Elektroauto: Förderung gestoppt - Verkauf ohnehin schwach
Seit Montag kann keine staatliche Förderung für Elektroautos mehr beantragt werden. Experten vermuten, dass der Absatz dadurch einbrechen wird. Dabei ist Deutschland weit von den Regierungszielen für E-Autos entfernt. Der Norden ist da keine Ausnahme.
Wer ein neues Elektroauto kauft, konnte bislang mit einer staatlichen Unterstützung von rund 3.000 bis 4.500 Euro pro Wagen rechnen. Das ändert sich nun, denn durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Mitte November ist der Topf, aus dem auch die Förderung bezahlt wurde, um etliche Milliarden Euro geschrumpft. Ab sofort werden nur noch bereits gestellte Anträge abgearbeitet.
Das Ende der Förderung könnte erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Markt haben, erwartet der Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Er prognostiziert, dass der Absatz von gut 500.000 E-Autos in diesem Jahr auf 300.000 im kommenden einbrechen wird. "Das ist nicht nur für die Autofahrer und das Klima eine Katastrophe, das ist natürlich auch eine ganz große Katastrophe für die deutsche Automobilindustrie", sagte Dudenhöffer im Interview mit NDR Info.
Verkehr verursacht viele CO2-Emissionen
Bereits nach der Umstellung der Förderung Anfang 2023 zeigte sich ein massiver Rückgang der Nachfrage. Dabei ist Elektromobilität ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Rund ein Fünftel der deutschen CO2-Emissionen wird durch Verkehr verursacht. Und einen großen Anteil daran haben Autos. Daher will die Bundesregierung bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw auf Deutschlands Straßen bringen. Das entspräche rund 30 Prozent der derzeit im Land angemeldeten Autos. Doch von diesem Ziel ist Deutschland noch weit entfernt.
Bislang nur 1,3 Millionen Elektroautos
Von den 49,1 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw waren zum letzten vorliegenden Datenstand rund 1,3 Millionen Elektroautos. Das entspricht einer Quote von 2,7 Prozent. Plug-in-Hybride, die nur zum Teil mit Strom fahren, sind hier nicht mitgerechnet. Sie gelten als deutlich weniger klimafreundlich und sind laut Koalitionsvertrag beim 15-Millionen-Ziel nicht mitgemeint.
In Hamburg rollen die meisten E-Autos
Vergleicht man die E-Auto-Quoten in den Nord-Bundesländern, hat Hamburg derzeit die Nase vorn, wie übrigens auch im Vergleich mit allen anderen Bundesländern. Aber auch in der Hansestadt müsste sich die Zahl der E-Autos verzehnfachen, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen. Die Elektroauto-Dichte in Mecklenburg-Vorpommern ist im Nordländer-Vergleich am geringsten.
Karte: Landkreise mit den meisten Elektroautos in Norddeutschland
Innerhalb der Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg gibt es regionale Unterschiede. Das zeigen Daten auf Kreisebene, die jährlich vom Kraftfahrtbundesamt veröffentlicht werden. Die Werte können von den oben genannten aktuelleren Werten abweichen, da die Kreis-Daten im Gegensatz zu dem Länder-Daten nur einmal im Jahr erhoben werden.
Braunschweig im kommunalen Nord-Vergleich vorn
Kommunale Spitzenreiterin im Norden war zum 1. Januar 2023 die Stadt Braunschweig. Dort lag die E-Auto-Quote bei fast fünf Prozent. Das liegt aber auch daran, dass VW in Braunschweig das Kompetenz-Center E-Mobilität betreibt und dort viele Elektroautos anmeldet, die später woanders fahren.
Neben solchen Spezialfällen gibt es weitere Gründe, warum die E-Auto-Quote regional so unterschiedlich ausfällt: Ist etwa das verfügbare Einkommen in der Region gering, fehlt oft auch das Geld für ein E-Auto. Und der Gebrauchtwagen-Markt für Elektroautos ist noch sehr überschaubar. Gute Gebrauchte zu attraktiven Konditionen sind rar.
Auch die Lade-Infrastuktur spielt eine Rolle: Gerade auf dem Land gibt es teilweise sehr wenige Möglichkeiten, ein E-Auto zu laden. So manchen schreckt zudem, dass es keine deutschlandweit einheitliche Bezahlkarte für das Aufladen gibt.
Neuzulassungen: Erst Einbruch, dann Anstieg
Damit 2030 wirklich 15 Millionen vollelektrische Pkw auf deutschen Straßen fahren, müsste die E-Auto-Quote bei den Neuzulassungen in den nächsten Jahren deutlich steigen. Das Umweltbundesamt (UBA) schlägt gar eine "nationale E-Quote" vor: Die Quote vollelektrischer Pkw sowie Transporter und Vans müsse im Jahr bei 40 Prozent liegen und bei 85 Prozent im Jahr 2030, so das UBA.
Doch auch dieses Ziel liegt in weiter Ferne, wie Daten des Kraftfahrtbundesamts (KBA) zeigen. Von den neu zugelassenen Pkw waren zuletzt deutschlandweit erst 17 Prozent E-Autos. Die Nord-Bundesländer liegen teils über, teils unter diesem Schnitt.
Die Umstellung der Förderung und Kaufprämien führte zu Beginn des Jahres 2023 zu einem Einbruch der Neuzulassungen bei den E-Autos. Bis Ende 2022 hatten Käuferinnen und Käufer einen Zuschuss von bis zu 9.000 Euro bekommen. Mittlerweile sind die Quoten wieder gestiegen. Wie es nach dem Auslaufen der Förderung aussieht, wird sich erst bei den Anmeldezahlen für Januar zeigen, die im Februar veröffentlicht werden.
Beliebteste E-Auto-Hersteller in Deutschland: VW überholt Tesla
Den Startschuss für den Zuwachs an E-Autos leitete vor Jahren der US-Hersteller Tesla ein. Doch nach und nach haben die deutschen Autohersteller nachgezogen. Der VW-Konzern aus Niedersachsen etwa bietet mittlerweile mehrere Modelle an. Seit Jahresbeginn wurden mehr Elektroautos von VW als von Tesla in Deutschland zugelassen.
Autoexperte Dudenhöffer sieht nach dem Ende der Förderung in Deutschland jedoch VW unter Druck. Denn die Konkurrenz unter anderem durch asiatische Marken wächst. Für Menschen, die sich für den Kauf eines E-Autos interessieren, muss das nichts Schlechtes heißen: Der Konkurrenzkampf könnte dazu führen, dass die noch sehr teuren Modelle im Preis sinken.
Nach dem Ende der E-Autoförderung des Bundes hat VW angekündigt, den staatlichen Anteil der Umweltprämie zu übernehmen. Das gilt laut Unternehmen für Fahrzeuge, die vor Mitte Dezember bestellt wurden. Auch andere Konzerne wie Stellantis (Peugeot, Opel, Fiat) wollen Rabatte in Höhe des Umweltbonus garantieren.
Trotz besserer Motoren: CO2-Ausstoß steigt
Dass der Verkehrssektor dringend klimafreundlicher werden muss, zeigt auch der Blick auf die bisherige Entwicklung. In den letzten Jahrzehnten hat sich am CO2-Ausstoß des Autoverkehrs insgesamt nichts verbessert - im Gegenteil: Die Emissionen des Pkw-Verkehrs sind laut Umweltbundesamt zwischen 1995 und 2019 sogar um 5,1 Prozent gestiegen.
Dabei sind Autos heute insgesamt deutlich klima- und umweltfreundlicher als früher und stoßen Dank moderner Motoren pro gefahrenem Kilometer im Schnitt weniger CO2 aus. Aber es rollen heute noch mehr Autos als früher, was den positiven Effekt zunichte macht. Gleiches gilt für den Güterverkehr per Lkw. Auch werden Pkw immer größer. Schuld an den immer noch hohen CO2-Werten sind also auch SUVs und Geländewagen. Sie gehören zum derzeit meistverkauften Pkw-Segment. Das Ziel eines klimaneutralen Straßenverkehrs ist also noch in weiter Ferne.