CO2-Einlagerung in Schleswig-Holstein bald im großen Stil?
Der Landtag hatte die umstrittene CCS-Technik, bei der CO2 im Meeresboden verpresst wird, abgelehnt. CDU und Grüne im Land können sie sich mittlerweile unter strengen Regeln vorstellen. Die Ampel-Koalition will jetzt offenbar noch einen Schritt weiter gehen.
Schleswig-Holstein will bis 2040 das erste klimaneutrale Industrieland werden. So steht es im Koalitionsvertrag. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, haben die Grünen im Land im Januar dem Verpressen von CO2 - dem sogenannten CCS-Verfahren - unter "strengen ökologischen Voraussetzungen und mit klaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" zugestimmt. Beispielsweise sollten CO2-Rest-Emissionen aus der Zementproduktion oder Müllverbrennung verpresst werden.
Jetzt soll die Einlagerung offenbar in "größerem Stil" erlaubt werden: Die Bundesregierung plant in ihrer Kraftwerksstrategie, das CCS-Verfahren unter anderem auch für Gaskraftwerke zuzulassen. Es ginge dann also nicht mehr nur um Rest-Emissionen, sondern um wesentlich mehr CO2, das eingelagert werden müsste - und das sorgt in Schleswig-Holstein für Kritik. Zuerst hatte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag darüber berichtet.
Goldschmidt: CO2-Verpressung nur für unvermeidbare Emissionen
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sieht die neuen Pläne kritisch. Er sagte NDR Schleswig-Holstein, grundsätzlich könne die Verpressung von CO2 nur für unvermeidbare Rest-Emissionen eine Option sein. Emissionen aus Gaskraftwerken gehören seiner Meinung nach nicht dazu. Auch Umwelt- und Naturschutzverbände sehen die Pläne der Berliner Ampel-Koalition kritisch. Die Abhängigkeit von fossilem Erdgas werde dadurch unnötig in die Länge gezogen. Das Erreichen der Klimaneutralität sei massiv gefährdet, so die Verbände.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will demnächst eine "Carbon-Management-Strategie" vorlegen. Was darin enthalten sein wird, ist noch unklar. Möglich ist aber, dass dann CO2 wie bereits in Norwegen oder Dänemark unter der Nordsee oder an Land verpresst werden könnte.