#Hyggepost aus Dänemark: Entspannte dänische Vorweihnachtszeit
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark. In ihrer Kolumne #Hyggepost schreibt sie über ihren Alltag. Dieses Mal darüber, warum die Vorweihnachtszeit in Dänemark irgendwie entspannter ist.
Seit Wochen starre ich abends aus dem Fenster, sobald es dunkel ist: Wer wird dieses Jahr der Erste sein? Vor wenigen Tagen - es ist gerade mal Ende Oktober - die Auflösung. Es ist mein Nachbar - genau, der Mann namens Ove. Er ist der erste in unserer Straße, der in diesem Jahr seine Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet hat. Erst mal nicht das volle Programm: Dezent blitzt eine kleine Lichterkette in einem großen Blumenkübel vor seiner Garage. Damit ist definitiv die Vorweihnachtszeit eingeläutet. Das weiß man aber auch spätestens dann, wenn man das dänische Fernsehprogramm einschaltet: Schon seit geraumer Zeit läuft da jeden Tag mindestens ein Weihnachtsfilm. Und alle Jahre wieder gibt's auf einem Sender rund um die Uhr Weihnachtsmusik.
Alle Jule wieder - Hygge und Essen
Die Vorweihnachtszeit beginnt in Dänemark gefühlt kurz nachdem das letzte Sommerkleid in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verschwunden ist. (Was am Ende der Weihnachtszeit mit Sicherheit nicht mehr passt - aber das ist eine andere Geschichte). Los geht es mit Zeitungsanzeigen - ja, auch die gibt's trotz aller Digitalität in Dänemark noch - für den "Julefrokost" - also eine Art weihnachtliches Mittagessen. Klar, dass es bei diesen Zusammenkünften vor allem darum geht, es zusammen hyggelig zu haben. Dazu isst man Deftiges. Etwa eingelegten Hering, Lachs, Rullepølse (gerolltes Roastbeef), Flæskesteg (Schweinebraten). Somit ist schon mal klar, wohin die Reise kalorientechnisch so geht. Dabei haben wir noch nicht über die süßen Schweinereien wie etwa Æbleskiver gesprochen - eine Art kleine Pfannkuchen, die mit Puderzucker bestreut und mit Apfelmus oder Marmelade serviert werden. Oder Klejner - ein ausgebackenes Fettgebäck.
Mehr Weihnachten, weniger Hektik
Und auch mit den Weihnachtsmärkten geht es früh los in Dänemark. Die beliebte Weihnachtsstadt Tønder (Tondern) zum Beispiel ist seit heute (9. November) geöffnet. Anfangs dachte ich - oha - das kann ja nur mehr Hektik bedeuten. So empfinde ich es allerdings nichts. Das Bummeln durch Sønderborg (Sonderburg) bleibt auch in der Vorweihnachtszeit entspannter als in manch deutscher Stadt - sorry, liebe Landsleute. Das mag daran liegen, dass die Dänen durch den hyggeligen Julefrokost entspannter sind - wer satt ist, ist nicht gestresst - und stresst nicht. Vielleicht ist es aber auch die typische Hygge-Lebensart, die man besonders auch in der Vorweihnachtszeit spürt. Man nimmt sich Zeit für Freunde, Familie, besondere Ereignisse. Und gerade weil die Vorweihnachtszeit so früh beginnt, hat man schließlich auch mehr Zeit für den Geschenkekauf.
Zeit für besondere vorweihnachtliche Erlebnisse
Apropos Weihnachtsgeschenke. Ich hänge im Zeitplan. Und bin in Gedanken viel zu sehr mit meinem vollen Terminkalender beschäftigt. Dennoch freue ich mich besonders auf einen Termin Anfang Dezember. Dann nämlich machen wir einen vorweihnachtlichen Ausritt, organisiert von den Stallbesitzern. Picknick mit Æbleskiver und warmem Kakao inklusive. Und die Dänen wären nicht die Dänen, wenn es nicht nach dem Ritt noch ein hyggeliges Zusammensein mit noch mehr Essen gäbe (und natürlich eine Portion extra Möhren für unsere Pferde). Schon klar, dass sich nicht jeder so entspannt durch die Vorweihnachtszeit tragen lassen kann. Aber sich ein bisschen mehr Zeit freizuschaufeln für die schönen Dinge des Lebens - da kann man sich schon was abgucken von den Dänen.
Nur das mit der Weihnachtsbeleuchtung, das setzt mich irgendwie unter Zugzwang. Ich geh' jetzt in den Schuppen. Die Lichterkette vom letzten Jahr suchen.