Der Norden schwitzt bei mehr als 30 Grad - Abkühlung in Sicht
Am Donnerstag sind die Temperaturen vielerorts im Norden auf mehr als 30 Grad geklettert. Ein Bundesland stellte sogar einen Hitzerekord für 2024 auf. Abkühlung ist in Sicht - aber nicht für lange Zeit.
Am Donnerstag war Sonnenschutz Pflicht, denn die Sonne strahlte mit voller Kraft. Heiße Luft aus dem Süden sorgte für einen der heißesten Tage in diesem Jahr. Für Schleswig-Holstein wurde ein Höchstwert von knapp 32 Grad gemessen, 33 Grad waren es in Hamburg und Niedersachsen. In Mecklenburg-Vorpommern wurde mit gut 34 Grad sogar ein Hitzerekord für dieses Jahr aufgestellt.
Schleswig-Holstein: 31,9 Grad in Grambek
Am heißesten wurde es in Schleswig-Hostein in Grambek im Kreis Herzogtum Lauenburg mit 31,9 Grad - zumindest laut den Messungen von Wetterwelt an einer Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Ob es anderswo im Land noch heißer war, ist nicht mit Sicherheit auszuschließen: Andere Stationen als die des DWD meldeten sogar bis zu 33 Grad in Geesthacht und Lauenburg.
In Schleswig-Holstein ist der bisherige Hitzerekordhalter für 2024 Quickborn (Kreis Pinneberg) mit 32,5 Grad. Das war Ende Juli. Auch am Donnerstag lag Quickborn unter den wärmsten Orten mit 30,2 Grad. In Wittenborn (Kreis Segeberg) kletterte das Thermometer auf bis zu 30,6 Grad. Auch in vielen anderen Orten, zum Beispiel Kiel oder Itzehoe (Kreis Steinburg), lagen die Höchsttemperaturen um die 30 Grad. Auf Fehmarn wurden 28,7 Grad erreicht, auf Sylt immerhin 24,5 Grad.
Übrigens: Der Allzeit-Hitzerekord im Land wurde am 9. August 1992 mit 38 Grad in Lübeck-Blankensee erreicht - dieser Rekord blieb auch am Donnerstag unangetastet.
Hohe Temperaturen nur von kurzer Dauer
Für die hohen Temperaturen sorgte das abziehende Hoch "Piet" über Schleswig-Holstein, so NDR Schleswig-Holstein Wetterexperte Sebastian Wache. Am Donnnerstagnachmittag zeigte sich aber bereits Abkühlung von der Westküste her. Grund dafür sei der Westwind, der kalte Luft aus Schottland mitbringe, so Wache.
Außerdem folgt diesmal auf das abziehende Hoch direkt ein weiteres. Deshalb sind am Freitag zunächst deutlich niedrigere Temperaturen von knapp über 20 Grad zu erwarten. Auch das zweite Hoch zieht dann Anfang kommender Woche nach Skandinavien weiter - dann wird es wieder wärmer in Schleswig-Holstein.
Mecklenburg-Vorpommern: Hitzerekord mit 34,3 Grad in Anklam
In Mecklenburg-Vorpommern wurde ein neuer Hitzerekord aufgestellt. 34,3 Grad wurden in Anklam gemessen - der höchste Wert für einen 29. August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in dem Bundesland. Vor allem im Binnenland war es sehr warm - bei Höchstwerten von 31 Grad in Dassow bis 34 Grad in Mirow. Auch an der See wurden zwischen 28 und 32 Grad erreicht, zum Beispiel auf Usedom. Ab dem späten Nachmittag zogen auch hier Wolken auf. Für Donnerstagabend und Freitag wurden Schauer und Gewitter vorhergesagt.
Hamburg: 33 Grad an der Bille und in Veddel
Die Höchstwerte in Hamburg lagen bei 33 Grad an der Bille und im Stadtteil Veddel. Auch in Neuengamme war es mit 32 Grad sehr heiß. Nahezu überall in der Hansestadt wurde die 30-Grad-Marke geknackt. Für Donnerstagabend wurde auch in Hamburg mit Schauern und Gewittern gerechnet - in der Nacht zu Freitag sollten diese eventuell noch anhalten.
Niedersachsen: 33 Grad in Bovenden und Lüchow
In Niedersachsen lagen die Höchstwerte am Donnerstag bei 26 Grad in Krummhörn-Greetsiel und bei 33 Grad in Bovenden und Lüchow. Auch in den Städten Göttingen und Wolfsburg zeigte das Thermometer zwischenzeitig 33 Grad an. Vereinzelt gab es in Niedersachsen sogar Hitzefrei. Auf den Inseln wurden zwischen 20 Grad auf Borkum und 23 Grad auf Wangerooge gemessen. Für Donnerstagabend wurden vom Leine- und Weserbergland sowie von der Ems her vereinzelt Schauer und kräftige Hitzegewitter vorhergesagt. Auch in der Nacht zu Freitag sollten diese womöglich noch anhalten.
Durchschnittlicher Sommer mit wechselhaftem Wetter
Solche Wetterlagen sind laut Wetterexperte Wache üblich für den Sommer. Wache spricht von einem "Schaukelsommer": Erst gibt es Temperaturen bis 30 Grad, dann zieht das Hoch weiter, ein Tief folgt, es kommt zu Abkühlungen, Regen, teilweise Überflutungen. Und diese Wechsel aus Hochs und Tiefs gab es diesen Sommer laut Wache besonders häufig.
Analyse: Temperaturen drei Grad höher als üblich
Bundesweit ist es im August bislang drei Grad wärmer als üblich. In Schleswig-Holstein waren die Sonnenstunden über die Monate Juni, Juli, August laut Wache in einem normalen Bereich. Die Temperaturen waren im nördlichsten Bundesland aber im Durchschnitt etwa 1 bis 1,5 Grad höher als üblich.
Beim Niederschlag gab es in Schleswig-Holstein große Unterschiede. Die Nordseeküste verzeichnete bis zu 40 Prozent mehr Regen als üblich. In der Osthälfte hingegen gab es weniger Regen. So kam in Kiel etwa 30 Prozent weniger runter als üblich. Starkniederschläge gab es in diesem Jahr ebenfalls nur punktuell. Deutschlandweit hat es im August weniger geregnet als sonst.
Trotz meteorologischem Herbstanfang: Sommer geht in Verlängerung
Auch wenn am Sonnabend der Sommer meteorologisch zu Ende ist, ganz vorbei ist es mit den hohen Temperaturen noch nicht ganz: Zwar kann es am Sonntag vereinzelt auch Gewitter geben, aber spätestens Mitte kommender Woche klettern die Temperaturen noch einmal auf 27 oder 28 Grad, eventuell sind auch 30 Grad möglich, sagt Wache. Ansonsten bleibt es eher bei Temperaturen um die 20 Grad, vereinzelt kann es auch Regenschauer geben.
Baden im Freibad teilweise bis Mitte September möglich
Einige Freibäder in Norden haben wegen der guten Wetteraussichten ihre Saison verlängert: Noch bis zum 15. September haben in Schleswig-Holstein beispielsweise die Kieler Freibäder Katzheide und Eiderbad Hammer nach eigenen Angaben geöffnet. Und auch im Freibad Schlutup in Lübeck, im Freibad Poggensee in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) oder im Freibad Kellinghusen (Kreis Steinburg) kann noch bis Mitte September draußen geschwommen werden - sofern das Wetter passt.
Wer es hingegen auch etwas kälter mag, kann noch gut im Meer baden gehen. In der Nordsee hat das Wasser etwa 20 Grad Celsius, in der Ostsee ist es 18 bis 19 Grad warm (oder kalt). Denn der kräftige Westwind der vergangenen Tage hat dafür gesorgt, dass das warme Oberflächenwasser weggetragen wurde, kühleres Tiefenwasser wurde nachgeholt, erklärt NDR Wetterexperte Wache.
DLRG: An heißen Tagen besonders viele Badeunfälle
Für die Rettungschwimmerinnen und Rettungschwimmer an den Küsten bedeuten viele badelustige Gäste allerdings auch viel Arbeit. Wenn es so heiß wird wie am Donnerstag, kommt es laut DLRG-Sprecher Martin Holzhause oft zu besonders vielen Einsätzen. Denn dann seien auch mehr ungeübte Schwimmerinnen und Schwimmer unterwegs, die sich möglicherweise überschätzen. Dazu kommen Strandbesucher mit Hitzschlag oder Sonnenstich.
Mit dem Ende der Sommerferien endet an den meisten DLRG-Wachstationen am Wochenende die Hauptsaison. Bisher blickt die DLRG auf arbeitsreiche Monate zurück: Bis Ende August gab es an Nord- und Ostsee bereits 124 Einsätze, im vergangenen Jahr waren es in der gesamtem Saison nur 123. Besetzt sind die meisten Stationen noch bis Mitte oder Ende September.