Europawahl: Jan-Christoph Oetjen - FDP-Kandidat aus Niedersachsen
Der Krieg in der Ukraine und der Streit in der Berliner Ampel - darauf wird Jan-Christoph Oetjen im Wahlkampf am häufigsten angesprochen. Dabei gibt es doch viel mehr: Vom einheitlichen Ladestecker für Handys bis zum Wolf.
Im Saal des gutbürgerlichen Restaurants "Treffpunkt Alt-Laatzen" versucht Oetjen, Europa möglichst greifbar zu machen. Der 46-Jährige spricht über Gas-Importe aus Russland, Düngemittel-Regeln für Landwirte und Donald Trump. Zu der Diskussion an einem Freitagnachmittag im Mai hat ein Laatzener Bürgerverein eingeladen, gekommen sind nur wenige. Trotzdem ist Oetjen froh über jeden einzelnen Gast. Denn als EU-Abgeordneter in Brüssel verbringt er die meiste Zeit in Sitzungen. Persönliche Gespräche und Austausch mit den Wählern sind für Oetjen selten.
FDP will kein Verbrenner-Aus
Im Wahlkampf ist Oetjen fast jeden Tag bis zu 15 Stunden unterwegs. "Nie werden wir auf europäische Themen so häufig angesprochen wie jetzt", sagt er. Seine Schwerpunkte: Im Innenausschuss hat der frühere Landtagsabgeordnete den Asyl- und Migrationspakt mitverhandelt. Im Verkehrsausschuss hat er das Verbrenner-Verbot diskutiert, sich mit der ablehnenden Haltung der FDP aber nicht durchgesetzt. Damit Oetjen in Brüssel weiterarbeiten kann, müsste die FDP bei der Europawahl fünf Prozent holen. In Niedersachsen, so sein persönliches Ziel, soll das Ergebnis "über dem Bundesdurchschnitt" liegen.
EU-Bürokratie auch für Oetjen frustrierend
Dass die Brüsseler Politik als bürokratischer Bremsklotz wahrgenommen wird, kann der FDP-Mann gut verstehen. Beispiel Wolf: Seit Jahren würden sich die EU-Länder "die Bälle hin- und herschieben", kritisiert Oetjen. "Wir sind manchmal auch frustriert, weil es nicht läuft". Denn in Europa müssen viele Länder immer wieder Kompromisse finden. Aber Oetjen will lieber die Vorteile betonen: Die Anerkennung ukrainischer Führerscheine habe nur wenige Wochen gedauert. Und dass es in der EU bald einheitliche Ladestecker für alle Handys gibt, sagt er, "verstehen sogar meine Kinder".
Strack-Zimmermann nennt Oetjen "mega Fachmann"
Zum Wahlkampf-Auftritt in der hannoverschen Innenstadt sind die meisten wohl nicht wegen Oetjen gekommen. Vorne an der Bühne steht der Name der FDP-Spitzenkandidatin: Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie begrüßt Oetjen mit einem Küsschen auf die Wange. Er sei "unaufgeregt", lobt Strack-Zimmermann, "ein toller Kollege, ein mega Fachmann". Und Oetjen schwärmt: Strack-Zimmermann sei eine der wenigen Politikerinnen, die sich nicht den Mund verbieten lassen. "Marie-Agnes ist ein Vorbild." Oetjen hofft nun, dass er wieder ins EU-Parlament einzieht, um dort eng mit Strack-Zimmermann zusammenzuarbeiten.