Der Eingang auf das Gelände der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. © NDR Foto: Frank Goldenstein
Der Eingang auf das Gelände der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. © NDR Foto: Frank Goldenstein
Der Eingang auf das Gelände der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. © NDR Foto: Frank Goldenstein
AUDIO: FSG-Betriebsratschef: Löhne sind da, Krise bleibt (1 Min)

FSG-Nobiskrug: Lohn ist ausgezahlt, Krise dauert an

Stand: 04.10.2023 17:13 Uhr

Das Geld hätte bereits am vergangenen Donnerstag da sein sollen, nun kam es. Die Mitarbeiter der Werften FSG und Nobiskrug in Flensburg und Rendsburg haben ihren Lohn erhalten, ihre Sorgen um die Zukunft sind sie damit aber nicht los.

Die 600 Mitarbeiter der Werften der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug in Flensburg und Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) haben mit sechstägiger Verspätung am Mittwoch ihren Lohn für den September bekommen.

Das Geld hätte bereits am vergangenen Donnerstag auf den Konten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein sollen. FSG-Betriebsratschef Jan Brandt spricht von einem großen Vertrauensverlust. Er habe aktuell keinen Kontakt zu Geschäftsführer Lars Windhorst. "Wenn man keinen Kontakt zueinander hat, ist das Vertrauen auch sehr eingeschränkt." Man wisse nicht, wohin er mit den Werften in Flensburg und Rendsburg wolle, so Brandt. Einerseits seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter froh, dass er die Werft übernommen habe. "Aber auf der anderen Seite sehen wir ja im Moment nicht wirklich, dass es hier weitergeht", teilt Brandt mit. Laut Gewerkschaft IG Metall kam es schon mehrfach zu verspäteten Lohnzahlungen. Am Mittwoch haben sich SPD-Bundestagsabgeordnete Sönke Rix und SPD-Landeschefin Serpil Midyatli mit dem Betriebsrat ausgetauscht.

Situation gefährdet den Standort

"Die Situation spitzt sich zu - und der Besitzer dieser Werft muss jetzt tatsächlich liefern und deutlich machen, dass er seriös ist", sagt Rix. Das müsse er dringend im Gespräch mit Bund und Land deutlich machen. Die aktuelle Situation gefährde den Standort, so Rix. Auch Midyatli zeigt sich hinsichtlich des Standorts besorgt. "Die Stimmung bei den Mitarbeitenden ist wirklich grottenschlecht." Ihr sei von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtet worden, die kündigen und ihr Glück woanders suchen wollten. "Und um ehrlich zu sein: Bei dem Fachkräftemangel kann das auch viel schneller gehen, als man denkt." Von daher sei es umso wichtiger, hier ein klares Zeichen zu setzen und zu sagen, dass man den Standort erhalten wolle.

Politik muss Druck erhöhen

Midyatli sieht in diesem Zusammenhang vor allem Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in der Pflicht, den Druck auf den Investor zu erhöhen. "Daniel Günther ist hier massivst gefragt, sich hier wirklich mal mit dem Investor an einen Tisch zu setzen und zu sagen, ich will den Standort hier erhalten in Schleswig-Holstein und was kann unser Beitrag sein."

Probleme bestehen schon länger

Zuletzt waren vor gut einem Monat Teile der Krankenversicherungsbeiträge verspätet gezahlt worden. Bernd Klemme, Betriebsratsmitglied bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, betont, dass die Probleme kein Einzelfall seien. "Die Stimmung ist schlecht. Wir kämpfen jeden Monat - seit einem Jahr geht das jetzt schon bald. Wir verstehen einfach das Geschäftsmodell unseres Gesellschafters nicht, was dahintersteckt, wie diese Werften hier geführt werden. Jeden Monat wird dasselbe Spiel gespielt - wir verstehen es einfach nicht." Windhorst hatte in der Vergangenheit mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Im Frühjahr hatte er seine Millionen-Anteile am damaligen Fußball-Bundesligisten Hertha BSC verkauft. Es gibt aktuell Berichte über Zahlungsschwierigkeiten der Tennor Holding.

IG Metall: Werft könnte Beitrag zur Energiewende leisten

Erst im Dezember hatte das Bundeswirtschaftsministerium die Zusage über eine Förderung von 62 Millionen Euro für den Bau von drei LNG-Bunker-Schiffen in Aussicht gestellt. Michael Schmidt von der IG Metall sagte dazu: "Wir haben oft hier mit Robert Habeck gestanden. Dass die Werft einen Beitrag zur Energiewende leisten kann - davon bin ich auch überzeugt. Nur ich weiß, dass durch das Verhalten des Gesellschafters und des Geschäftsführers mittlerweile Leute auf dem Sprung sind und den Betrieb verlassen wollen." Seine größte Sorge sei, dass solche Projekte nicht umgesetzt werden könnten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.10.2023 | 12:00 Uhr

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