Schweinefleisch-Preis sinkt: Bauern aus Niedersachsen sind besorgt
Seit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) auf einem Hof bei Berlin ist der Erzeugerpreis für Schweinefleisch rund sechs Prozent gesunken. Schweinehalter aus Niedersachsen verzeichneten bereits wirtschaftliche Einbußen.
Ein Kilogramm Schlachtgewicht liegt nach Angaben der niedersächsischen Landwirtschaftskammer aktuell bei 1,72 Euro netto. Vor dem MKS-Ausbruch in Deutschland in der vergangenen Woche war der Erzeugerpreis den Angaben zufolge zehn Cent pro Kilogramm höher. Die Preissenkung sei unter anderem auf die Maul- und Klauenseuche zurückzuführen, sagte Albert Hortmann-Schloten vom Fachbereich Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer. Die Seuche habe "derzeit massive negative Auswirkungen auf den Schweinepreis". Allerdings sei der Erzeugerpreis bereits vor dem MKS-Ausbruch zu Jahresbeginn gesunken, fügte er hinzu. Gründe seien eine saisonal übliche, schwächere Nachfrage nach einem hohen Schlachtaufkommen an den Feiertagen sowie der Umstand, dass weniger Arbeitskräfte in der Fleischindustrie verfügbaren seien.
Schweinehalter-Verband: 40 Euro pro Schwein fehlen
Der aktuelle Preis deckt laut Hortmann-Schloten nicht mehr die Kosten der meisten schweinehaltenden Betriebe. Das bestätigt Torsten Staack, Schweinehalter aus Damme (Landkreis Vechta) und Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Deutschland. "Man bräuchte jetzt für ein Schwein 210 Euro und kriegt jetzt aber nur 170 Euro im Verkauf. Da fehlen also 40 Euro je Schwein", sagte er dem NDR Niedersachsen. Für Betriebe sei jetzt vor allem die Ungewissheit darüber schwierig, wie lange diese Situation anhalte. Als einen Grund für die Preissenkungen nennt Staack Exportverbote. Länder wie Großbritannien und Südkorea hatten nach dem MKS-Ausbruch in Brandenburg die Schweinefleisch-Einfuhr aus Deutschland gestoppt. "Das hat wahrscheinlich den Auslöser gegeben, dass der Preis jetzt eingebrochen ist", so Staack.
Landwirt: Es droht ein Stau in den Schlachtbetrieben
Landwirt Thorben Schwarting aus Ganderkesee (Landkreis Oldenburg) fürchtet, dass der Erzeugerpreis weiter sinken könnte. In den Schlachtbetrieben drohe wegen der Exportverbote ein Stau, warnt Schwarting, der rund 1.000 Mastschweine hält. Ohne Schlachtung würden die Tiere weiter wachsen. "Es gibt ein Schlachtgewicht, das sie maximal erreichen dürfen, ansonsten bekommen wir empfindliche Abzüge. Und das setzt uns wirtschaftlich massiv unter Druck", sagte der Landwirt.
Experte: MKS-Auswirkungen werden sich in Grenzen halten
Einen optimistischeren Blick in die Zukunft wagt Albert Hortmann-Schloten von der Landwirtschaftskammer. Er vermutet, dass sich die Auswirkungen der MKS mittelfristig in Grenzen halten werden, da sich Warenströme in Krisenzeiten neu einpendelten. "Das wird erfahrungsgemäß mehrere Wochen dauern", sagte er. Als Beispiel verwies er auf die Afrikanische Schweinepest, nach deren Ausbruch wichtige Abnehmerländer in Asien Exportverbote für Schweinefleisch verhängt hatten.
Schweinefleisch könnte günstiger werden
Nach Ansicht des Experten ist es möglich, dass die Preissenkungen beim Erzeugerpreis bis zu den Verbraucherinnen und Verbraucher durchdringen. Kurzfristig würden die Preissenkungen zwar nicht weitergegeben, in vier bis sechs Wochen könnte der Verbraucherpreis allerdings niedriger sein, vermutet Hortmann-Schloten.
Neuer MKS-Ausbruch in Brandenburg?
Verschärft wird die Sorge der Schweinebauern durch einen möglichen weiteren MKS-Fall. In Brandenburg ist am Donnerstag ein weiterer Verdachtsfall gemeldet worden. Die Tiere wurden laut einem Sprecher des Landkreises Barnim (Brandenburg) bereits getötet. Proben der getöteten Tiere würden aktuell geprüft, man warte auf das Ergebnis. Inwiefern der neue Verdachtsfall den Erzeugerpreis für Schweinefleisch weiter drückt, bleibt abzuwarten. Einen aktualisierten Preis gibt die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch nach Angaben der Landwirtschaftskammer am 22. Januar bekannt.