Mehrere Kühe stehen nebeneinander und werden geimpft. © NDR Foto: Pia Klaus
Mehrere Kühe stehen nebeneinander und werden geimpft. © NDR Foto: Pia Klaus
Mehrere Kühe stehen nebeneinander und werden geimpft. © NDR Foto: Pia Klaus
AUDIO: Der Stand der Blauzungenkrankheit in SH (2 Min)

Blauzungenkrankheit: Impfungen laufen, Infektionszahl steigt

Stand: 21.08.2024 18:22 Uhr

Anfang August ist die Blauzungenkrankheit auch in Schleswig-Holstein angekommen. Mittlerweile sind laut Landwirtschaftsministerium 89 Schaf-und Rinderhaltungen betroffen. Mehr und mehr Landwirte lassen ihre Tiere zurzeit impfen.

Es besteht keine Gefahr für Verbraucher - doch wenn die Blauzungenkrankheit in einem Stall Einzug hält, leiden Tiere - und Landwirte. Schafe und Rinder sind vor allem davon betroffen, haben verschiedene Krankheitssymptome bis zu Fehlgeburten und Tod. Das Virus wird über eine Stechmücke, die Gnitze, übertragen. Auch Ziegen, Alpakas, Lamas und Wildwiederkäuer können sich anstecken. Am 8. August hatte das Landwirtschaftsministerium mitgeteilt, dass das Virus erstmals in Schleswig-Holstein nachgewiesen wurde. Mittlerweile sind positive Befunde aus insgesamt 89 Rinder-und Schafhaltungen im Land beim Landwirtschaftsministerium eingegangen. Das teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Vor knapp einer Woche waren es nur 21 Betriebe.

Festgestellt wurde die Krankheit in folgenden Kommunen:

Landwirte waren in Sorge wegen Impfnebenwirkungen

Nach dem Ausbruch der Tierseuche in Schleswig-Holstein haben Landwirtschaftsministerium und Bauernverband Betriebe mit Schafen und Rindern dazu aufgerufen, ihre Tiere impfen zu lassen. Waren Landwirte anfangs noch zögerlich wegen möglicher Risiken, komme mittlerweile "Schwung in das Impfgeschehen", berichtet Uwe Scheper, Vertrauensperson für Tierschutz in der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Viele würden sich mittlerweile dazu entscheiden, die Impfung vornehmen zu lassen: "Also zunächst war es so, dass die Landwirte natürlich Sorge hatten, ob es Nebenwirkungen geben kann bei den Impfstoffen. Das kann passieren - aber bei den stabilen Betrieben eigentlich nicht." Ein Grund für die Unsicherheit ist, dass der Impfstoff noch nicht offiziell zugelassen ist, sondern im Rahmen einer bundesweit gültigen Eilverordnung gestattet wird.

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Blauzungenkrankheit sorgt für beschäftigte Tierärzte

Durchschnittlich kostet die Impfung eines Tiers in Schleswig-Holstein zehn Euro, inklusive eines Zuschusses vom Land. Laut Agrarministerium beträgt der ein Euro pro Schaf und zwei Euro pro Rind, das zweimal geimpft werden muss. Uwe Scheper sagt - für einige Landwirte sei das dann eine Abwägungssache, weil Betriebe mit 300 Tieren schätzungsweise 3.000 Euro bezahlen müssen.

Weil aber sowohl Ministerium, als auch Landwirtschaftskammer und Bauernverband dazu geraten haben, die Impfung vorzunehmen, seien viele mittlerweile pro Impfung, berichtet Scheper: "Ich habe jetzt gehört, dass die Tierärzte doch sehr stark unterwegs sind, um eben noch ganze Bestände zu impfen." Auch der Bauernverband bestätigt, dass die Impfungen von den Tierhaltern mittlerweile gut angenommen werden und sie insgesamt sehr besonnen mit der Lage umgehen. Und das Ministerium untermauert das mit Zahlen: Von 6.600 Rinderhaltungsbetrieben im Land ließen 375 ihre Tiere impfen, bei den knapp 1.000 Schafhaltungsbetrieben ist es sogar fast die Hälfte. Klar ist aber auch - bis der Impfstoff wirkt, dauert es bis zu acht Wochen.

Virus für Menschen nicht gefährlich

Wie viele Tiere genau sich derzeit im Land angesteckt haben, ist noch unklar. In Deutschland nahm die Ausbreitung im Sommer 2024 an Fahrt auf. Laut Ministerium konnte es bislang in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein nachgewiesen werden. Das Landwirtschaftsministerium betont, dass für Menschen keine Gefahr besteht - der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten bleibe unbedenklich.

Fehlgeburten und Tod möglich

VIDEO: Landwirte in Sorge vor Blauzungenkrankheit (3 Min)

Bei infizierten Tieren verläuft die Krankheit häufig sehr schmerzhaft: Bei Schafen kann es laut Friedrich-Löffler-Institut unter anderem zu Schaumbildung vor dem Maul kommen. Die Schafe können lahmen, bei tragenden Tieren kann die Erkrankung zur Fehlgeburt führen. Ein Schafhalter habe ihm erzählt, berichtet Uwe Scheper, dass Schafe auch "sehr schnell einfach tot umfallen können". Bei Rindern sind nach Angaben des Instituts zufolge Entzündungen der Zitzenhaut und Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien möglich. "Man kann dann eben mit Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Mitteln etwas den Verlauf lindern, aber eben nicht konkret behandeln", so Scheper.

Das Landwirtschaftsministerium erneuert in dem Zusammenhang seinen Aufruf zur Impfung: "Grundsätzlich gilt: Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle."

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 21.08.2024 | 17:00 Uhr

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