Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut im Portrait © Friedrich-Loeffler-Institut Foto: Friedrich-Loeffler-Institut
Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut im Portrait © Friedrich-Loeffler-Institut Foto: Friedrich-Loeffler-Institut
Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut im Portrait © Friedrich-Loeffler-Institut Foto: Friedrich-Loeffler-Institut
AUDIO: Expertin: "Mit der Maul- und Klauenseuche muss man immer rechnen" (5 Min)

Maul- und Klauenseuche: Was bedeutet der Ausbruch für Landwirte?

Stand: 14.01.2025 11:53 Uhr

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg sind Landwirte in Niedersachsen beunruhigt. Landwirtschaftsministerin Staudte und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter reagieren.

Das Landvolk Niedersachsen hofft, dass eine Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche (MKS) nach Niedersachsen verhindert werden kann. Seuchen würden sich allerdings immer auf den gesamten Markt auswirken, teilte der Verband am Montag mit. Erwartet wird, dass die Kontrollen in Betrieben verstärkt werden. Das Kreislandvolk in Vechta empfiehlt allen tierhaltenden Betrieben, jetzt die schon sehr hohen Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Außerdem weist der Verband darauf hin, dass momentan keine Jagdreisen nach Brandenburg unternommen werden sollten, da das Virus bei Wasserbüffeln in freier Wildbahn nachgewiesen wurde. Beim Kreislandvolk rechnet man damit, dass die Marktpreise für Schweinefleisch ab Mittwoch sinken dürften.

Weitere Informationen
"Vorsicht Seuchengefahr!", steht auf einem Schild an einem Betrieb in Mehrow in Brandenburg. Es ist eine Vorsichtsmaßnahme nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche. © Annette Riedl/dpa

Wie gefährlich ist die Maul- und Klauenseuche? - Fragen und Antworten

Welche Folgen hat der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg? Ist das Virus auch für Menschen eine Gefahr? Ein FAQ gibt Anworten. mehr

Ministerium: Ausfuhren außerhalb der EU kaum noch möglich

Der erste Ausbruch der MKS in Deutschland seit mehr als 35 Jahren sei mehr als besorgniserregend, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) am Montag laut Mitteilung. "Es gilt, die Einschleppung nach Niedersachsen unbedingt zu verhindern.". Man sei vorbereitet, so Staudte. Laut dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) ist es im Krisenfall möglich, bis zu 5.000 Proben täglich auf MKS zu testen. Die Niederlande haben mittlerweile ein landesweites Transportverbot für Kälber verhängt. Seit Anfang Dezember sind dorthin laut Ministerium mehr als 3.600 Mastkälber aus Brandenburg gebracht worden. Außerdem importiert Südkorea kein Schweinefleisch mehr aus Deutschland. Staudte hält Einbußen für Landwirte in Deutschland für möglich. "Sobald man einen Überhang an Schweinefleisch hat, hat das natürlich Auswirkungen auf den Preis, und das betrifft dann alle Betriebe", sagte die Ministerin am Dienstag im Gespräch mit NDR Info.

Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Niedersachsen, spricht bei einer Pressekonferenz. © dpa Bildfunk Foto: Moritz Frankenberg
AUDIO: Staudte: "Maul- und Klauenseuche verursacht immense Schäden" (6 Min)

ISN: Keine größeren Auswirkungen für den Export

Ausfuhren aus der Europäischen Union sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium kaum noch möglich. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) sieht durch den MKS-Nachweis aber keine größeren Auswirkungen auf den Export von Schweinefleisch. Der Großteil erfolgt laut einer Mitteilung des Verbandes innerhalb der EU. Zudem habe der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest dafür gesorgt, dass kein Fleisch in die ehemals wichtigen Abnehmerländer wie China, Japan oder die Philippinen exportiert werde, so ein ISN-Marktanalyst. Die Afrikanische Schweinepest ist nach Einschätzung einer Sprecherin des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums nicht mit der MKS zu vergleichen. "MKS ist ein unfassbares Risiko für Deutschland, und für die niedersächsische Tierhaltung wäre es eine Katastrophe", sagte die Sprecherin weiter.

Landesamt verhängt Maßnahmen wegen Vorfall in Brandenburg

Das LAVES hat einen Maßnahmenkatalog veröffentlicht:

  • Veranstaltungen mit Klauentieren werden bis einschließlich 17. Januar 2025 untersagt.
  • Veranstaltungen mit Pferden und Geflügel werden bis einschließlich 17. Januar 2025 beschränkt:
  1. Teilnehmende Tiere dürfen nicht aus Beständen stammen, in denen zusätzlich auch Klauentiere gehalten werden.
  2. Teilnehmer (Reiter und Begleitung/Aussteller und Begleitung) dürfen innerhalb von 48 Stunden vor Veranstaltungsbeginn keinen Kontakt zu Klauentieren gehabt haben.
  3. Transportfahrzeuge dürfen in den 48 Stunden vor der Veranstaltung nicht für den Transport von Klauentieren genutzt worden sein und müssen vor Nutzung gereinigt und desinfiziert werden.
  4. Die Verpflichtungen sind durch die Teilnehmer schriftlich zu erklären und müssen durch den Veranstalter gesammelt und - bis weitere Anweisungen erfolgen - verwahrt werden.

Maul- und Klauenseuche zuletzt 1988 in Deutschland aufgetreten

Die Maul- und Klauenseuche ist in einem Tierhalterbetrieb in Brandenburg ausgebrochen. Deutschland galt laut Friedrich-Löffler-Institut in den vergangenen Jahren als frei von der hoch ansteckenden Viruserkrankung. Die letzten Fälle waren 1988 aufgetreten.

Die Maul- und Klauenseuche und deren Symptome

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Sie kann auch viele Zoo- und Wildtiere infizieren. Pferde gelten als nicht anfällig.

Das Virus hat eine kurze Inkubationszeit und breitet sich somit sehr schnell aus. Erkrankte Tiere verbreiten das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Bläschen an den Lippen sowie Speichel, Atemluft und Milch.

Erkrankte Tiere haben Symptome wie Fieber, vermehrten Speichelfluss, Appetitlosigkeit, Apathie, eine gerötete Mundschleimhaut und Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen. Tiere trippeln und heben die Klauen an, um die Schmerzen zu vermindern. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion hingegen meist unauffällig. Je nach Tierart sterben etwa zwei bis fünf Prozent nach einer Ansteckung. Bei jungen Tieren liegt die Sterberate erheblich höher.

Das Virus ist sehr widerstandsfähig und bleibt im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen oder Heu kann es über Monate bis Jahre überleben.

Quellen: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und Friedrich-Loeffler-Institut

 

Weitere Informationen
Ein weisses Warnschild mit der Aufschrift "Maul- und Klauenseuche Sperrbezirk" sowie einem Piktogramm mit einer Person mit ausgestreckter Hand in einem durchgestrichen roten Kreis an einem Doppelstabmattenzaun. © Torsten Sukrow

Maul- und Klauenseuche: Schweine- und Rinderhalter in MV in Sorge

Sie können aufgrund eines Ausbruchs in Brandenburg ihr Schweinefleisch nicht mehr in Länder außerhalb der EU exportieren. (13.01.2025) mehr

Ein Wasserbüffel steht in einem Teich auf einer Feuchtwiese im Landschaftspark Rudow-Altglienicke bei Schönefeld und schaut in die Kamera. © dpa-Bildfunk Foto: Michael Bahlo

Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ausgebrochen

Drei Wasserbüffel sind im Nachbarland von Mecklenburg-Vorpommern an der hochansteckenden Krankheit verendet. (10.01.2025) mehr

Ein Rind steht auf einer Weide. © NDR Foto: Brigitte Hanneken

Maul- und Klauenseuche: Schwarz mahnt Tierhalter zur Vorsicht

In Deutschland ist die Viruserkrankung erstmals seit 1988 wieder aufgetreten. Schleswig-Holsteins Agrarminister fordert, sehr wachsam zu sein. (10.01.2025) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 14.01.2025 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landwirtschaft

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Blick auf fertig produzierte Fahrzeuge, die auf einem großen Parkplatz vor dem Volkswagenwerk auf die Verschiffung warten. © picture alliance/dpa Foto: Tobias Bruns

VW-Konzern verkauft 2024 weniger Fahrzeuge

Ein Verkaufsrückgang unter anderem von Audi-Fahrzeugen und E-Autos sorgten für schlechtere Zahlen als im Vorjahr. mehr