Hannover Messe: Habeck informiert sich über nachhaltige Produktion
Bei seinem Rundgang auf der Hannover Messe am Dienstag hat sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) über nachhaltige Produktion informiert. Auch an einer Podiumsdiskussion nahm er teil.
Der Bundeswirtschaftsminister wollte sich einen Überblick auf der Messe verschaffen und mit den Ausstellerinnen und Ausstellern ins Gespräch kommen. Ihm ging es unter anderem um die Frage, wie sich Ressourcen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sparen lassen. Auch erneuerbare Energien waren ein Thema: Gemeinsam mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach Habeck im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema "Renewable Dialogue - North Sea Energy Hub".
Rundgang von Scholz und Støre: "Vieles wäre früher Science-Fiction gewesen"
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war schon auf der Messe unterwegs. Am ersten Messetag am Montag lobte er die Innovationsfreude, die bei den Ausstellenden zu spüren sei. "Das gilt insbesondere für die ganz große Aufgabe, wie kriegen wir das hin, mit den Herausforderungen der Digitalisierung umzugehen und die Chancen zu nutzen." Selbst in kleinsten Produkten sei KI heute schon zu finden - was auch dabei helfe, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Der Ministerpräsident des Messe-Partnerlandes Norwegen, Jonas Gahr Støre, zeigte sich ebenfalls beeindruckt: "Viele der Dinge, die wir heute gesehen haben, wären bei einer Einführung vor fünf Jahren noch Science-Fiction gewesen."
Industrievertreter und CDU fordern mehr Reformen und mehr Tempo
Von der Industrie bekam Scholz erneut Forderungen mit auf den Weg durch die Messehallen. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte, was die Bundesregierung mit Reformen wie dem Wachstumsförderungsgesetz und dem Bürokratieabbau "bisher getan hat, ist aller Ehren wert. Aber es reicht halt nicht". So lasse sich der Rückgang der Industrieproduktion, der seit Jahren zu beobachten sei, nicht stoppen. Es brauche "wettbewerbsfähige und langfristig planbare Energiepreise", sagte Russwurm. Die Forderung des Präsidenten des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Karl Haeusgen, klingt ähnlich: mehr Tempo in der Wirtschaftspolitik. In Deutschland und Europa brauche es keine Untergangsdebatten, sondern mutige Reformen, um als Industriestandort wettbewerbsfähig zu bleiben. Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner forderte am Montag in einer Mitteilung etwa "eine vernünftige Reform der Unternehmensbesteuerung, um Investitionen in wichtige Zukunftsprojekte zu ermöglichen".
Scholz: "Leben davon, dass wir zukunftsweisende Technologien erforschen"
Kanzler Scholz erhofft sich von der Hannover Messe neue Impulse für die Energiewende und für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. "Wovon unser Land auch in Zukunft lebt, ist doch, was auf dieser Messe hier zu sehen ist: dass wir Neues entwickeln, dass wir Produkte kontinuierlich verbessern, dass wir zukunftsweisende Technologien erforschen und anwenden", sagte der SPD-Politiker. Denn was "heute in Deutschland erfunden wird, ist morgen unser Wettbewerbsvorteil". Dafür sei allerdings mehr Tempo beim Transfer von der Forschung in die Praxis nötig, sagte auch der Kanzler. Und bezogen auf die Kritik an hohen Energiepreisen und überbordender Bürokratie in Deutschland sagte Scholz: "Zu einer modernen Angebotspolitik gehört natürlich auch, dass wir schneller werden und einfacher. Da sind wir uns vollkommen einig." Der Bund habe hier bereits wichtige Weichen gestellt, betonte Scholz.
Messechef: "KI ist der Schlüssel zur wettbewerbsfähigen Industrie"
Die Messe läuft bis Freitag und widmet sich in diesem Jahr unter anderem den Themen KI, Nachhaltigkeit und Wasserstoff. Um die Industrie auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu gestalten, spiele KI eine entscheidende Rolle, sagte Messechef Jochen Köckler im Vorfeld der Eröffnung: "KI ist der Schlüssel zur wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Industrie." Trotz Arbeitskräftemangels biete sie der Industrie eine Chance auf Wachstum. So werde auf der Messe ein KI-Assistent vorgestellt, der Industrieroboter per Sprache steuern lässt. Zu sehen seien auch Maschinen, die automatisch Fehler erkennen, und Systeme, die selbstständig Termine für die eigene Wartung festlegen.
Wasserstoff für die deutsche Stahlindustrie
Das Motto der Hannover Messe lautet "Industrial Transformation - Energizing a Sustainable Industry", es soll also um die Förderung einer nachhaltigen Industrie gehen. Bekannte Firmen wie Microsoft, Google, Amazon Web Services, Dell, SAP, Siemens und Bosch sind bei Hannover Messe vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Wasserstoff. Da Norwegen über viel Wasserkraft verfüge, habe sich der Veranstalter für Norwegen als Partnerland entschieden. Das Land könne hohe Mengen von grünem Wasserstoff liefern, auf den die deutsche Stahlindustrie langfristig angewiesen sein wird.
Schulterschluss mit Partnerland Norwegen
Am Sonntag hatte Bundeskanzler Scholz die Hannover Messe gemeinsam mit Norwegens Ministerpräsident Støre eröffnet. Scholz suchte in seiner Eröffnungsrede den Schulterschluss mit Norwegen. Er wies auf die große Bedeutung Norwegens bei der Erzeugung regenerativer Energien hin. Gahr Støre nannte Deutschland den wichtigsten und engsten Partner Norwegens.
Weniger Aussteller als vor der Corona-Pandemie
Laut Veranstalter werden rund 4.000 Aussteller aus 60 Ländern erwartet. Das Niveau der Vor-Corona-Zeit kann die Messe demzufolge noch nicht wieder erreichen. 2019 kamen 6.500 Aussteller. "In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird der Messestand im Zweifel auch eher etwas kleiner", sagte Köckler. Wegen der Pandemie war die Messe 2020 erstmals seit der Gründung 1947 ausgefallen, 2021 fand sie nur digital statt.