#Hyggepost aus Dänemark: Warum das Königshaus fasziniert

Stand: 12.10.2024 12:00 Uhr

Unsere Kolumnistin Simone Mischke lebt in Dänemark. In ihrer Kolumne "Hyggepost aus Dänemark" schreibt sie über ihren Alltag. Diese Woche über die Faszination der Dänen für "ihr" Königspaar Frederik X. und Mary.

von Simone Mischke

Was war das für ein Auftrieb am 9. Juli dieses Jahr auf dem Marktplatz unseres kleinen Städtchens Gråsten: Tausende Menschen, viele mit kleinen rot-weißen Dannebrog-Fähnchen in der Hand, begrüßen begeistert das Königspaar Frederik X. und Mary. Ein in mehrfacher Hinsicht historisches Ereignis: Zum ersten Mal kommen sie als König und Königin zum Sommerurlaub nach Gråsten. Damit haben Frederik und Mary auch deutlich gemacht, dass sie eine wichtige Tradition fortführen: So, wie es auch Königin Margrethe II. und ihre Vorfahren die vergangenen 90 Jahre getan haben.

Dänisches Königspaar Frederik und Mary vereint in schwierigen Zeiten

Dass das Königspaar auf Schloss Gråsten urlaubt, ist nicht nur für die Menschen in unserer Kleinstadt wichtig. Die ganze Region zehrt davon, sagt der Bürgermeister der Kommune Sonderburg, Erik Lauritzen: "Es zeigt, dass das Königspaar die Menschen hier in der Region auf beiden Seiten der Grenze sieht, mit all ihren Besonderheiten." Und das war besonders am 9. Juli: Menschen aus der dänischen Minderheit in Südschleswig, der deutschen Minderheit in Nordschleswig und die dänische Mehrheitsbevölkerung - friedlich und fröhlich vereint in ihrer Begeisterung über das dänische Königspaar. So gelingt Frederik und Mary, was Politikern offenbar abhanden gekommen ist: ein Volk zu einen - grenzüberschreitend.

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Mehrheit der Dänen hält an der Monarchie fest

Rund 70 Prozent der Dänen sind nach einer Umfrage dafür, dass die Monarchie erhalten bleibt. Nicht zuletzt dürfte das mit der großen Beliebtheit von Königin Margrethe II. zusammenhängen. "Sie war immer da, wir sind mit ihr aufgewachsen", erzählt mir mein Nachbar - ein Mann namens Ove. Umso mehr waren er und seine Freunde geschockt, als die Monarchin in ihrer Neujahrsansprache vergangenes Jahr ankündigte, am 14. Januar abzudanken. Es was DAS Gesprächsthema, als wir nach Mitternacht noch zusammensaßen. Dass Margrethe II. einmal abdanken könnte - undenkbar. Nicht nur, weil es das zuletzt vor 1.000 Jahren gegeben hatte. 50 Jahre lang war sie für viele Dänen der Fels in der Brandung. Ihre Neujahrsansprachen erzielten Traumquoten im Fernsehen. Als die Dänen sich in der Corona-Zeit mit Maske tragen und Zuhause bleiben schwer taten, war sie es, die sich einer Sonderansprache mit einem Apell an ihr Volk wandte und es aufforderte, sich an die Regeln zu halten.

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Autos fahren am deutsch-dänischen Grenzübergang in Richtung Norden. © picture alliance/dpa Foto: Carsten Rehder

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Freundlich, neugierig, rauchend

Man muss die Königin einmal erlebt haben, um die Faszination zu verstehen. Sage ich als Nicht-Royalistin, die es in ihrer dreijährigen London-Zeit geschafft hat, keinen der britischen Royals je zu Gesicht bekommen zu haben. Auf Margrethe II. traf ich bei ihrem Besuch in Flensburg vor fünf Jahren: Die Herzen flogen ihr bei ihrer Ankunft am Flensburger Hafen nur so zu. Strahlend lächelnd winkte sie "ihrem" Volk zu, ging neugierig auf die Menschen zu. Sie wirkte fröhlich, freundlich, nahbar - und dass sie jahrzehntelang in der Öffentlichkeit rauchte wie ein Schornstein, machte sie für viele nur sympathischer.

Frederik X. und Mary im Oktober in Schleswig-Holstein

Mit anderen Worten Margrethe II. hat große Fußspuren für ihren Sohn Frederik und dessen Frau Mary hinterlassen. Auch mit ihrer guten Verbindung zu den Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze hat die große Monarchin vorgelebt, wie man ein Volk grenzüberschreitend eint. Zumindest in Gråsten ist das dem Königspaar gelungen: Die beiden wurden gefeiert wie Rockstars. Den Weg zum Sommerschloss gingen die beiden zu Fuß durch die Menschenmenge, ohne Absperrung, nahbar und freundlich. Mary, gut gelaunt mit Hut und Sommerkleid, wandte sich immer wieder aufgeregt kreischenden "Mary!"-Menschen zu, schüttelte Hände, winkte. Wer Glück hatte, traf die "Königlichen", wie sie bei uns in Gråsten genannt werden, während ihres Urlaubs beim Shoppen in der Innenstadt oder bei einem Ausritt im Wald. Urlaub eben, so wie Du und ich es tun. Nahbar - nur eben königlich.

Jetzt freut sich die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein auf den Besuch des Königspaares am 22. Oktober. Dann zeigt sich, ob den beiden auch die Herzen aller anderen zufliegen.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 22.10.2024 | 19:30 Uhr

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