Jede vierte Suchtberatung kann Kosten nicht decken
Den Suchtberatungsstellen in Niedersachsen fehlt Geld: Jede vierte Einrichtung kann ihre Kosten nicht decken - obwohl der Bedarf steigt. Das teilt der Paritätische Niedersachsen mit.
Aktuell gibt es laut Verband 75 Suchtberatungsstellen und etwa 40 Nebenstellen in Niedersachsen. Aus Sicht der Paritätischen Suchthilfe Niedersachsen fehlt eine konsequente Finanzierung von Suchthilfeprojekten. Zwar haben die Regierungsfraktionen SPD und Grüne zuletzt mit ihrer politischen Liste zusätzliches Geld bereitgestellt. Dabei handelt es sich jedoch nur um ergänzende Maßnahmen im Landeshaushalt, die die Regierungsparteien unterstützen möchten. Zwar sei es erfreulich, dass die Arbeit inzwischen höher gefördert werde, sagte Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. Das reiche aber nicht aus: "Niedersachsens Suchtberatungsstellen brauchen endlich eine verbindliche und auskömmliche Finanzierung, die sich auch dauerhaft in den Landes- und Kommunalhaushalten abbilden muss", fordert die Landesvorsitzende des Wohlfahrtsverbands.
Zahl der Drogentoten steigt
Die Beratungsstellen braucht es laut der Paritätischen Suchthilfe dringend. Rund 1,3 Millionen Menschen in Niedersachsen weisen laut der Suchthilfestatistik 2022 Substanzgebrauchs- oder verhaltensbezogene Störungen auf. Außerdem steigt die Zahl der Drogentoten seit 2021 kontinuierlich an: 2023 sind nach Zahlen des Landeskriminalamts 153 Menschen, vornehmlich Männer, vor allem in Städten, am Konsum gestorben. Das waren 36 Drogentote mehr als im Jahr 2022.
Drogeneinstieg in immer jüngerem Alter
Gleichzeitig sinke das Einstiegsalter beim Drogenkonsum. Auch angesichts der Teillegalisierung von Cannabis sei eine ausreichende Suchtprävention daher unerlässlich, betonte Kerstin Tack. "Ein flächendeckendes Netz an Beratungsangeboten schützt nicht nur die Gesundheit der Einzelnen, sondern entlastet auch das Gesundheitssystem und die Gesellschaft insgesamt." Die Landesvorsitzende des Paritätischen ist überzeugt: Ohne diese Anlaufstellen für Betroffene würde sich das Problem weiter verschärfen. Dafür hat Tack auch ein Rechenbeispiel: Jeder Euro, der in Suchtberatung investiert werde, spare langfristig 17 Euro an öffentlichen Geldern, sagte sie dem NDR Niedersachsen.