Blauzungenkrankheit: Mehr als 1.400 Fälle in Niedersachsen
Mittlerweile sind mehr als 1.400 Fälle der Blauzungenkrankheit in Niedersachsen bekannt. Sie ist nicht nur für Rinder, sondern auch für Schafe und Ziegen gefährlich.
Laut Friedrich-Loeffler-Institut sind in Niedersachsen 1.423 Tiere mit der Blauzungenkrankheit infiziert, das sind bundesweit die zweitmeisten Infektionen (Stand 23. August). Anfang der Woche waren es dem Niedersächsischem Agrarministerium zufolge noch 1.005 Fälle. Die Tierseuche verbreite sich "dramatisch schnell", hatte das Ministerium mitgeteilt. Im Juli gab es 90 nachgewiesene Fälle der Blauzungenkrankheit, im Juni waren es noch weniger als zehn.
Staudte: "Lassen Sie Ihre Tiere impfen!"
Bundesweit sind laut Friedrich-Loeffler-Institut aktuell 4.831 Tiere infiziert. Die meisten Infektionen gibt es demnach in Nordrhein-Westfalen (NRW). Auch in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern sind Fälle bekannt. Das Virus wird von kleinen Mücken, den Gnitzen, übertragen. "Diese Krankheit wird grassieren, solange es warm bleibt", befürchtet daher der Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, Wendelin Schmücker. Wegen des "hohen und dynamischen Infektionsgeschehens" appellierte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) an die Tierhalter: "Lassen Sie Ihre Tiere impfen!" Das schütze die Tiere vor einer Ansteckung und erspare ihnen unnötiges Leid. Im Extremfall führt die Infektion bei den Tieren zum Tod. Für Menschen ist das Virus ungefährlich.
Ministerium genehmigt nicht zugelassene Impfstoffe
Gegen die aktuelle Virusvariante gibt es drei Impfstoffe, keiner davon ist aber offiziell zugelassen. Laut einer Verordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums dürfen diese mittlerweile trotzdem genutzt werden. Die Erlaubnis dazu ist laut einer Vertreterin des Landwirtschaftsministeriums allerdings zu spät erteilt worden, um die Ausbreitung zu verhindern.
Seuche in ganz Deutschland verbreitet
So dramatisch wie in den Niederlanden sei die Lage in Deutschland aber noch nicht, hatte es im Ausschuss geheißen. Seit 2023 seien dort 50.000 Schafe und Ziegen an dem Virus gestorben oder wurden gekeult. In Niedersachsen sind bislang vor allem Rinder infiziert. Die Infektionen seien zunächst eher zufällig aufgefallen. Die Tiere hätten keine Symptome gehabt, seien beim Verkauf aber getestet worden, so das Landwirtschaftsministerium.
Keine Entschädigung für tote Tiere
Von dem Virus betroffene Betriebe dürfen keine Tiere transportieren und entsprechend auch nicht verkaufen - egal, ob sie geimpft sind oder nicht. Für gestorbene Tiere gibt es keine Entschädigungszahlungen. Allerdings wird die Impfung bezuschusst. Aktuell gebe es Gespräche zwischen der Landesregierung und Verbänden, um die Situation zu verbessern. Solange diese laufen, will sich das Landvolk Niedersachsen nicht zu dem Thema äußern. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft gab an, Niedersachsen hätte früher auf die Blauzungenkrankheit reagieren und Halter informieren sollen. Grade kleinere Betriebe würden durch den Verlust von Tieren härter getroffen.