Grænzenlos – das deutsch-dänische Online-Magazin
Samstag, 21. Dezember 2024, 08:00 bis
08:30 Uhr
Eine deutsche Tradition in Dänemark
Weihnachtsmärkte sind ursprünglich kein dänisches Phänomen, ihre Wurzeln haben sie in Deutschland. Schon im Mittelalter gab es die ersten Weihnachtsmärkte, die dann in den letzten Jahrzehnten auch in Dänemark immer mehr entstanden sind. Kein Wunder, passt doch das gemütliche Beisammensein bei Punsch, Leckereien und Weihnachtsbeleuchtung gut zum dänischen Hygge (Gemütlichkeit). Das dachte sich auch 1992 der Kaufmann Erik Tygesen aus Tondern. Er besuchte den Lübecker Weihnachtsmarkt und war sich sicher: So etwas bringt auch in Tondern Besucher in die Stadt. Tygesens Det Gamle Apotek (Alte Apotheke), in der es ganzjährig Deko und Geschenkartikel zu kaufen gibt, wurde zur Keimzelle der "Weihnachtsstadt Tondern", die seither jedes Jahr schon früh im November mit einem großen Weihnachtsmannumzug durch die Stadt startet. Die Moderatoren sind in dieser Folge in Tondern unterwegs und sprechen mit Einheimischen und Besuchern über dänische Weihnachtstraditionen und was Weihnachten für sie ausmacht.
Gløgg, Æbleskiver und extra Schwein
Essenstraditionen pflegen die Sønderjyden noch mehr als andere Dänen, heißt es. Da ist zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit der Grønlangkål, ein Grünkohlgericht mit Sahne, dem Kassler ähnlichen Hamburgerryg und Kochwurst. Dieser Klassiker der dänischen Weihnachtsfeier Julefrokost erinnert an Holsteiner Grünkohlgerichte, allerdings gibt es in Sønderjylland noch Brot mit Hering vorweg, gerne auch warme Leberpastete mit Champignons, Eier mit Garnelen, Schweinerippenbraten und vieles mehr. Den Aquavit dazu gibt´s im Gegensatz zu Schleswig-Holstein nicht im geeisten, sondern im zimmerwarmen Glas. Zur Hygge der Vorweihnachtszeit gehören auch Gløgg (mit Rosinen und Mandeln) und Æbleskiver, die es natürlich auch in Tondern an den Weihnachtshütten auf dem Markt gibt. Trotz des Namens enthalten die gebackenen Teigbällchen heutzutage keine Äpfel mehr, in Sønderjylland aber manchmal Pflaumen. Am Weihnachtsabend selbst kommt dann in ganz Dänemark meist Ente mit Rotkohl und Kartoffeln auf den Tisch. Feiner Unterschied: Kartoffelchips sind in Sønderjylland zum Dippen in der braunen Soße beliebt, ebenso wie der Extra- Schweinebraten neben der Ente. Die Tradition mit Würstchen wie in Deutschland findet ihre Entsprechung in der dänischen Bratwurstschnecke. Absolut einig ist sich ganz Dänemark beim Dessert: Mehr als 90 Prozent der Leute essen Risalamande. Klingt französisch, ist aber urdänisch: Milchreis mit geschlagener Sahne und gehackten Mandeln angereichert. Darin versteckt: eine ganze Mandel. Wer sie findet, bekommt ein kleines Extrageschenk.
Die Herzen rot-weiß
An Weihnachten tanzt die traditionelle dänische Familie um den Weihnachtsbaum, bei dessen Schmuck die Julehjerter nicht fehlen dürfen: rot-weiß geflochtene Herzen aus Papier. Das erste geflochtene Herz Dänemarks hat der Dichter Hans Christian Andersen um 1860 gebastelt, allerdings war es grüngold und wahrscheinlich nicht als Weihnachtsschmuck gedacht. Wie das Herz genau zum klassischen Baumschmuck wurde, ist ungeklärt. Sicher ist: Die Farben Rot und Weiß wurden es nach 1864, als Sønderjylland unter deutsche (bzw. preußische) Herrschaft kam. Die dänische Nationalflagge durfte nicht mehr offen gezeigt werden. Daraufhin wurden die Farben Rot und Weiß ein Zeichen des Protests und des Stolzes auf Dänemark. Auch am Weihnachtsbaum. Rot-weiße Weihnachtsdeko kann man auch selbst herstellen, nicht nur aus Papier, sondern auch aus Wolle. Das zeigt der Verein Masker i Marsken den Moderatoren.
- Autor/in
- Simone Mischke
- Anders Køpke Christensen
- Produktionsleiter/in
- Angela Hennemann
- Redaktion
- Maren Grünewald
- Nadina von Studnitz