Bald kein Fehlerquotient in Deutschaufsätzen mehr
Als eines der letzten Bundesländer will Schleswig-Holstein Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht mehr quantitativ, sondern nur noch qualitativ bewerten.
Zum Schuljahr 2024/2025 entfällt der sogenannte Fehlerquotient zur Bewertung der Rechtschreibkompetenzen im schleswig-holsteinischen Deutschunterricht. Für Lehrerinnen und Lehrer geht es ab dem kommenden Schuljahr also nicht mehr nur darum, zu schauen wie viele Fehler Schülerinnen und Schüler gemacht haben. Vielmehr soll darauf geachtet werden, welche Fehler sie machen und welche vielleicht auch besonders oft. So sollen Schülerinnen und Schüler differenzierter gefördert werden können. Laut Bildungsministerium setzt das Land damit als eines der letzten Bundesländer eine Bund-Länder-Vereinbarung um, damit Prüfungsbedingungen einheitlicher werden. Zuvor hatten die "Kieler Nachrichten" berichtet.
Philologenverband warnt vor zweischneidigem Signal
Kirsten Schmöckel, Vorsitzende des Philologenverbandes, warnt allerdings vor dem Eindruck, dass Rechtschreibung und Zeichensetzung dann nicht mehr wichtig sind: "Rechtschreibleistung, Sprachrichtigkeit ist ein Kulturgut, das in allen Kontexten Berufswelt, Universität mit Studium und Forschung und so weiter einen kompetenten Eindruck vermittelt." Man dürfe sich nicht darauf verlassen, dass heutzutage Künstliche Intelligenz und Textverarbeitungsprogramme Rechtschreibung und Zeichensetzung schon richten würden, so Schmöckel weiter. "Das Signal von Abgeschafftem Fehlerquotienten ist zweischneidig zu betrachten."
Neuer Analysebogen zu Beginn des neuen Schuljahrs
Rechtschreibung und Zeichensetzung bleiben laut Bildungsministerium aber weiter wichtiger Bestandteil der Note. "Die Vermittlung von Rechtschreib- und Zeichensetzungskompetenz bleibt weiterhin zentral", sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Didaktisch sei der Wegfall des Fehlerquotienten aber durchaus sinnvoll, weil die Schülerinnen und Schüler zukünftig eine qualitative Rückmeldung über Fehlerschwerpunkte und über die Systematik ihrer Fehler erhielten, so Prien weiter. Basis für die neue Bewertung sei ein differenzierter Analysebogen, den das Ministerium aktuell entwickele. Zum neuen Schuljahr solle dieser den Lehrkräften zur Verfügung stehen.
GEW fordert mehr Zeit für Lehrkräfte
Schüler- und Lehrervertreter begrüßen den Wegfall des Fehlerquotienten grundsätzlich. Weil qualitative Fehler-Analyse und entsprechende Förderung aufwendiger sind, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gleichzeitig aber auch mehr Zeit für die Lehrkräfte. Erreicht werden könnte das zum Beispiel durch weniger Unterrichtsinhalte und weniger Wochenstunden, erklärt die GEW Vorsitzende Quellmann.
Verhältnis zwischen geschriebenen Wörtern und Fehlern
Der Fehlerquotient gibt das Verhältnis zwischen geschrieben Wörtern und Fehlern in der Rechtschreibung oder Zeichensetzung wieder. Das wiederum hat - neben dem eigentlichen Inhalt des Textes - einen direkten Einfluss auf die Note eines Aufsatzes. Kommt bislang beispielsweise im Deutsch-Abitur auf 149 Wörter ein Fehler, kann die Schülerin oder der Schüler nur noch maximal mit der Note 2 bewertet werden. Kommt auf 99 Wörter ein Fehler, reicht es nur noch für die Note 3. Für andere Klassenstufen ist der Fehlerquotient niedriger angesetzt. In der dritten Klasse beispielsweise reicht es auch mit 4,5 Fehlern auf 100 Wörter noch für Note 1.