Zensus 2022: Mietpreise im Norden im Überblick
Nirgendwo in Norddeutschland sind die Mieten so hoch wie auf Sylt. Das zeigen die Erhebungen des Zensus 2022. Hier finden Sie die Durchschnittsmiete für Ihre Gemeinde oder Stadt.
Laut Zensus 2022 liegt der Bundesdurchschnitt bei 7,28 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter für Wohnungen (Wohnheime nicht eingeschlossen). Auf Länderebene ist Hamburg mit durchschnittlich 9,16 Euro/qm am teuersten, gefolgt von Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. In Sachsen-Anhalt wohnt es sich mit im Schnitt 5,38 Euro/qm am günstigsten. München führt das Ranking der höchsten Großstadtmieten mit 12,89 Euro/qm an. Berlin rangiert mit 7,67 Euro/qm im Mittelfeld. Chemnitz ist mit 5,26 Euro/qm bundesweit die günstigste Großstadt.
Wohnen an den Küsten besonders teuer
In den norddeutschen Bundesländern sind die Nettokaltmieten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen am höchsten, vor allem in den Küsten- und Inselgemeinden. Sylt ist dabei das teuerste Wohn-Pflaster im Norden. Wennigstedt-Braderup liegt mit 12,80 Euro/qm fast auf dem Niveau von München. Die Gemeinde Viereck im Osten Mecklenburg-Vorpommerns hat den günstigsten Wohnraum. Dort beträgt die Nettokaltmiete nur 3,50 Euro/qm.
In der folgenden Karte lassen sich die Bestandsmieten Stadtviertel-genau erkennen. Zoomen Sie in die Karte, um zu sehen, wie es vor Ihrer Haustür aussieht. In der höchsten Zoom-Stufe zeigt die Karte durchschnittliche Mietpreise in einem 100 mal 100 Meter-Raster - sofern in diesem Bereich hinreichend Wohnungen vermietet werden, um sinnvoll einen Durchschnitt bilden zu können.
Mangel an bezahlbarem Wohnraum im Norden
Laut einer aktuellen #NDRfragt-Umfrage zum Wohnungsmarkt bewerten 77 Prozent der Befragten die Menge an bezahlbarem Wohnraum in ihrer Region als nicht ausreichend. Als Gründe nennen sie unter anderem die zu geringe Anzahl an Sozialwohnungen, zu hohe Bau- und Energiekosten sowie die verstärkte Zuwanderung. Regional weichen die Einschätzungen jedoch stark voneinander ab. Während in Lübeck und Kiel jeweils über 90 Prozent der Befragten angeben, es gebe dort zu wenig bezahlbare Wohnungen, sind es beispielsweise im Raum Goslar nur 44 Prozent. Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmenden befürworten staatliche Maßnahmen zur Regulierung des Wohnungsmarktes.
"Wohnen ist ein soziales Grundrecht. Es braucht mehr Regulierung und öffentliche Förderung. Genossenschaften und gemeinnützige Wohnungsgesellschaften müssen massiv unterstützt werden." #NDRfragt-Mitglied Uwe (67) aus Niedersachsen
Als geeignete Maßnahmen gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum sehen viele neben der Förderung des sozialen Wohnungsbaus auch die Mietpreisbremse, weniger Bauvorschriften und die Umwandlung leer stehender Bürogebäude in Wohnraum.
2,5 Millionen Wohnungen mehr - aber bei weitem nicht genug
In Deutschland gab es zum Zensus-Stichtag (15. Mai 2022) 20 Millionen Wohngebäude mit insgesamt bei 43,11 Millionen Wohnungen. Im Vergleich zum Zensus 2011 ist damit die Anzahl der Gebäude mit Wohnraum um eine Millionen, die der Wohnungen um 2,5 Millionen gestiegen. Der Neubau von Wohnungen kann in vielen Städten mit der gestiegenen Nachfrage jedoch nicht mithalten. Die Folge: Die Verknappung von Wohnraum führt zu steigenden Mieten. Hinzu kommt, dass auf die Mieter zusätzlich die Kosten für Modernisierungsmaßnahmen und energetische Sanierung von Wohngebäuden umgelegt werden.
Zensus 2022 liefert erstmalig Daten zu Mieten
Im Gegensatz zu den Melderegistern für Bürgerinnen und Bürger gibt es in Deutschland kein einheitliches Verwaltungsregister, in dem der Bestand an Wohnungen und Gebäuden erfasst wird. Diese Erhebungen sind wichtiger Bestandteil des Zensus - früher Volkszählung genannt - und dienen künftig als Grundlage für wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen in der Raumplanung. Neben Größe und Baujahr wurden erstmalig auch Daten zu den Nettokaltmieten erhoben. Diese Erfassung schafft einen Überblick über die Höhe der Bestandsmieten und ermöglicht bundesweite Vergleiche aller Mietverhältnisse, auch derer, die schon lange bestehen. Mietspiegel hingegen orientieren sich meist nur an den Vermietungen der letzten Jahre. Auch gibt es sie nicht für alle Gemeinden.
Karten: Claus Hesseling, Michael Hörz, Michael Kreil, Alexander Cornelius Mühlhausen