Dithmarschen: Landwirtschaft unter Photovoltaik-Paneelen
Flächenfraß ist ein häufiger Kritikpunkt, wenn es um die Errichtung neuer Solaranlagen geht. Bei einem geplanten Solarfeld in Dithmarschen sollen Photovoltaik- und Landwirtschaft kombiniert werden.
Häufig scheitern geplante Solarfelder am Votum der Anwohner. Mal fühlen sie sich übergangen, mal kritisieren sie, wertvolle Ackerbaufläche gehe verloren. Bei einem geplanten Solarfeld in Dithmarschen ist das anders. Dort plant ein Projektentwickler zusammen mit einem Landwirt beides: Photovoltaik und Landwirtschaft auf derselben Fläche, genannt Agrophotovoltaik. Diese Idee stieß bei Anwohnern und der Kommunal-Politik in St. Michaelisdonn im Kreis Dithmarschen auf große Akzeptanz. Die Gemeindevertretung hat den Solarplänen einstimmig zugestimmt.
Agrar und Solar zusammen gedacht
Projektentwickler Jan Peter Ehlers hat vor einiger Zeit Landwirt Walter Ploog kennen gelernt. Ihm gehören große Ackerflächen. Auf diesen wollten beide etwas mit regenerativen Energien machen. "Wir wollten aber kein Standard-Solar machen," sagt Jan Peter Ehlers. "Sondern Agrar und Solar unter einen Hut bringen. Es werden schon genug Flächen verbraucht und wir wollen das anders machen."
Höherer Ertrag durch Verschattung
Landwirtschaft und Photovoltaik gleichzeitig - das gibt es bereits in Baden-Württemberg. Die Paneele auf den Feldern sind auf fünf Meter hohen Pfeilern angebracht, so dass ein Traktor darunter passt. Allerdings stehen die Pflanzen dann im Schatten. Andreas Schweiger, Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart, hat die Folgen der Verschattung auf den Pflanzenwuchs untersucht. Bei normaler Witterung leiden die Pflanzen unter der Verschattung, sagt er. Nicht aber in trockenen Jahren. "Gerade in trockenen Jahren kann eine Anlage die Transpiration stark minimieren", so sein Fazit. So war bei seinen Untersuchungen der Ertrag bei Kartoffeln und Sellerie höher, obwohl sie im Schatten wuchsen. Denn unter den Paneelen war der Ackerboden feuchter als auf einer Referenzfläche. Die geplante Anlage in Dithmarschen soll jedoch nicht auf so hohen Pfeilern stehen wie in Baden-Württemberg. Entwickler Jan Peter Ehlers plant nur mit einer Höhe von maximal dreieinhalb Metern, um Unfälle durch Windlasten zu vermeiden.
Blühwiesen kommen gut an
Landwirt Walter Ploog weiß noch nicht genau, wie er die Fläche unter den Paneelen nutzen will. Zum Teil soll die Natur sich selbst überlassen bleiben. Das begrüßt Marcus Hrach, Geschäftsführer vom Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein: "Es gibt viele Möglichkeiten in Schleswig-Holstein auf diesen Flächen Naturschutz zu betreiben, mit Blühwiesen zum Beispiel. Es gibt mehrere Anlagen, unter denen sich geschützte Arten angesiedelt haben." Das schaffe auch mehr Akzeptanz bei den Bürgern und den Gemeindevertretern. In Dithmarschen will Landwirt Walter Ploog unter anderem Blühstreifen anlegen. Außerdem denkt er über den Anbau von Heidelbeeren nach. Voraussetzung dafür sind Paneelreihen, die mindestens 4,50 Meter weit auseinanderstehen.
Auch Nutztierhaltung als Option
Neben der landwirtschaftlichen Nutzung soll die Anlage natürlich auch Strom erzeugen und wirtschaftlich sein. Für den maximalen Stromertrag muss Jan Peter Ehlers in den kommenden Wochen den optimalen Modulmix entwickeln. Die Module haben Ost-West Ausrichtung. Denn dann liefern sie Strom, wenn er gebraucht wird, nämlich morgens und abends. Die Paneele könnten trichter- oder auch giebelförmig sein. Für eine Giebelform spricht laut Ehlers die Möglichkeit zur Hühnerhaltung. Für die Trichterform spricht die bessere Erreichbarkeit. Hier könne man leichter Saat ausbringen und besser mähen: "Wir werden beides machen, um mit den verschiedenen Variationen Erfahrungen zu sammeln", sagt er.
Investoren sind gefunden
Der Solarstrom soll ins Netz eingespeist und vermarktet werden. In der Regel liegen derartige Anlagen an Autobahnen, Bundesstraßen oder Bahngleisen und werden finanziell gefördert. Das ist hier anders. Die Felder befinden sich in der Nähe einer Landstraße. Förderungen gibt es dafür nicht. Trotzdem sei es kein Problem für Jan Peter Ehlers gewesen, Investoren für das Millionenprojekt zu finden. Sie kommen alle aus dem Kreis Dithmarschen und sind sich sicher, dass sich die Investition in die erste Agrophotovoltaik-Anlage Dithmarschens lohnt.