Wenn die Vogelgrippe zuschlägt - ein Landwirt erzählt
16.000 Legehennen mussten vergangenen Dezember getötet werden. Für Landwirt Momme Vollquardsen aus Nordfriesland eine Katastrophe. Doch er gibt seinen Betrieb nicht auf und fängt noch einmal von vorne an.
Wenn die Nonnengänse über den Hof von Landwirt Momme Vollquardsen ziehen, wird er heute noch leicht nervös. Gerade erst sind rund 10.000 neue Legehennen in den Marienhof in Reussenköge im Kreis Nordfriesland eingezogen. Im vergangenen Dezember hatte die Vogelgrippe bei ihm zugeschlagen. 16.000 Tiere mussten gekeult werden.
Überträger war wohl eine Wildgans. Auf die sind er und seine Frau Katrin Vollquardsen nicht gut zu sprechen. "In den Wintermonaten hocken die überall hier rum, das ist nicht gut", sagt er mit Blick auf seine Legehennenhaltung. Weil seine Hühner sich dort auch im Freilaufgelände aufhielten, müssen sie im Dezember Kontakt mit einer infizierten Gans oder dessen Kot gehabt haben, da ist sich der Landwirt sicher. Vor allem die Wildvögel in Wattenmeernähe in Dithmarschen und Nordfriesland sind häufig Träger des Virus, so das Landwirtschaftsministerium. Seit November wurde es in insgesamt 93 Wildvögeln in neun Kreisen nachgewiesen. Alleine 40 davon an der Westküste.
Plötzlich ging alles sehr schnell
Im Dezember ging auf dem Marienhof alles sehr schnell. Ein ganzer Stall mit etwa 6.000 Tieren war betroffen, die Vögel verendet - nur 26 überlebten. Das sofort eingeschaltete Veterinäramt entschied, alle Hennen aus zwei Gebäuden vorsorglich keulen zu lassen. Ein drittes, gerade neu gebautes Gebäude mit rund 10.000 Tieren blieb verschont. Auch die Eier dort durften weiter verkauft werden. "Das waren ein paar Scheißtage muss man ehrlich sagen. Da waren wir doch alle emotional ziemlich angekratzt, haben uns das Ganze, wo die Aktion hier war, auch nicht angeguckt", erinnert sich Momme Vollquardsen.
"Das ist so das Schlimmste, was einem Tierhalter passieren kann." Landwirt Momme Vollquardsen
Mit der "Aktion" meint er die Tötung seiner Hennen. "Es war schon so, dass, wenn man hier hin kam, dass war so eine gespenstische Ruhe. Das ist nicht so einfach zu ertragen, das Ganze", erzählt der Landwirt. Anschließend mussten die Ställe zwei Monate lang gereinigt und desinfiziert werden. Die Kosten dafür, für den Leerstand und den Verlust durch vernichtete Eier, muss der Marienhof selbst tragen. Für die gekeulten Hennen gibt es eine Entschädigung durch den Tierseuchenfond des Landes.
Hoher fünfstelliger Schaden
Momme Vollquardsen überschlägt, dass er wohl auf einem hohen fünfstelligen Betrag sitzen bleiben wird. Dazu kam damals noch die Angst, dass Kunden kein Vertrauen mehr in die Geflügelprodukte des Hofes haben könnten, erinnert sich Landwirtin Katrin Vollquardsen. "Deswegen haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, sehr sehr offen damit umzugehen und allen Kunden auch über die sozialen Medien, wo wir sehr aktiv sind, ganz klar zu sagen, was passiert ist, wie wir dazu stehen, was wir tun." Viele Kunden haben sie durch Zuspruch und Trost und den Kauf der Produkte unterstützt, sagt sie. "Das tat richtig gut!"
Geflügelpest-Situation ist dynamisch
Die Geflügelpest hat das Land weiter im Griff. Die Lage ist dynamisch, so das Landwirtschaftsministerium. Die Zahl der Vogelgrippefälle steigt. Und in vielen betroffenen Kreisen, wie Dithmarschen, Steinburg, Schleswig-Flensburg und der Stadt Flensburg und Nordfriesland muss Geflügel in größeren Betrieben in Ställen gehalten werden. Auch in denen von Familie Vollquardsen. Hier gackert es seit einer Woche wieder. Etwa 10.000 Tiere sind jetzt erstmal nach dem Ausbruch der Geflügelpest hier eingezogen. Sie warten darauf, endlich auch in das Freigehege zu kommen. Ein Risiko für den Bestand, gerade hier in Nordfriesland, weiß Momme Vollquardsen. "Die Tiere sollen aber raus, wenn die Aufstallpflicht weg ist, das ist klar." Ein bisschen Bauchschmerzen vor diesem Termin hat er aber aufgrund seiner Erfahrung aus dem Dezember. Aber, "nützt ja nichts", sagt er und schaut zu seinem Stall.