Monika Heinold: Die Frau der großen Zahlen
Sie brauchte nicht die große Bühne, um ihre Akzente zu setzen. Jahrelang prägte Monika Heinold die Finanzpolitik in Schleswig-Holstein. Ihr Motor: Sie wollte Verantwortung tragen und mitgestalten.
Seit 28 Jahren ist die Mutter zweier Söhne in der schleswig-holsteinischen Landespolitik aktiv - zwölf Jahre davon als Finanzministerin. Sie hat viel erreicht, das weiß sie, darauf ist sie stolz. Und sie hat viel Glück dabei gehabt. Leise spricht die 65-Jährige, klar, verständlich – das Gegenüber im Blick, interessiert, ob ihre Botschaft ankommt. Sie ist über die Parteigrenzen hinweg anerkannt - war Ministerin in der Küstenkoalition aus SPD, Grünen und SSW unter Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), gehörte der Jamaika-Koalition unter Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ebenso an wie der jetzigen schwarz-grünen Koalition. Doch in den vergangenen Jahren wurde aufgrund multipler Krisen und angespannter Haushaltslage der Gestaltungsspielraum für sie immer geringer.
Direkter Austausch - pragmatische Lösungen
Heinold ist es wichtig zuzuhören. Sie sucht das Gespräch mit ihren Kabinettskollegen, mit den Fraktionen, mit den Mitarbeitern in ihrem Ministerium. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Mitarbeiter aus einer Abteilung direkt ins Ministerbüro gerufen wird. Was früher unter ihren Amtsvorgängern eher zu Irritationen geführt hätte, ist bei Monika Heinold normaler Führungsstil und dient dem direkten Austausch und einer schnellen Lösung. Sie sagt über sich: "Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen, ich, ich, ich, ich kann es besser, ich bin größer, ich bin schöner. Ich sage, bei den Grünen setzen wir nicht aufs Ich, sondern aufs Wir."
Dass man es, gerade als Finanzministerin, nicht immer allen recht machen kann, weiß sie. Wichtig sei es aber, deutlich zu machen, warum man sich für einen Weg entscheidet. Sie ist streitbereit, wenn es um die Sache geht, tritt für ihre Themen ein – beharrlich, angriffslustig, vehement.
Haushalt in schwierigen Zeiten
Die grüne Spitzenpolitikerin ist gelernte Erzieherin, aber inzwischen seit mehr als einem Jahrzehnt die Frau der Zahlen in Schleswig-Holstein. Finanzministerin - eigentlich ein sehr nüchternes Ressort, in dem Glamour ein Fremdwort ist und mit dem man nicht wirklich glänzen kann. Lange Jahre sahen die Finanzen unter ihrer Planung auch dank sprudelnder Steuereinnahmen verhältnismäßig gut aus, der Titel Tilgung fand Einzug in den Landeshaushalt - bis zur Corona-Pandemie.
Plötzlich musste Monika Heinold abweichen von ihrer eingeübten Haushaltsführung, musste Milliarden-Nothilfe-Programme ermöglichen. Nur schwer fand die stellvertretende Ministerpräsidentin in der Jamaika-Koalition zunächst ihre Rolle in der Pandemie neben Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) und Ministerpräsident Daniel Günther. Statt den Sparkurs voranzutreiben, musste sie ungeahnte Wege beschreiten, um die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner auch finanziell möglichst gut durch die Krise zu bringen. Corona wirkt nach: "Die kommenden Haushalte werden eine Herkulesaufgabe", sagt sie. "Die finanziellen Herausforderungen für das Land sind enorm."
Schlüsselfigur verlässt das Kabinett
Im Mai 2023 musste sie dann sogar eine vorübergehende Haushaltssperre für das Land verhängen. Und der Haushalt für das laufende Jahr könnte sogar beklagt werden. FDP und SPD prüfen, ob sie Verfassungsklage einreichen. Sie geht in einer Zeit der Krisen und Herausforderungen - für den oder die Nachfolgerin dürfte es schwer werden, nahtlos anzuschließen. Für die schwarz-grüne Koalition verlässt mit Heinold eine Schlüsselfigur das Kabinett - und eine enge Vertraute von Ministerpräsident Daniel Günther.
Kopf frei schwimmen in der Kieler Förde
In den Sommermonaten sieht man Monika Heinold zur Mittagszeit mit Handtuch und Badeanzug regelmäßig zur Badestelle an der Kieler Förde gehen, wo sie dann gemeinsam mit Kollegen aus dem Ministerium ihre Bahnen zieht. Viel Zeit für Hobbys bleibt Heinold nicht in diesen Wochen: schwimmen, fahrradfahren oder Kino. Ihre Tage sind lang zurzeit – tagsüber im Finanzministerium, abends im Gespräch mit den Menschen.
Ihr Auftreten mag bescheiden wirken, doch sie weiß, sich in Szene zu setzen. Eine Frau, die eher im Hintergrund wirkt, sich ihrer Macht aber durchaus bewusst ist und die Möglichkeiten nutzt.