Umfrage: Mehrheit fordert stärkeren Eingriff in den Wohnungsmarkt
Die Befragten einer #NDRfragt-Umfrage sehen besonders im Raum Hamburg und Teilen Schleswig-Holsteins zu wenig bezahlbare Wohnungen. Staatlich geförderter Wohnungsbau und weniger Bauvorschriften sollen helfen.
Die Wohnungsnot ist groß im Norden, meint eine deutliche Mehrheit in der jüngsten Umfrage der #NDRfragt-Gemeinschaft. Dies Ergebnis ist kaum abhängig davon, ob die Befragten zur Miete wohnen oder in Eigentum. Insgesamt sagen fast 80 Prozent der rund 17.000 Teilnehmer, es fehle an bezahlbarem Wohnraum in ihrer Region. Die häufigsten Lösungsvorschläge der Befragten: staatlich geförderter Wohnungsbau und einfachere Bauvorschriften.
Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
Amtliche Zahlen belegen es: In Deutschland fehlen nach wie vor Tausende Wohnungen – und der Ausbau kommt nur schleppend voran. Im ersten Quartal dieses Jahres ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr sogar zurückgegangen, wie aktuelle Angaben des Statistischen Bundesamtes zeigen. Einst hatte sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, pro Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie geht davon aus, dass dieses Jahr nur gut die Hälfte davon erreicht wird.
Wohnungsnot vor allem in Städten wahrgenommen
Ein Blick auf die Karte zeigt, wie unterschiedlich die Befragten den Wohnungsmangel in Norddeutschland wahrnehmen. Während in Goslar und Northeim im südlichen Niedersachsen weniger als die Hälfte einen Mangel an kostengünstigem Wohnraum sieht, sind es in Lübeck 94 Prozent.
In keinem Flächenland in Norddeutschland nehmen die Teilnehmenden den Mangel an bezahlbarem Wohnraum so stark wahr wie in Schleswig-Holstein. Ein begrenztes Angebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage führe zu zähen Wohnungssuchen, wie #NDRfragt-Mitglied Josephine (25) aus Geesthacht schreibt: "Ich habe zwei Jahre gebraucht, um diese 1-Zimmer-Wohnung zu finden."
Befragte bemängeln Tourismus als Preistreiber
Die Krise am Wohnungsmarkt führen die Befragten vor allem auf drei Ursachen zurück: nicht genügend Sozialwohnungen (dies meinen 51 Prozent), zu hohe Bau- und Energiekosten (50 Prozent) und die verstärkte Zuwanderung in den letzten Jahren (38 Prozent).
In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sticht für die Befragten eine weitere Ursache heraus: Für fast die Hälfte treibt der Tourismus die Preise am Wohnungsmarkt nach oben. Einige aus der Region sagen, sie könnten sich deswegen die Miete kaum noch leisten. #NDRfragt-Mitglied Kornelia (55) aus Nordfriesland schreibt: "Jede noch so kleine freie Fläche wird mit Ferienwohnungen und Hotels bebaut." Wenn sich weniger bezahlbare Wohnung fänden, fehle es dann letztlich auch an Angestellten für die Unternehmen.
Weniger oder mehr Markt im Wohnungsbau?
83 Prozent der Befragten fordern, dass die Politik stärker in den Wohnungsmarkt eingreifen soll. Vor allem den Bau von Wohnungen soll der Staat stärker finanziell fördern, dafür spricht sich die große Mehrheit aus. Fast die Hälfte gibt an, dass die Verschärfung der Mietpreisbremse helfen könnte. "Wohnen ist so grundsätzlich, dass man das nicht dem Markt überlassen darf. (...) Deshalb müssen Mieten gedeckelt, Konzerne enteignet und Wohnungen gebaut werden", fordert #NDRfragt-Mitglied Michaela (35) aus Niedersachsen. Allerdings: Fast die Hälfte (45 Prozent) fordert weniger und einfachere Vorschriften für Neubauten, also eine Deregulierung des Marktes.
Bauministerin Geywitz: Serielles Bauen soll helfen
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) kündigte Mitte des Monats zahlreiche Neuregelungen an, die Bauen einfacher und günstiger machen und somit beschleunigen sollen. Das sogenannte serielle Bauen soll demnach Zeit sparen und Kosten senken. Beim Bau in Serie werden Einzelteile eines Wohngebäudes bereits vorab in einer Firma und nicht erst auf der Baustelle gefertigt. Durch gesenkte Standards soll außerdem preiswerteres Bauen ermöglicht werden. "Es sind unendliche viele Regeln, die wir machen müssen", sagt Geywitz. Entfallen sollen auch bestimmte Vorgaben für Auto-Stellplätze. Dazu kämen weitere steuerliche Anreize und Zinsverbilligung, punktuelle Förderungen auch beim Umbau von Bestandsimmobilien und leeren Geschäftsimmobilien in Wohnraum.
Wachsende #NDRfragt-Community mit über 43.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich über 43.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.