Kriminalstatistik: Erneut starker Anstieg bei Kinderpornografie
2022 ist die Zahl der Straftaten in Niedersachsen wie erwartet erneut gestiegen: Vor allem im Bereich Kinderpornografie und Gewalt gegen Einsatzkräfte. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging zurück.
Das Kriminalitätsaufkommen in Niedersachsen nehme wieder zu - wie auch das gesellschaftliche Leben wieder Fahrt aufnehme, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2022. "Das haben wir auch erwartet." Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, ergebe sich lediglich ein Anstieg um 3,44 Prozent bei den Fallzahlen. Die Kriminalität sei daher aus Sicht der Behörden lediglich wieder auf das Vor-Corona-Niveau gestiegen. Insgesamt verzeichneten die Behörden im Jahr 2022 knapp 524.000 Straftaten.
Kinderpornografie: Zahl der Fälle steigt stetig
Einen starken Anstieg der Fälle gab es in der Kategorie der Verbreitung von kinderpornografischen Materialien, also Bildern und Videos, auf denen sexualisierte Gewalt gegen Kinder zu sehen ist. Hier hat die Polizei 4.702 Fälle registriert - ein Plus von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bereits im Jahr zuvor hatte es einen Anstieg um 76 Prozent gegeben.
Starker Anstieg bei Gewalt gegen Einsatzkräfte
Auch die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizisten und Polizistinnen ist im Jahr 2022 gestiegen. So weist die Statistik 4.277 Taten aus, was einem Anstieg von 17,89 Prozent entspricht. Ebenfalls häufiger angegriffen wurden Einsatzkräfte von Rettungsdiensten und Feuerwehr. Hier liegt der Anstieg bei 17,43 Prozent. Die Zahlen stiegen seit Jahren an, beklagte Behrens am Montag. "Diese Übergriffe sind nicht tolerierbar. Sie zeugen von einem Mangel an Respekt gegenüber denjenigen, die uns tagtäglich schützen", sagte die Ministerin.
Behrens: Auch Kinder leiden unter häuslicher Gewalt
Im Bereich Häusliche Gewalt hat die Polizei im vergangenen Jahr 26.997 Fälle registriert - eine Zunahme von 11,08. In fast jedem zehnten Fall handelte es sich um gefährliche und schwere Körperverletzungen. Ministerin Behrens betonte, dass häusliche Gewalt keine private Angelegenheit, sondern eine Straftat sei, die konsequent geahndet werden müsse. Und nicht nur Frauen litten unter zumeist männlicher Gewalt. "Insbesondere Kinder, die Gewalt entweder direkt erfahren oder beispielsweise das Leid ihrer Mutter miterleben müssen, tragen eine schwere Last mit sich."
Geldautomatensprenger erbeuten 40 Mal Bargeld
Einen Rekord gab es bei gesprengten Geldautomaten: 68 Mal schlugen die Kriminellen zu. Dabei wurde in 40 Fällen Bargeld erbeutet. Niedersachsens Polizeipräsident Axel Brockmann erklärte das bei der Vorstellung der Statistik damit, dass die Täter seit 2020 immer häufiger Festsprengstoffe statt Gaskartuschen nutzten. Bis dahin sei bei der Mehrzahl der Sprengungen kein Bargeld erbeutet worden. Inzwischen sind die Täter also effektiver. Aber auch die Polizei legt jetzt nach: In diesem Jahr seien bereits neun mutmaßliche Automatensprenger noch während der Flucht festgenommen worden. Erst an diesem Montag gab es eine Verfolgungsjagd über die A29, nach der die Polizei in einem gestoppten Auto Sprengstoff fand. Die Insassen sind auf der Flucht.
Zahl der Wohnungseinbrüche geht seit Jahren zurück
Einen Anstieg gab es ebenfalls bei der Einbruchskriminalität - was nach dem Jahr 2021, in dem viele Menschen wegen der Corona-Einschränkungen zu Hause blieben und Einbrecher seltener unterwegs waren, auch erwartet worden war. So betrug der Anstieg im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich 25,8 Prozent. Stellt man den Wert von 2022 (6.510) jedoch dem Vorpandemie-Jahr 2019 (9.456) gegenüber, ist der Rückgang deutlich. Dieser Trend zeigt sich seit Jahren: 2015 und 2016 wurden jeweils noch rund 16.500 Einbrüche gezählt. Nach Einschätzung der Polizei tragen zu den rückläufigen Zahlen insbesondere die häufig verbesserten Sicherheitsmaßnahmen an Wohnungen und Häusern bei. Einen geringen Anstieg gab es auch bei Straftaten, die von Minderjährigen begangen wurden. Die Zahl junger Tatverdächtiger (Personen unter 21 Jahren) lag im vergangenen Jahr bei 46.700. Im Vor-Corona-Jahr 2019 befand sich der Wert auf einem ähnlichen Niveau (46.535).