In einer Nahaufnahme wird mit einem Füller auf ein Blatt Papier geschrieben. © NDR Foto: NDR Screenshot
In einer Nahaufnahme wird mit einem Füller auf ein Blatt Papier geschrieben. © NDR Foto: NDR Screenshot
In einer Nahaufnahme wird mit einem Füller auf ein Blatt Papier geschrieben. © NDR Foto: NDR Screenshot
AUDIO: Schleswig-Holstein schafft Fehlerquotienten ab (1 Min)

Bald kein Fehlerquotient in Deutschaufsätzen mehr

Stand: 10.04.2024 09:05 Uhr

Als eines der letzten Bundesländer will Schleswig-Holstein Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht mehr quantitativ, sondern nur noch qualitativ bewerten.

Zum Schuljahr 2024/2025 entfällt der sogenannte Fehlerquotient zur Bewertung der Rechtschreibkompetenzen im schleswig-holsteinischen Deutschunterricht. Für Lehrerinnen und Lehrer geht es ab dem kommenden Schuljahr also nicht mehr nur darum, zu schauen wie viele Fehler Schülerinnen und Schüler gemacht haben. Vielmehr soll darauf geachtet werden, welche Fehler sie machen und welche vielleicht auch besonders oft. So sollen Schülerinnen und Schüler differenzierter gefördert werden können. Laut Bildungsministerium setzt das Land damit als eines der letzten Bundesländer eine Bund-Länder-Vereinbarung um, damit Prüfungsbedingungen einheitlicher werden. Zuvor hatten die "Kieler Nachrichten" berichtet.

Philologenverband warnt vor zweischneidigem Signal

Kirsten Schmöckel, Vorsitzende des Philologenverbandes, warnt allerdings vor dem Eindruck, dass Rechtschreibung und Zeichensetzung dann nicht mehr wichtig sind: "Rechtschreibleistung, Sprachrichtigkeit ist ein Kulturgut, das in allen Kontexten Berufswelt, Universität mit Studium und Forschung und so weiter einen kompetenten Eindruck vermittelt." Man dürfe sich nicht darauf verlassen, dass heutzutage Künstliche Intelligenz und Textverarbeitungsprogramme Rechtschreibung und Zeichensetzung schon richten würden, so Schmöckel weiter. "Das Signal von Abgeschafftem Fehlerquotienten ist zweischneidig zu betrachten."

Neuer Analysebogen zu Beginn des neuen Schuljahrs

Rechtschreibung und Zeichensetzung bleiben laut Bildungsministerium aber weiter wichtiger Bestandteil der Note. "Die Vermittlung von Rechtschreib- und Zeichensetzungskompetenz bleibt weiterhin zentral", sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Didaktisch sei der Wegfall des Fehlerquotienten aber durchaus sinnvoll, weil die Schülerinnen und Schüler zukünftig eine qualitative Rückmeldung über Fehlerschwerpunkte und über die Systematik ihrer Fehler erhielten, so Prien weiter. Basis für die neue Bewertung sei ein differenzierter Analysebogen, den das Ministerium aktuell entwickele. Zum neuen Schuljahr solle dieser den Lehrkräften zur Verfügung stehen.

GEW fordert mehr Zeit für Lehrkräfte

Schüler- und Lehrervertreter begrüßen den Wegfall des Fehlerquotienten grundsätzlich. Weil qualitative Fehler-Analyse und entsprechende Förderung aufwendiger sind, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gleichzeitig aber auch mehr Zeit für die Lehrkräfte. Erreicht werden könnte das zum Beispiel durch weniger Unterrichtsinhalte und weniger Wochenstunden, erklärt die GEW Vorsitzende Quellmann.

Verhältnis zwischen geschriebenen Wörtern und Fehlern

Der Fehlerquotient gibt das Verhältnis zwischen geschrieben Wörtern und Fehlern in der Rechtschreibung oder Zeichensetzung wieder. Das wiederum hat - neben dem eigentlichen Inhalt des Textes - einen direkten Einfluss auf die Note eines Aufsatzes. Kommt bislang beispielsweise im Deutsch-Abitur auf 149 Wörter ein Fehler, kann die Schülerin oder der Schüler nur noch maximal mit der Note 2 bewertet werden. Kommt auf 99 Wörter ein Fehler, reicht es nur noch für die Note 3. Für andere Klassenstufen ist der Fehlerquotient niedriger angesetzt. In der dritten Klasse beispielsweise reicht es auch mit 4,5 Fehlern auf 100 Wörter noch für Note 1.

Weitere Informationen
Auf einem Bildschirm ist das Programm ChatGPT geöffnet. © Screenshot

Umgang mit KI an Schulen: SPD kritisiert fehlendes Konzept

Die Landtagsfraktion fordert, dass Schulen klare Antworten zur Ausstattung und zu Regeln bei Prüfungen bekommen. mehr

Zwei Schulranzen stehen nebeneinander an eine Heizung gelehnt. © NDR Foto: Moritz Kodlin

Losverfahren für Fünftklässler in SH: Wohin nach der Grundschule?

Viele Kinder wissen noch nicht, auf welche weiterführende Schule sie gehen werden. Im Losverfahren haben einige Pech. mehr

Sonderpädagogin Claudia Brühn übt mit Grundschülern lesen. © NDR Foto: Anne Passow

Viel Arbeit, zu wenig Kräfte: Wie Sonderpädagogen Schülern in SH helfen

Gerade im Süden Schleswig-Holsteins gibt es viele unbesetzte Stellen und viel zu tun - wie der Blick auf eine Grundschule in Schwarzenbek zeigt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 10.04.2024 | 07:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bildung

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Pokal steht im sprühendem Glitzerlicht auf dunklem Untergrund. © photocase Foto: Mcdeekey, MichaelJBerlin

Wählen Sie die Sportler des Jahres 2024 in Schleswig-Holstein

Der Landessportverband sucht die Sportlerin, den Sportler und die Mannschaft des Jahres 2024. Stimmen Sie mit ab! mehr

Videos