Baustart für erstes LNG-Terminal an Land in Stade
In Stade wird seit Freitag das erste Terminal in Deutschland für Flüssigerdgas (LNG) an Land gebaut. Umwelt- und Klimaschützer sehen in dem Projekt eine verlängerte Abhängigkeit von fossilen Energien.
Der offizielle Baubeginn erfolgte mit einem symbolischen Spatenstich. Verantwortlich für das Vorhaben in Stade ist das Konsortium Hanseatic Energy Hub mit Sitz in Hamburg. Nach dessen Angaben soll der Bau etwa eine Milliarde Euro kosten. Über das Terminal sollen ab 2027 LNG, synthetisches Erdgas und verflüssigtes Biomethan importiert werden.
Terminal in Stade soll auch Ammoniak importieren
Gebaut wird das stationäre LNG-Terminal von dem spanischen Unternehmen Técnicas Reunidas und seinen Partnern. Den Betrieb soll der spanische Netzbetreiber Enagás übernehmen. Die Gesamtkapazität der Anlage liegt nach Unternehmensangaben bei 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Der Betrieb mit LNG ist bis Ende 2043 genehmigt. Später soll Ammoniak ankommen, "als CO2-neutraler, wasserstoffbasierter Energieträger".
Restarbeiten verzögern Inbetriebnahme von LNG-Terminal
Bis zum Betriebsstart soll ein schwimmendes Terminal in Stade das verflüssigte Erdgas importieren. Das von der Bundesregierung eingesetzte Spezialschiff "Energos Force" kam Mitte März an. Derzeit verzögern Restarbeiten die Inbetriebnahme. Der Terminalbetreiber plant, den ersten LNG-Tanker im zweiten Halbjahr dieses Jahres abzufertigen.
Umweltverband sieht Verstoß gegen Klimaziele
Der Rohstoff LNG gilt wegen der CO2-Last durch Transport und Verbrennung als klimapolitisch bedenklich. Kritiker verweisen zudem darauf, dass mehr Importe die umstrittene US-amerikanische LNG- und Fracking-Industrie wachsen lasse. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hatte mit Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im März dieses Jahres Klage gegen das LNG-Terminal eingereicht. Der Bau widerspreche dem vom Landtag beschlossenen Klimagesetz, das für Niedersachsen Treibhausgasneutralität bis 2040 festschreibt. Zudem wiesen die Genehmigungsunterlagen für das Terminal gravierende, sicherheitsrelevante Fehler auf, hieß es in einer Mitteilung des BUND Niedersachsen. Die DUH sieht die Gefahr einer Abhängigkeit von fossilem Erdgas.
Tschechien sichert sich Kapazitäten im LNG-Terminal
"Ich bin sehr froh darüber, dass man gerade im Bereich der Energieversorgung zeigt, Deutschland kann schon schnell, wir müssen es nur machen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Zum Spatenstich in Stade kam auch Jozef Síkela, Minister für Industrie und Handel der Tschechischen Republik. Tschechien hatte sich Kapazitäten im künftigen LNG-Terminal in Stade gesichert. Demnach vereinbarte der teilstaatliche Energiekonzern CEZ gemeinsam mit der Regierung die jährliche Nutzung von zwei Milliarden Kubikmetern. Das entspreche mehr als einem Viertel des derzeitigen Jahresverbrauchs in Tschechien. Dadurch werde die Energiesicherheit Tschechiens gesichert, das in der Vergangenheit fast vollständig von russischem Gas abhängig war.
Zwei weitere Terminals an Land geplant
Neben Stade sind auch in Wilhelmshaven und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) Terminals an Land geplant. Der Bau in Wilhelmshaven soll 2026 beginnen. Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass es Mitte 2028 in Betrieb geht. Für den Bau in Brunsbüttel laufen seit März vorbereitende Maßnahmen wie Erdarbeiten. Die Anlage soll Anfang 2027 den Regelbetrieb aufnehmen.