#Hyggepost aus Dänemark: Hier sind die Störche TV-Stars
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und berichtet über ihren Alltag. Dieses Mal dreht sich alles um ein Storchen-Phänomen, das sie erst nach ihrem Umzug kennengelernt hat.
Die ersten sind nach einer langen Reise wieder bei uns gelandet: diese erhabenen, schwarz-weißen Vögel mit den roten Schnäbeln und Beinen, deren Rückkehr jedes Mal gefeiert wird. Auf beiden Seiten der Grenze. In Schleswig-Holstein haben die Storchenbetreuer die ersten Tiere bereits Anfang Februar im Kreis Segeberg entdeckt. Und auch in Sønderjylland (Südjütland) freut man sich über die Rückkehr der ersten Störche des Jahres.
Störche in Dänemark: Mehr als nur Zugvögel
In Schleswig-Holstein ist den Medienschaffenden die Ankunft der Störche durchaus den einen oder anderen Artikel wert. Auch im Radio und Fernsehen wird die Ankunft der Störche gefeiert. Das war's dann aber auch. Ganz anders bei uns in Dänemark. Ich kann mich noch gut an die erste Storchensaison in meinem neuen Heimatland erinnern: Da sind die Störche echte Medienstars.
Denn an einem der Nester befestigt der Sender TV Syd in Zusammenarbeit mit den Storchenexperten von storkene.dk Kameras. Über die Storchen-Webcam können die Zuschauerinnen und Zuschauer den kompletten Zyklus live miterleben. Die Ankunft, das Eierlegen und -brüten, das Schlüpfen der Küken - alles live im TV. Inklusive Aufruf an die Zuschauer, dem geschlüpften Nachwuchs lustige Namen zu geben. Und auch eine eigene Webseite hat das Storchennest, damit die Storchenfreunde (das sind nicht wenige, habe ich mir sagen lassen) auch unterwegs immer die aktuelle Entwicklung der gefiederten Stars mitverfolgen können.
Live im TV: Nach dem Abflug kommt die Leere
Na, das ist ja mal ein Auftritt für die Störche, dachte ich seinerzeit, als ich mich die ersten Male ins Storchenprogramm zappte. Und das mit ganz einfachen Mitteln für den Sender. Und nach dem Abflug ist dann ja wohl wieder zappenduster auf der Mattscheibe. Dachte ich zumindest. Doch der Sender zeigt das Storchennest einfach weiterhin. Nur ohne Störche drin. Ein echtes Phänomen, wie ich finde. Zumal das leere Storchennest so lange gezeigt wird, bis der erste Storch wieder dort gelandet ist.
Über viele Monate guckt man also in ein leeres Storchennest. Und ich weiß aus eigener Erfahrung: Man zappt doch immer mal wieder hin. Da brat' mir einer einen Storch... (für die dänischen Leser: Das ist in Deutschland eine gängige Redewendung).
Warum die Dänen Störche besonders feiern
Auf der Suche nach einer Erklärung klopfe ich wie immer bei meinem Nachbarn an die Tür - dem Mann namens Ove. Wir sitzen mit seiner Frau Jonna bei Kerzenlicht und einem Glas Wein am Küchentisch (ich hatte ja mal erwähnt, dass hygge ganz wichtig ist in Dänemark) und Ove erzählt, warum die Dänen solche Fans der schwarz-weißen Vögel sind. "Als ich Kind war, gab es hier in Dänemark keine Störche. Wenn wir welche sehen wollten, mussten wir nach Deutschland fahren."
Tatsächlich galten 2008 Störche als Brutvögel in Dänemark als ausgestorben. "Und jetzt gibt es wieder acht Storchenpaare in Dänemark", darüber freut sich Ove. Allein vier davon brüten in Sønderjylland - darunter in Smedager. Auch Oves Frau Jonna ist froh, dass die Störche zurück sind in Dänemark. "Das hat was romantisches, idyllisches. Und das Klappern ist toll!"
Jetzt ist mir klar, warum die Störche hier in Dänemark so gefeiert werden. Und sie haben noch etwas Verbindendes: Dass sie es sind, die die Kinder bringen, erzählt man den Lütten auf beiden Seiten der Grenze.
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