Viehhalter in SH in Sorge wegen Blauzungenkrankheit
Mehrere Kreise in Schleswig-Holstein haben den Ausbruch der Blauzungenkrankheit in ihrer Region bestätigt. Landwirte sollten schnell handeln, mahnen Bauernverband und Landwirtschaftsministerium. Bei einigen Tierärzten ist die Nachfrage nach Impfstoffen gestiegen.
Für Kühe, Schafe und andere Wiederkäuer ist die Blauzungenkrankheit schmerzhaft und sie kann tödlich enden. Schützen können Halter ihre Herden mit einer Impfung, rät das Landwirtschaftsministerium in Kiel, zumindest vor schweren Verläufen. In den vergangenen Wochen waren die Landwirte eher zurückhaltend mit Impfungen. Der Bauernverband Schleswig-Holstein sieht einen Grund in den vorhandenen Impfstoffen.
Impfstoffe nicht zugelassen
Auf dem Markt sind aktuell drei Impfstoffe, die gegen die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) helfen sollen. "Aber nicht einer davon hat eine Zulassung", erklärt Maike Schwerdtfeger vom Bauernverband Schleswig-Holstein. Sie selbst lebt auf einem Milchviehbetrieb und beobachtet die aktuelle Entwicklung mit Sorge. Die Nutzung sei zwar gestattet und es sei auch genug Impfstoff vorhanden, aber daher komme die bisherige Zurückhaltung der Bauern beim Impf-Thema.
Das Landwirtschaftsministerium sieht in den Impfungen einen wirksamen Schutz, gibt allerdings zu bedenken, dass dieser erst nach mehreren Wochen eintrete. Deshalb sollten Viehhalter auch auf Repellentien setzen, also Substanzen, die die Überträger-Mücken fernhalten sollen. Das Land unterstützt Viehhalter bei Impfungen auch finanziell und betont, dass die vorhandenen Stoffe durch den Bund freigegeben worden seien. Auch eine vorübergehende Haltung im Stall sei eine Möglichkeit, die Tiere vor den Mücken zu schützen.
Tierarzt: "Telefone stehen nicht mehr still"
Inzwischen scheint bei Viehhaltern in Schleswig-Holstein ein Umdenken stattgefunden zu haben. Bei Veterinär Gregor Gründer aus Neumünster und seinen Kollegen melden sich immer mehr Bauern. "Die Landwirte bekommen Angst und möchten, dass ihre Tiere möglichst schnell geimpft werden", so Gründer. Bereits in den vergangenen Monaten seien in Schleswig-Holstein einige Tausend Tiere geimpft worden. Eine große Gefahr bestehe vor allem für Schafe, die deutlich häufiger an den Folgen der Blauzungenkrankheit verenden als Rinder. Aber auch sie leiden stark unter der Erkrankung, zudem komme es häufig zu Fehlbildungen bei Kälbern oder sogar Fehlgeburten. Die Folge: großes Tierleid und wirtschaftliche Verluste für die Landwirte.
Keine Aufstallungspflicht
Anders als zum Beispiel bei der Geflügelpest müssen Tierhalter ihre Herden nicht in die Ställe sperren. Denn das Virus wird ausschließlich über Gnitzen übertragen, also über kleine Stechmücken. Eine Übertragung von Tier zu Tier findet nicht statt. Jeder Viehalter sollte allerdings seinen Bestand genau beobachten, rät der Bauernverband. Sollten Symptome der Blauzungenkrankheit auftreten - beispielsweise Apathie oder Abgeschlagenheit - müsse der Tierarzt eingeschaltet werden.