig aufgetischt wird an Heiligabend und am 1. Weihnachtstag. Neugierig, wie es denn mein Nachbar - der Mann namens Ove - mit dem Festtagsessen handhabt, klopfe ich an seine Tür. Seine Frau Jonna macht auf. "Bei uns gibt es an Heiligabend Ente und Schweinebraten", sagt sie. Zwei Fleischgerichte zusammen? "Genau! Dann hat man die Wahl und ich esse sowieso gern beides", erklärt sie. Dazu wird bei Ove und Jonna Weißkohl - gehackt, mit Sahne und Muskat - serviert, außerdem braune Kartoffeln. Also Kartoffeln mit Zucker. Aber auch Rotkohl ist als Beilage beliebt. Und bei vielen geht am 1. Weihnachtstag nichts ohne Grønlangkål: Das ist Grünkohl, der mit Butter und Sahne gekocht und mit braunen Kartoffeln serviert wird. Das ganze hat nur einen Nachteil: "Danach kannst du dich nicht mehr bewegen!", findet Jonna.
Süß und sahnig - das Beste zum Schluss
Trotz oder gerade wegen des ganzen deftigen Essens fehlt noch das Dessert: Ris a l'amande. Das klingt zwar französisch, ist aber typisch dänisch. Das Dessert besteht aus kaltem Reisbrei, Sahne, gehackten Mandeln, Zucker und Vanille. Jonna macht das natürlich selbst. "Immer schon am 23. Dezember, damit die Vanille gut durchzieht." Das Besondere an diesem Dessert: Neben den gehackten Mandeln wird eine ganze Mandel im Reisbrei versteckt. Wer sie sie findet, bekommt ein kleines Geschenk, etwa seine Seife oder ein kleines Spielzeug. Mein dänischer Kollege Anders Køpke Christensen aus dem "grænzenlos"-Team war fast schon entsetzt, als ich zugeben musste: Bei uns gab es noch nie Ris a l'amande zu Weihnachten. "Was?? Wer kriegt denn dann das Mandelgeschenk?" "Na, keiner", sagte ich. "Ok - wenn wir mal zusammen Weihnachten feiern, dann aber bei uns", beschied mir mein Kollege.
Da fällt mir ein: Ich bin ja dieses Jahr für den Dessert-Teil des Weihnachtsmenüs meiner Familie zuständig. Jonna hat mir ihr Rezept verraten und will mir beim Kochen helfen. Es spricht also nichts gegen die Ris a l'amande-Premiere auf unserem Weihnachtstisch. Jetzt muss ich nur noch ein Mandelgeschenk besorgen.