Diako: Flensburger Klinik entlässt bis zu 110 Mitarbeiter
Weniger Mitarbeiter, mehr Effizienz: Das Sanierungsverfahren des Diako Krankenhauses in Flensburg schreitet voran. Bis zu 110 Beschäftigte müssen gehen. Die Klinik will Ambulanzen zentralisieren.
Es ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen kirchlichen Träger, das wissen auch die Verantwortlichen der evangelisch-lutherischen Diakonissenanstalt Flensburg: Kurz vor Weihnachten gibt das Diako-Krankenhaus, die größte Tochter der Anstalt, Pläne für den Personalabbau von 75 Vollzeitstellen bekannt - das bedeutet den Wegfall von 110 Arbeitsplätzen. Inwieweit das Krankenhaus in seinem Insolvenzverfahren Kündigungen durch Verrentungen oder auslaufende Verträge verhindern wird, entscheidet sich in den Verhandlungen zwischen Diako-Vorstand und Mitarbeitervertretung. Bis Ende Januar soll feststehen, wer gehen muss. Im Diako-Krankenhaus arbeiten derzeit 1.400 Beschäftigte.
"Das geht an niemandem spurlos vorbei"
Man könne sich keine Verzögerungen im Schutzschirmverfahren leisten, um das Krankenhaus so schnell wie möglich in ruhiges Fahrwasser zu bringen, teilt die Klinikleitung mit. “Mit der Gewissheit, dass ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten werden kann, habe ich mich daher schweren Herzens entschlossen, trotz der nahenden Feiertage die Beschäftigten und die Öffentlichkeit zu informieren“, sagte Geschäftsführer Ingo Tüchsen. Die Patientenversorgung sei sichergestellt. Die Stimmung in der Belegschaft sei sehr angespannt, die Mitarbeiter würden sich jetzt Klarheit wünschen. Im Pflegedienst und in der Geburtshilfe wolle die Klinik weiter Personal aufstocken. Das medizinische Angebot werde nicht eingeschränkt.
Diako will Ergebnis um 15 Millionen Euro verbessern
Bis zum geplanten Ende des Sanierungsverfahrens Ende Juni 2023 soll das Krankenhaus sein Jahresergebnis um etwa 15 Millionen Euro verbessern, sagt Tüchsen. Das soll durch Einsparungen im Einkauf und zentralisierte Strukturen insbesondere in den Ambulanzen gelingen. Die Klinik will durch eine verbesserte Arbeitsaufteilung in Zukunft auch den kurzfristigen Einkauf von Fremdpersonal verringern. Das sei nämlich zweieinhalb Mal so teuer wie eigene Mitarbeiter. Die laufenden Kosten des Diako Krankenhaus liegen nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein bei etwa zehn bis elf Millionen Euro pro Monat. Auf die Planungen zum Bau eines Zentralklinikums mit den Maltesern habe das Insolvenzverfahren keine Auswirkungen.
"Wenig Spielraum"
Die Diako Krankenhaus GmbH hatte am 22. November wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Bei der Sanierung in Eigenverantwortung handelt es sich um das gängige Insolvenzverfahren für Krankenhäuser, weil diese Einrichtungen durch die vielen staatlichen Forderungen im Gegensatz zu anderen Branchen "wenig Spielraum für Sanierungshebel" haben, wie die Generalbevollmächtigten der Diako mitteilen. Zu diesen Bevollmächtigten zählt neben einer Kanzlei auch eine Unternehmensberatung.
Diako: Rechnungen nach dem 22. November werden bezahlt
Als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage nannte die Diako neben den Folgen der Corona-Pandemie auch die Inflation und die gestiegenen Energiepreise. Rechnungen, die vor dem 22. November bei der Klinik eingegangen seien, würden gemäß Insolvenzrecht nicht beglichen. Allen Zahlungsforderungen nach diesem Datum kommt die Klinik laut Geschäftsführer Tüchsen nach. Zur Höhe der offenen Rechnungen äußerte sich Tüchsen nicht.
Die Personalkosten der Klinik zahlt der Staat noch bis Ende Januar in Form eines Darlehens, danach sollen die Gehälter wieder aus dem Krankenhaus-Vermögen bezahlt werden. Die Töchter des Diako Krankenhauses sind laut Diakonissenanstalt nicht von der Insolvenz bedroht, aber auch bei den Gesellschaften Diako Service GmbH und Menü-Service-Nord GmbH sollen die Strukturen "auf ein marktgerechtes Niveau" angepasst werden.