Die MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren, also Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können daran erkranken, ebenso Ratten und Igel. Pferde gelten als nicht anfällig. Das Virus hat eine kurze Inkubationszeit und breitet sich deshalb sich sehr schnell aus. Erkrankte Tiere verbreiten das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Bläschen, die sich durch die Krankheit an den Lippen bilden, sowie Speichel, Atemluft und Milch.
Das Virus ist sehr widerstandsfähig. Es bleibt im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen oder Heu kann es über Monate bis Jahre überleben. Empfindlich reagiert es auf Hitze und Säure. Beim Pasteurisieren von Milch beispielsweise werden Erreger binnen Sekunden abgetötet.
Erkrankte Tiere haben Symptome wie Fieber, vermehrten Speichelfluss, Appetitlosigkeit, Apathie, eine gerötete Mundschleimhaut oder etwa nussgroße Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen. Die Tiere trippeln und heben die Klauen an, um die Schmerzen zu vermindern. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion hingegen meist unauffällig.
Die Erkrankung ist meldepflichtig. Sollten Tierhalter Anzeichen für MKS erkennen, muss sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden. Wird MKS bei einem Tier festgestellt, muss der ganze Bestand eines Hofes vorsorglich getötet werden.
Bei einem MKS-Ausbruch gilt es, schnell zu handeln. Die Tiere der betroffenen Büffelherde wurden getötet, auch Schafe, Schweine, Rinder und Ziegen benachbarter Betriebe wurden oder werden noch vorsorglich gekeult. Eine Sperrzone wurde eingerichtet. Der nationale Krisenstab tagte am 14. Januar, auch in Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Taskforce aktiviert. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte, die Eindämmung der Seuche habe "oberste Priorität". Für Brandenburg und Berlin galt ein vorläufiges Transportverbot für Klauentiere - das betrifft neben Schweinen und Rindern auch Schafe, Ziegen, Büffel, Alpakas, Rot-, Reh- und Damwild. Diese Beschränkungen wurden zum 18. Januar wieder aufgehoben, wie das Brandenburger Landwirtschaftsministerium mitteilte. Auch in Mecklenburg-Vorpommern starteten die ersten Kälbertransporte wieder.
Berlin schloss am Wochenende 11. und 12. Januar unter anderem Zoo und Tierpark. Der Zoo öffnete am 24. Januar wieder. Auf der Grünen Woche in Berlin, die bis zum 26. Januar läuft, dürfen keine Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gezeigt werden.
Sollte sich die Viruserkrankung ausbreiten, könnte das gravierende Folgen haben. Beim letzten großen Ausbruch 2001 in Großbritannien und anderen europäischen Ländern mussten vorsorglich Millionen Tiere getötet werden. Der MKS-Ausbruch könnte die deutschen Agrarexporte bremsen. Mexiko und Südkorea etwa stoppten Schweinefleischimporte aus Deutschland. Auch Großbritannien hat den Import von Rindern, Schweinen und Schafen aus Deutschland verboten. Südkorea führt MKS-Virustests an sämtlichen deutschen Schweinefleischprodukten durch, die seit dem 27. Dezember geliefert wurden.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht davon aus, dass Ausfuhren von Milch- und Fleischprodukten in Länder außerhalb der EU vorerst kaum mehr möglich sind. Notwendige Zertifikate zur MKS-Freiheit seien derzeit nicht mehr ausstellbar. Betroffen seien auch Exporte von Häuten, Fellen, gesalzenen Naturdärmen sowie Samen und Blutprodukte.
Bei Schweinefleisch geht der überwiegende Teil des Exports in EU-Länder. Nach Ansicht der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz im niedersächsischen Damme darf dieser auch nach dem MKS-Fund ohne größere Einschränkungen weiterlaufen.
In mehreren Bundesländern gibt es sogenannte Tierseuchenfonds oder Tierseuchenkassen, die jedoch nur direkt betroffene Landwirte entschädigen. Tierhalter können entschädigt werden, falls ihre Tiere im Zuge einer Seuche auf Anordnung eines Amtstierarztes getötet wurden. Der Deutsche Bauernverband bezeichnete die wirtschaftlichen Schäden jetzt schon als "erheblich" und forderte Entlastungen.
Fälle der Maul- und Klauenseuche gab es in Deutschland zuletzt 1988. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus Bulgarien gemeldet.
Menschen sind dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge für das MKS-Virus praktisch nicht empfänglich. Ein Ausbruch der Krankheit bei Menschen ist laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz extrem selten - wenige bekannte Fälle seien milde verlaufen. Auch Produkte von erkrankten Tieren wie Milch und Fleisch stellen laut FLI keine Gefahr für Verbraucher dar.
Menschen können das Virus jedoch weitertragen, beispielsweise durch nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung, Schuhe oder Hände. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können das Virus übertragen.
Das ist bislang unklar. MKS ist in Afrika, vielen Ländern Asiens, in Teilen Südamerikas und in der Türkei verbreitet. Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern gelten als stetes Risiko für das Einschleppen des Erregers.
Proben der in Brandenburg infizierten Büffel wurden im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Ostseeinsel Riems analysiert, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Es wurde von seinem Namensgeber im Jahr 1910 zur Erforschung der MKS gegründet. Nach ersten Untersuchungen ist laut FLI klar, dass nah verwandte Viren des in Brandenburg gefundenen Serotyps 0 im Nahen Osten und in Asien vorkommen. Weitere Analysen sind im Gange.
Ja, laut FLI ist ein Impfstoff gegen den festgestellten Serotyp 0 des Virus vorhanden. Deutschland rüstet sich mit der Herstellung dieses Impfstoffs. Dieser soll auf Vorrat hergestellt werden, um bei einer möglichen Ausbreitung der Tierseuche vorbereitet zu sein, teilte das Agrarministerium in Potsdam am 20. Januar mit. Ein Pharmaunternehmen stelle vorsorglich 750.000 Impfstoff-Dosen für Klauentiere her. Um welches Unternehmen es sich handelt, sagte die Behörde jedoch nicht. Die 750.000 Dosen an Flüssigimpfstoff für ganz Deutschland sollen beim Hersteller zunächst gelagert werden. Brandenburg habe nach Absprache mit den Bundesländern die Impfbank gegen die Maul- und Klauenseuche aktiviert. Das ist nach Angaben FLI die Voraussetzung, dass innerhalb einer Woche der geeignete Impfstoff für die Tiere hergestellt werden könne. Entschieden ist damit aber noch nicht, ob es tatsächlich Impfungen geben wird.