Pistorius und Klitschko in Munster: "Es geht um Tod und Leben"
Am Bundeswehrstandort Munster lernen ukrainische Soldaten, die Panzer "Leopard 2" und "Marder" zu bedienen. Davon hat sich Verteidigungsminister Pistorius ein Bild gemacht. Mit dabei war auch Wladimir Klitschko.
Munster sei der ideale Standort, um Soldaten aus der Ukraine auszubilden, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei seinem Besuch am Montag. Munster sei nicht nur der größte Heeresstandort in Deutschland, sondern auch der größte Ausbildungsstandort. 600 ukrainische Feldwebel seien dort bereits geschult worden und seit Kriegsbeginn auch mehr als 1.200 Soldaten in komplexen Bereichen jenseits der Grundausbildung. Bis Ende des Jahres werden es laut Pistorius mehr als 3.000 Soldaten sein. Ziel sei nach wie vor, dass bis Ende März die Panzer "Leopard 2" und "Marder" an die Ukraine ausgeliefert sein werden und die Ausbildung abgeschlossen ist. 14 "Leopard 2"-Kampfpanzer und 40 "Marder"-Schützenpanzer will Deutschland an die Ukraine liefern.
Pistorius will neue Panzer für die Bundeswehr beschaffen
Pistorius lobte die ukrainischen Soldaten für ihr schnelles Lerntempo, mit dem sie sich mit dem deutschen System vertraut machen und für ihr technisches und handwerkliches Geschick. Dadurch profitierten sowohl die ukrainischen wie auch die deutschen Soldaten von den Ausbildungen. Die ukrainische Seite lerne den Umgang mit den Panzern und die deutschen Soldaten erhielten einen unmittelbaren Eindruck sowie Erfahrungsberichte vom Kriegsgeschehen. Pistorius wies auch darauf hin, dass es für die Bundeswehr ein Verlust sei, die hochwertigen Panzer abzugeben. Er führe täglich Gespräche, damit so schnell wie möglich neue Panzer beschafft werden können, so Pistorius.
Wladimir Klitschko: Soldaten kämpfen für die freie Welt
Auch Wladimir Klitschko war bei dem Besuch in Munster dabei. Der jüngere Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko setzt sich seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 für sein Heimatland ein. In Munster sagte er: "Ich möchte euch bitten, an uns in der Ukraine weiter zu glauben, dass wir uns verteidigen können." Damals, vor einem Jahr, habe die freie Welt nicht an die Ukraine geglaubt. Jetzt sei er froh, zu hören, wie gut die ukrainischen Soldaten von ihren deutschen Kollegen lernten. "Es geht um Tod und Leben", sagte Klitschko. Er bedankte sich bei der Bundesregierung und Verteidigungsminister Pistorius für die Unterstützung - und wünschte sich gleichzeitig mehr davon. "Wir in der Ukraine, an der Frontlinie beschützen euch auch hier." In der Ukraine wüssten die Menschen, was Diktatur heißt. Seit Anfang des Krieges kämpften die Soldaten für die Freiheit und die freie Welt.
Botschafter bedankt sich bei Soldaten in Munster
Der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew, den Pistorius beim Treffen der westlichen Ukraine-Unterstützer in Rammstein (Rheinland-Pfalz), zu einem Besuch nach Munster eingeladen hatte, bedankte sich insbesondere bei den Soldaten der Bundeswehr: "Die machen eine sehr wichtige Sache, damit unsere Jungs einsatzbereit sind", sagte er. Er habe gesehen, wie die ukrainischen und deutschen Soldaten zusammenrückten und sich austauschten. "Ich glaube, das ist wichtig für Deutschland und die Ukraine."
Ukrainer sind "hochmotiviert" und "sehr wissbegierig"
In Munster lernen die ukrainischen Soldaten mit den Panzern zu fahren, damit zu schießen, sich im Team abzustimmen, die Panzer zu warten und sie taktisch einzusetzen. Dafür trainieren sie sechs Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag. Einige lernen am Schützenpanzer "Marder", andere am Kampfpanzer "Leopard 2". "Das Ziel ist es, sie kriegstüchtig zu machen, damit sie sich im Gefecht durchsetzen können", sagte ein deutscher Offizier. Etwa jeder fünfte Ukrainer in Munster sei kampferfahren, die meisten hätten aber lediglich militärische Grundkenntnisse. Allesamt seien die ukrainischen Soldaten "hochmotiviert" und "sehr wissbegierig", sagte der Offizier. Einer der ukrainischen Soldaten, der in Munster ausgebildet wird, sagte: "Alle haben Angst, aber das Wichtige ist, wie man damit umgeht und dass man trotz der Angst weiterkämpft."
Pistorius besucht Rheinmetall in Unterlüß
Nach dem Besuch in Munster ging es für Bundesverteidigungsminister Pistorius weiter ins nahe gelegene Unterlüß im Landkreis Celle zum Rüstungsunternehmen Rheinmetall. Dort ging es um Munition für den "Gepard". 32 dieser Flugabwehrpanzer hat Deutschland an die Ukraine geliefert - und die Munition wird knapp. Rheinmetall hat deshalb eine neue Fertigungsanlage gebaut. Die erste Munition soll im Juli in die Ukraine geliefert werden. Die Bundesregierung stellt Geld für 300.000 Patronen bereit. Natürlich würden die allermeisten Menschen in Deutschland diese vielen Milliarden Euro lieber anders ausgeben als für Waffen, sagte Pistorius bei seinem Besuch. Das sei auch für die Bundesregierung keine Entscheidung, die sie leichtfertig getroffen habe. Aber angesichts der aktuellen Sicherheitslage sei es notwendig.