Heinolds letzte Rede im Landtag: "Fühlt sich verdammt gut an"
Ende Juli gibt die amtierende Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) ihren Posten vorzeitig ab - auf eigenen Wunsch. Im Plenum des Schleswig-Holsteinischen Landtags sprach sie am Freitag ein letztes Mal. Und eines durfte in ihrer Abschiedsrede nicht fehlen - die Zahlen.
Es war das letzte Mal, dass Monika Heinold an das hölzerne Pult des Plenums im Landeshaus trat. Ein letztes Mal, dass sie zu den Landtagsabgeordneten sprach - und ein letztes Mal, dass sie als noch amtierende Finanzministerin Zahlen mitbrachte.
Zahlen einer Politikerinnen-Karriere
28 Jahre war sie in der Landespolitik, 1.016 Mal wurde sie im Landtag aufgerufen. Sieben Wahlen hat sie mitgemacht und in drei unterschiedlichen Koalitionen war sie unter zwei Ministerpräsidenten als Ministerin aktiv.
Nun gibt Monika Heinold zum Ende des Monats ihren Posten vorzeitig ab. Auf eigenen Wunsch kehrt die 65-Jährige der Politik den Rücken zu. Bei einer Pressekonferenz Ende Juni hatte sie ihren Rückzug bereits bekanntgegeben. Über diesen war in der Landespolitik länger schon spekuliert worden.
"Und dann kam ich: jung, weiblich, grün"
In ihrer Abschiedsrede am Freitagmittag kehrte sie inhaltlich zurück zu ihren Anfängen - und zwar ins Jahr 1996. Damals sei in den Ausschüssen noch geraucht worden, die Kleiderordnung war eher konservativ, erzählte sie.
"Und dann kam ich: jung, weiblich, grün - Nichtraucherin. Das ganze Land tanzte Macarena - und auch ich wollte Bewegung in die Politik bringen."
Viel sei seither in der Welt passiert, sagte sie: 11. September, die Finanzkrise, Fukushima, Merkels "Wir schaffen das", Pandemie und Zeitenwende. Aber auch im Land. Mehrere Ministerpräsidenten wechselten sich ab: Heide Simonis (SPD), Peter Harry Carstensen (CDU), Thorsten Albig (SPD) und nun Daniel Günther (CDU).
Und nicht nur Ministerpräsidenten, auch Parteien kamen und gingen, erzählte sie - so wie die Piraten, die Linke und auch die AfD. Der SSW wiederum - er sei gekommen und geblieben. Heinold: "Und Schleswig-Holstein lernte, dass der Machtwechsel zum Wesen der Demokratie gehört".
Auseinandersetzung - ein Wesen der Demokratie
Zum Wesen der Demokratie gehöre aber auch die Auseinandersetzung, so Heinold. "Das ist verdammt anstrengend und tut auch manchmal weh." Was jedoch nicht dazu gehöre, seien anonyme Drohungen, Rassismus, Hass und Hetze. Das verurteile sie entschieden in ihrer Rede. Damit bezog sich die scheidende Grünen-Politikerin auf mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker, die unter anderem im Vorfeld der Europawahl für Aufsehen gesorgt hatten.
An die Abgeordneten richtete sie den Appell, sich weiter den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu widmen. Sie seien es, die hart und viel arbeiten, die sich für die Familie und sozial engagieren würden und für die man schließlich Politik mache. Heinold: "Sie erwarten zurecht von uns, dass wir ihren Alltag nicht schwerer, sondern leichter machen."
Mitgestalten, ob mit oder ohne Abitur
Mit Blick auf die jungen Menschen im Land sagte sie, es lohne sich in Schleswig-Holstein mitzugestalten. Es funktioniere - mit oder ohne Abitur, so Heinold. Sie selbst sei ein Beispiel dafür. Erst machte sie die mittlere Reife und holte später auf einer Fachschule für Erzieher ihr Fachabitur nach.
Und auch die Danksagungen kamen nicht zu kurz. Ausgiebig lobte sie die Zusammenarbeit mit den Fraktionen, ihren Staatssekretären, den Mitarbeitenden der Fraktionen, den Ministerien und dem eigenen Haus. "Passen Sie auf unsere Demokratie auf und passen Sie auch auf sich selbst auf", sagte sie. Letzteres werde auch sie jetzt mehr machen.
"Für mich ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, selbstbestimmt Tschüss zu sagen - und es fühlt sich verdammt gut an."
Mit minutenlangem Applaus und zahlreichen Blumensträußen verabschiedeten sich die Abgeordneten von Monika Heinold, bevor sie ein letztes Mal in die Sommerpause ging.
Silke Schneider übernimmt
Ab August wird Silke Schneider (Grüne) die Nachfolge als Finanzministerin antreten. Sie war bereits von 2014 bis 2020 Staatssekretärin in Schleswig-Holstein. Zur Zeit ist sie Präsidentin des Landgerichts in Lübeck.