Europawahl: Die niedersächsische Linken-Kandidatin Marianne Esders
Trotz eines hinteren Listenplatzes wirbt Marianne Esders, Kandidatin der niedersächsischen Linken, im Europawahlkampf für die Themen ihrer Partei. Die EU sei nicht nur eine Wirtschaftsunion.
Straßenwahlkampf zu machen, ohne überhaupt eine realistische Chance auf einen Platz im EU-Parlament zu haben - da muss man schon mit sehr viel Herzblut bei der Sache sein. So wie Marianne Esders aus Lüneburg. Vier Abgeordnete der Linken aus Deutschland werden voraussichtlich ins EU-Parlament einziehen, so die Schätzung. Marianne Esders steht auf Listenplatz 19. Trotzdem ist die 43-Jährige seit Wochen im Land unterwegs, sitzt auf Podien, spricht an Schulen, verteilt Flyer und Gummibärchen in Fußgängerzonen.
Parteien sollen Kräfte bündeln gegen "massiven Rechtsruck"
Was sie antreibt? "Der massive Rechtsruck in Europa führt dazu, dass wir alle Kräfte bündeln müssen, alle demokratischen Parteien eigentlich", erklärt die 43-Jährige. "Es ist wichtig, dass die Linke auch dabei ist, um klarzumachen, wir brauchen unsere Demokratie, wir müssen unsere Demokratie stärken und wir brauchen eine sozial gerechte Politik. Und dafür steht halt die Linke." Politisiert wurde die gebürtige Ostfriesin durch die Flüchtlingsdramen, die sich Tag für Tag im Mittelmeer abspielen. Seit Jahren setzt sie sich für die Seenotrettung ein.
Esders politisches Engagement
Aktuell arbeitet sie im Büro des linken Europaabgeordneten Martin Schirdewan in Hannover. Politisch aktiv ist sie schon seit Längerem, als Mitglied im Lüneburger Stadtrat und als Vorstandsmitglied im Landesverband der Linken in Niedersachsen. Sie weiß, dass den Linken gelegentlich das Etikett "weltfremd" anhaftet. Sie selbst weist das von sich, sie wisse sehr genau, was in der Welt los sei, sagt sie. Nach einem doppelten Masterabschluss in EU-Politik und Internationaler Betriebswirtschaftslehre zog es sie später für drei Jahre nach Indien. Mit einem Team unterstützte sie dort umweltfreundliche Lösungen für lokale oder regionale Probleme.
Europa-Wahlkampf in der Fußgängerzone
Aber auch den Menschen in Niedersachsen sei sie nah, sagt Esders. Wenn sie fordere, dass Arbeit besser bezahlt werden müsse, dann wisse sie das nicht ausschließlich aus der Theorie. Sie habe unter anderem eine Zeit lang bei einem großen Schuhhändler gejobbt und dort Kisten gepackt, außerdem mische sie sich oft unter Menschen und komme mit ihnen ins Gespräch. In diesem Wahlkampf geht sie in der Fußgängerzone häufig mit dem Spruch "Hier gibt es zehn Gründe, die Linke zu wählen", auf die Menschen zu. Viele winken ab und gehen weiter, manche bleiben aber auch stehen, hören kurz zu, und einige wenige sind an einem echten Gespräch interessiert. Über Obdachlosigkeit zum Beispiel oder über die Kriege und die Flüchtlinge.
Ziele für die EU
"Mir ist es wichtig, zu sagen, dass die europäische Union nicht einfach nur eine Wirtschaftsunion ist", beschreibt sie ihre Kernbotschaft zur Europawahl. "Wichtig ist, dass es soziale Absicherung gibt, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben, dass Subventionen für den Agrarsektor erhalten bleiben und dass wir den sozialökologischen Umbau schaffen müssen." Dass die Linke mit ihren Themen seit geraumer Zeit nicht wirklich durchdringt und die Umfragewerte schlapp sind, erklärt sie unter anderem mit den Querelen innerhalb der Linken - aber die seien nach dem Austritt Sahra Wagenknechts ja vorbei. Schlechte Erfahrungen hat sie in diesem Wahlkampf noch nicht gemacht. "Normalerweise reagieren die Menschen freundlich und haben auch Lust, sich zu informieren."