Europawahl: David McAllister - Spitzenkandidat der CDU Niedersachsen

Stand: 07.06.2024 21:55 Uhr

David McAllister wurde als Niedersachsens Ministerpräsident bekannt. Inzwischen macht er Europapolitik. Im Wahlkampf setzt der CDU-Spitzenkandidat auf seine größte Stärke: Er hat keine Berührungsängste.

von Torben Hildebrandt

David McAllister tourt schon den ganzen Tag durch die Gegend. Syke, Achim und Thedinghausen hat er hinter sich. Jetzt steht noch ein Spargelessen an. Der 53-Jährige ist in Emtinghausen im Gasthaus Holschenböhl zu Besuch. "Am Ende der Welt", schmunzelt die örtliche CDU-Vorsitzende, Karin Bergmann. Das Gasthaus erreicht man nur über kleine Wirtschaftswege, das Kleinod ist umgeben von Weiden, Windrädern und Gräben. "Auch nach 25 Jahren in der Politik in Niedersachsen gibt es immer noch Orte, die ich noch nicht kenne", sagt David McAllister.

Spargel, Schnitzel, Pils: Wahlkampf à la McAllister

David McAllister spricht bei einem Spargelessen. © NDR Foto: Thorben Hildebrandt
Bei Spargel, Schnitzel und Bier spricht McAllister über Europapolitik.

Rund 80 Leute haben sich zum Abend mit McAllister angemeldet. Spargel, Schnitzel, Pils - und Europapolitik in kleinen Häppchen. David McAllister liebt solche Termine. Bodenständig, nah dran, ehrlich - das passt zum Image, das er bei solchen Auftritten gerne pflegt. Der Politiker mit den schottischen Wurzeln schüttelt Hände, klopft auf Schultern. Küsschen hier, Selfie da. Vielleicht ist das die größte Stärke des Europapolitikers: Er hat keine Scheu, er mischt sich gerne unters Volk, ist nahbar.

Europawahl 2024: CDU Spitzenkandidat im Wahlkampf

McAllister vermittelt den CDU-Anhängern an diesem Abend das Gefühl, er sei nur für sie da. "Wir lassen uns unser vereintes Europa nicht kaputt machen von Radikalen, Demagogen und Nationalisten", ruft er unter Applaus in den Saal. Diesen Satz sagt er oft. In Steinhude, Zeven oder Aurich. Aber es hört sich nicht nach Wiederholung an. McAllister hält jede Rede, als sei es die wichtigste. Auch im Gasthaus Holschenböhl.

Themen von McAllister: Migration und Sicherheit

David McAllister spricht bei einem Spargelessen. © NDR Foto: Thorben Hildebrandt
David McAllister geht als Spitzenkandidat der CDU in Niedersachsen in den Wahlkampf.

McAllister wohnt mit seiner Familie in Bad Bederkesa im Kreis Cuxhaven. An den Wochenenden versucht er, zuhause zu sein. Der 53-Jährige bezeichnet sich selbst als "immer ansprechbar" für Bürger oder Unternehmer. Der Abgeordnete zählt im NDR-Interview politische Erfolge für die heimische Fischwirtschaft in Cuxhaven oder für die Obstbauern im Alten Landauf - um wenig später zu den großen Themen umzuschwenken. Irreguläre Migration konsequenter begrenzen, eine gemeinsame EU-Verteidigungspolitik aufbauen oder den Wolf bejagen - dafür steht der Jurist. "Nicht der Mensch muss lernen, mit dem Wolf zu leben", sagt McAllister. "Der Wolf muss lernen, mit uns Menschen zu leben." Wieder Applaus.

Europa: Notausgang nach Wahl-Niederlage

McAllister kennen die meisten noch aus seiner Zeit als Ministerpräsident. Von 2010 bis 2013 regiert er Niedersachsen, der Halbschotte erbt das Amt von Christian Wulff. Als er hauchdünn die Wahl gegen Stephan Weil verliert, steht er plötzlich ohne Plan B da. Mit Europa öffnet sich für den Wahlverlierer eine Art Notausgang. Heute - mehr als zehn Jahre später - ist daraus längst mehr geworden als ein Kompromiss. McAllister ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Parteifreunde sehen in ihm so etwas wie den heimlichen Außenminister der EU. Tokio, Toronto oder Turin - er macht Dutzende Reisen pro Jahr und vertritt EU-Interessen in der Welt. McAllister hat das Brexit-Abkommen mit verhandelt und gehört zu den bekanntesten Europa-Politikern. Den Auswärtigen Ausschuss, sagt er im Gasthaus Holschenböhl, würde er gerne auch künftig leiten.

Spargelessen bis zur Dämmerung

Drei Stunden ist McAllister beim Spargelessen zu Gast. Als es draußen dämmert, beantwortet er immer noch Fragen der Gäste. Eigentlich muss er hier nicht so lange bleiben - denn im Saal in Emtinghausen wählen die meisten vermutlich sowieso CDU und er persönlich zieht als Spitzenkandidat sicher ins EU-Parlament ein. "Wahlkampf macht Spaß", sagt McAllister. Es klingt so, als wenn er das tatsächlich ernst meint. Morgen geht es weiter. Von Jever über Hannover nach Wolfsburg.

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Hallo Niedersachsen | 07.06.2024 | 19:30 Uhr

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