Abschiebeflug nach Kabul: Straftäter aus dem Norden ausgeflogen

Stand: 30.08.2024 15:01 Uhr

Deutschland hat erstmals seit der Machtübernahme der Taliban wieder Menschen nach Afghanistan ausgeflogen - auch aus dem Norden. Für die innere Sicherheit sei das bedeutsam, sagte Niedersachsens Innenministerin Behrens.

Die Vorbereitungen für die Abschiebungen seien bereits vor einigen Monaten gestartet, teilte Daniela Behrens (SPD) am Freitag auf dem Nachrichtendienst X (ehemals Twitter) mit. Bund und Länder hätten dafür eng zusammengearbeitet. "Die Rückführung von schweren Straftätern ist bedeutsam für die innere Sicherheit in Deutschland", so die Innenministerin. "Das gilt auch fürs Land Afghanistan."

Abschiebungen: Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern beteiligt

28 Männer wurden in der Nacht zu Freitag zum Flughafen Leipzig/Halle gebracht. Von dort wurden sie am Morgen nach Kabul geflogen. Darunter waren nach Angaben des Innenministeriums auch fünf Menschen, die aus Niedersachsen abgeschoben wurden. Die Männer im Alter zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig hätten schwere Straftaten begangen, teilte Behrens mit. Ein weiterer der Abgeschobenen lebte in Mecklenburg-Vorpommern. Der Mann war nach Angaben des Innenministeriums wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern, Vergewaltigung und anderer Delikte rechtskräftig verurteilt worden und ausreisepflichtig. Auch die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren an den Abschiebungen beteiligt. Es war der erste Abschiebeflug nach Afghanistan seit der Machtübernahme der radikal-islamistischen Taliban vor drei Jahren.

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Niedersachsens Innenministerin befürwortete Abschiebungen

Niedersachsens Innenministerin Behrens hatte sich schon im Juli dieses Jahres für eine Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan ausgesprochen - trotz Bürgerkriegs und der Gewaltherrschaft. "Wer eine Bedrohung für unsere Sicherheit darstellt, hat hier nichts verloren", sagte die niedersächsische Innenministerin. Niedersachsens Flüchtlingsrat hatte das kritisiert: Niemand dürfe in ein Land abgeschoben werden, in dem ihm Folter oder Todesstrafe drohen, so Geschäftsführer Kai Weber. Er sieht im Handeln der Bundesregierung einen Bruch des Völkerrechts. Seit der Messerattacke von Solingen wird das Thema Abschiebungen wieder intensiv diskutiert. Die Bundesregierung berät derzeit über ein Sicherheitspaket - die Reaktion aus Niedersachsen dazu fallen unterschiedlich aus.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.08.2024 | 12:00 Uhr

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