Europawahl: Bernd Lange - SPD-Kandidat aus Niedersachsen
Bernd Lange ist seit 50 Jahren SPD-Mitglied und sitzt mit Unterbrechung seit fast 30 Jahren im Europa Parlament. Doch ein Selbstläufer ist das nicht - Lange muss um Unterstützung werben.
Es ist ein warmer Samstag Anfang Mai, als Bernd Lange mit Rosen beladen durch die Hildesheimer Innenstadt läuft. Ein SPD-Wahlkampf ohne rote Rosen, so undenkbar wie eine Europawahl ohne ihn. Der 68-Jährige ist ein Urgestein. Zum ersten Mal wurde er 1994 ins Parlament gewählt, mit Unterbrechung blickt er auf jahrzehntelange politische Erfahrung in Brüssel und Straßburg zurück. Umwelt-, Verbraucher- und Handelspolitik - Lange hat viele Themen bespielt. Seit 2014 ist er Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel.
Kein Raum für eigene politische Themen
Doch in der Hildesheimer Innenstadt wissen das nur wenige. Viele Bürgerinnen und Bürger kennen Lange gar nicht. Das mag daran liegen, dass Bernd Lange eher Sachpolitik betreibt, statt im medialen Mittelpunkt zu stehen. Oder es beschreibt ein bisschen das Dilemma der Menschen, die konkrete Politik in und für Europa machen: Lange und intensive Sitzungswochen und zu wenig Zeit für die Menschen, die sie wählen. Mit seinen Rosen in der Hand muss er um Unterstützung kämpfen. Und dabei ist es für den Sozialdemokraten gar nicht so einfach, über eigene politische Themen für Europa zu sprechen. Geringe Rente, Migration, Kinderbetreuung - das sind die Dinge, die die Menschen hier umtreiben. Und dann ist da auch noch die Politik der Berliner Ampel-Regierung. Die Performance und der ewige Streit stoßen vielen Menschen bitter auf.
Ampel-Streit wirkt sich auf den Wahlkampf aus
Bernd Lange weiß, so, wie sich die Bundesregierung gibt, ist das keine gute Voraussetzung für die Europawahl. "Das ist ein Problem. Die Menschen wollen eine klare Perspektive für Sicherheit in unsicheren Zeiten." Die SPD liegt neuesten Umfragen zufolge bei 16 Prozent. Die Hildesheimerin Karin Raddatz ist nach dem Gespräch mit Lange überzeugt: "Die SPD macht ja manchmal ganz gute Sachen, aber das kommt nicht an."
Wahlkampftermin mit Polizeipräsenz
Kritische Stimmen gibt es einige an diesem Samstag. Doch die Gespräche verlaufen friedlich. Andernorts ist das nicht immer so: Angriffe auf Politikerinnen und Politiker nehmen zu. Wenige Tage vor diesem SPD-Wahlkampftermin wurde Bernd Langes Parteikollege Matthias Ecke aus Sachsen körperlich angegriffen. In der Hildesheimer Innenstadt zeigt deshalb auch die Polizei vermehrt Präsenz. "Das ist ein Gefühl, was ich eigentlich nicht in Deutschland und Europa haben möchte", sagt der niedersächsische Europakandidat. "Wir müssen daran arbeiten, dass dieses hohe Maß an Gewaltbereitschaft zurückgedrängt wird und wir wieder mehr in den demokratischen Dialog kommen."
Lange hat Kenia-Abkommen mit verhandelt
Von Hildesheim geht es für den SPD-Politiker nach Uelzen. Eine historische Tour durch die Innenstadt. Einen Blick dorthin werfen, wohin das Geld aus Europa fließt - und einen Zwischenstopp bei "Blume2000" einlegen. Denn der Blumenhandel profitiert von dem Kenia-Abkommen, das Bernd Lange auf EU-Ebene mit verhandelt hat. Für den afrikanischen Staat sind Rosen neben Kaffee und Tee das wichtigste Exportgut. Die Blumen dürfen durch das Abkommen zollfrei in den europäischen Markt eingeführt werden.
Handelsabkommen Schlüssel für Migrationspolitik?
Der SPD-Politiker sieht darin eine Win-Win-Situation: "Das Handelsabkommen sorgt auch dafür, dass die Menschen in Kenia ein vernünftiges Einkommen haben." Für Bernd Lange sind solche Verträge auch ein Schlüssel dafür, dass die Menschen ihr Land nicht verlassen müssen, weil sie zu wenig Geld verdienen. Für ihn ein nicht unerheblicher Baustein in der Migrationspolitik.
Lange: Deutschland muss in Europa Vorreiterrolle einnehmen
Der langjähriger Europapolitiker hält viel von den Entscheidungen des Europäischen Parlaments. Dass aber Deutschland nicht alle Beschlüsse umsetzt und dafür gerügt wird, missfällt ihm. Das gilt aus seiner Sicht auch für die Abstimmungen, bei denen sich Deutschland gerne enthält. "Dieses Verhalten führt dazu, dass andere Mitgliedsländer sich eher untereinander verständigen und Deutschland außen vor bleibt." Für Bernd Lange gibt es nur eine Option: Deutschland muss in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen. Vor allem dafür kämpft er bei dieser Wahl.