Europawahl: Anja Arndt - Spitzenkandidatin der AfD Niedersachsen
Von der Kreisvorsitzenden in Ostfriesland zur niedersächsischen Spitzenkandidatin der AfD für Europa. Wer ist Anja Arndt und wofür steht sie in der Partei? Ein Porträt.
Wenn Anja Arndt über Sicherheit spricht, dann meist, um zu ihrem Lieblingsthema zu kommen: Migration. So auch an diesem sonnigen Tag Anfang Mai. Für das Treffen mit dem NDR Niedersachsen hat Arndt einen Waldweg bei Leer vorgeschlagen. Hier geht die gebürtige Ostfriesin gern spazieren. "Hier ist für mich die Welt noch in Ordnung. Hier fühle ich mich noch sicher." Damit meint Arndt vor allem: Hier leben nicht so viele Migranten.
AfD-Spitzenkandidatin: Migration ist Hauptproblem
Wer Anja Arndt begleitet, merkt schnell: Für die 58-jährige Spitzenkandidatin ist Migration der Ursprung allen Übels. Die "unkontrollierte Massenmigration", referiert Arndt bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Nähe von Gifhorn, habe das Potenzial "alles, was uns in Deutschland wichtig ist, zu zerstören: die innere Sicherheit, unser Sozialsystem, das Gesundheitssystem, das Bildungssystem und in der Folge dann auch noch unsere Wirtschaft." Solche Thesen kommen an beim Publikum - auch wenn Arndt von wenigen in der Partei als mitreißende Rednerin eingeschätzt wird. An ihrer Rhetorik wolle sie noch arbeiten, sagt sie.
Arndts Ziele in Brüssel: Mehr Grenzschutz, weniger Klima
In Brüssel will Anja Arndt vor allem für mehr Grenzschutz kämpfen. Aber auch die Klimaschutzziele der EU sind ihr ein Dorn im Auge. An die wissenschaftlichen Beweise für einen menschengemachten Klimawandel glaubt sie nicht: "CO2 wird für einen Temperaturanstieg verantwortlich gemacht, der nach unserer Meinung ein ganz natürlicher Temperaturanstieg ist."
Kritik an Arndt - sympathisiert sie mit Björn Höcke?
Hinter vorgehaltener Hand gibt es in der AfD auch Kritik an Arndt. Für viele in Niedersachsen sei sie nicht die erste Wahl gewesen, hört man da. Sie sei eine Sympathisantin des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke, meinen manche aus ihrer Partei. Andere im Landesverband loben Arndt. Sie habe in ihrem Kreisverband "aufgeräumt", rassistische Äußerungen etwa dulde sie nicht.
Rassisten in der AfD sind Arndt nicht bekannt
Im persönlichen Gespräch weicht diese angeblich klare Haltung Arndts allerdings schnell auf: "Wenn jemand mal eine Aussage macht, die man rassistisch deuten könnte, muss er dennoch kein Rassist sein. Wenn ich merke, dass jemand tatsächlich durch und durch ein rassistisches Weltbild hat, dann würde ich mich von so einem distanzieren. Aber so jemanden habe ich in der AfD nicht kennengelernt." Dass es Gerichtsurteile gegen AfD-Politiker wegen rassistischer Äußerungen gab, scheint Arndt nicht zu wissen.
Arndt fühlt sich falsch dargestellt - "Berichterstattung" sei nicht korrekt
Wenn Arndt am Wahlkampfstand mit Kritik konfrontiert wird - etwa am bundesweiten Spitzenkandidaten der AfD, Maximilian Krah - dann verweist sie schnell auf "die Berichterstattung", die nicht korrekt gewesen sei. Auch einem 14-Jährigen, der zu ihrem Wahlkampfstand in der Innenstadt von Leer kommt, sagt sie: "Unsere Sicht der Dinge ist eigentlich, dass sehr negativ über uns berichtet wird." Der Teenager nickt und nimmt noch eine AfD-Taschenlampe als Werbegeschenk mit. Sich falsch dargestellt fühlen, das eint Anja Arndt und ihre Mitstreiter. Fast wirkt es so, als würde sie das im Wahlkampf nur noch mehr motivieren.