Erneut Vogelgrippe auf Helgoland? Tote Trottellummen gefunden
Nachdem im vergangenen Sommer viele Basstölpel auf Helgoland an der Vogelgrippe verendet waren, erwischt es nun scheinbar auch die kleineren Trottellummen. Eigentlich sollen die Jungtiere in zwei Wochen ihren ersten großen "Lummensprung" antreten.
Etwa 200 frisch geschlüpfte Lummenküken sind seit Pfingsten tot auf der Nordseeinsel Helgoland (Kreis Pinneberg) aufgefunden worden. Das hat Elmar Ballstaedt vom Verein Jordsand NDR Schleswig-Holstein bestätigt. Seinen Angaben zufolge wurden zudem 20 verendete Altvögel und knapp 20 Dreizehmöwen entdeckt. Zwar seien die Kadaver bisher nur positiv auf das Influenzavirus H5 getestet worden, doch in Ostfriesland konnte die hochansteckende Vogelgrippe H5N1 bereits um Pfingsten an toten Lummen nachgewiesen werden, erklärt Ballstaedt. Die Tiere waren vermutlich von Helgoland aus angespült worden. Das genaue Ausmaß kann Ballstaedt derzeit nicht bewerten. Auch sei ungewiss, wie sich das Virus in den nächsten Wochen bei den Lummen verbreiten werde.
Besonders hohe Ansteckungsgefahr bei Lummen
Anders als die Basstölpel brüten die Lummen lokal und in kleinen Abständen in einzelnen Felsbändern. Hier könnte sich das Virus rasant verbreiten. Die Gruppen haben miteinander allerdings eher weniger Kontakt. Daher ist theoretisch denkbar, dass die Vogelgrippe zwar einzelne Brutgruppen, nicht aber die gesamte lokale Population der Trottellumme auslöschen könnte. In anderen Lummen-Kolonien gibt es laut Verein Jordsand bis jetzt noch keine Probleme mit dem Virus - nur auf Helgoland.
Woher das Virus kommt, ist noch unklar. Im vergangenen Jahr tötete die Vogelgrippe etwa 90 Prozent der Basstölpel-Küken auf Helgoland. Bei der Trottellumme äußert sich H5N1 ähnlich wie bei den Basstölpeln: lethargische Haltung, Wackeln und Fieber. Irgendwann stürzen die Tiere dann den Felsen herunter oder fliegen zum Sterben auf das Meer hinaus.
Bei den Basstölpeln wurden bisher keine toten oder infizierten Tiere gefunden - die Vögel brüten normal. Ein erneuter Vogelgrippe-Ausbruch kann jedoch auch hier nicht ausgeschlossen werden.
Verein und Vogelwarte raten zur Vorsicht
Da Lummenküken zum Beispiel gerne von Möwen gefressen werden, sammeln der Verein Jordsand und die Vogelwarte auf Helgoland die verendeten Tiere nun regelmäßig ein. Sie empfehlen beim Fund von toten Lummen an Stränden und Küsten den Kontakt zu vermeiden und das Ordnungsamt zu informieren. Vor allem Hundebesitzer sollten vorsichtig sein. An den Klippen und an an den Stränden werden nun Schilder aufgestellt.
Zum "Lummensprung" in zwei Wochen war eigentlich ein großes Programm geplant. Dies wird nun vermutlich eingeschränkt: Statt Führungen unter der Klippe soll es nun Rundfahrten geben, bei denen über die Vogelgrippe aufgeklärt werden soll.