Friedrich-Loeffler-Straße in Greifswald © NDR Foto: M. Klemme

Aus für den Verkehrsversuch in Greifswald?

Stand: 05.11.2024 16:28 Uhr

Im kommenden Jahr will Greifswald mehrere Straßen in der Innenstadt sperren. Die Auswirkungen der Sperrungen sollen beobachtet werden. Nun wollen zwei Fraktionen aus der Bürgerschaft den Versuch verhindern.

Zwei Bürgerschaftsfraktionen haben beantragt, einen auf ein Jahr angelegten Verkehrsversuch in Greifswald (Kreis Vorpommern-Greifswald) zu stoppen. Im kommenden Jahr will die Stadt damit den Autoverkehr in der Innenstadt einschränken und insbesondere den Durchgangsverkehr unterbinden. Zählungen nach fahren täglich rund 1.500 Autos durch die Greifswalder Innenstadt. Der Verkehrsversuch soll die Auswirkungen der Sperrung in der Dom- und in der Friedrich-Loeffler-Straße ein Jahr lang beobachten. Unterstützt wird der Versuch von der Europäischen Union. Wissenschaftler begleiten den Test, damit andere Städte im Ostseeraum von den Erkenntnissen der Greifswalder profitieren können.

Zwei Fraktionen wollen Sperrungen in der Innenstadt verhindern

Zunächst hatte die Fraktion Christlich Demokratische Konservative einen entsprechenden Antrag eingereicht. Aus Sicht der Fraktion sind mögliche nachteilige Effekte für den allgemeinen Verkehr ungenügend untersucht worden, heißt es. Die CDU argumentiert ähnlich. Das unter Beteiligung von Bürgern zustande gekommene Projekt sei damals mit hauchdünner Mehrheit in der Bürgerschaft beschlossen worden, so CDU-Fraktionschef Gerd-Martin Rappen. Große Teile der Bevölkerung würden den einjährigen Test ablehnen. Zudem sei es keine Werbung für die Innenstadt und schon gar nicht für Gewerbetreibende, wenn gesagt wird, man wolle keine Autos mehr. Die Kosten für den Verkehrsversuch beziffert die Stadt auf rund eine halbe Million Euro. Nach Rappens Ansicht sichere das Geld möglicherweise den nächsten Eintrag ins Schwarzbuch der Steuerzahler.

Weitere Informationen
Euroscheine und Münzen © Fotolia.com Foto: caldera

Von Redefin bis Putbus: Schwarzbuch listet fünf Fälle aus MV auf

Der Bund der Steuerzahler hält vor allem die Millionen-Zuschüsse an das Landgestüt Redefin für öffentliche Verschwendung. mehr

Stopp des Projekts setzt Greifswalds Reputation aufs Spiel   

Auf die Anträge der beiden Fraktionen hat die Stadtverwaltung mit einer umfangreichen Stellungnahme reagiert. Darin heißt es unter anderem, mit dem Stopp in Greifswald würde das gesamte EU-Projekt infrage gestellt werden. Betroffen wären auch acht europäische Projektpartner, wie etwa die Städte Gävle in Schweden, Gdynia in Polen und Turku in Finnland, die den Verkehrsversuch beobachten wollen. Ein Rückzug von Greifswald aus dem Programm könnte möglicherweise Forderungen nach Schadenersatz nach sich ziehen. Auch wäre Greifswalds Reputation innerhalb der EU als verlässlicher Partner beschädigt, heißt es.

Entscheidung für Ende November erwartet

Nach Angaben von Greifswalds Bausenatorin Jeanette von Busse (CDU) ist der Verkehrsversuch eine Chance für die Stadt, die Innenstadt zu beruhigen. Jedoch müsse auch darauf geachtet werden, wie sich der Verkehr außerhalb der Altstadt entwickelt. Sollte beispielsweise in der Bahnhofstraße der Verkehr als Folge stark zunehmen und sich die Autos stauen, sodass im Ernstfall Rettungskräfte behindert werden, müsse über einen Abbruch des Versuchs nachgedacht werden, so von Busse. Ende November entscheidet die Bürgerschaft über die Anträge.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Regionalnachrichten aus Greifswald | 05.11.2024 | 17:10 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Die neuesten Regionalnachrichten aus Vorpommern

Vorschaubild für den Podcast des Vorpommernstudio Greifswald auf NDR 1 Radio MV © iStock Foto: golero
3 Min

Regionalnachrichten aus Greifswald

Aus dem Vorpommernstudio in Greifswald berichten NDR Reporter täglich ab 5.30 Uhr im Landesprogramm von NDR 1 Radio MV, für andere NDR Programme und die gesamte ARD. 3 Min

Mehr Nachrichten aus der Region Vorpommern

Friedrich-Loeffler-Straße in Greifswald © NDR Foto: M. Klemme

Aus für den Verkehrsversuch in Greifswald?

Die Stadt will in einem Verkehrsversuch Autos aus der Innenstadt verbannen. Dagegen regt sich Widerstand in der Bürgerschaft. mehr

Mehr Nachrichten aus den Regionen in MV

Burg Stargard Grundsteinlegung Bürgerhaus © NDR Foto: SP Martens

Grundstein für Bürgerhaus Burg Stargard gelegt

Das Bürgerhaus beseitigt einen städtebaulichen Schandfleck. Ein lange leerstehendes Haus wird nun denkmalgerecht saniert. mehr

Polizisten und Passanten stehen vor dem Rostocker Hauptbahnhof. © NDR Foto: Jürn-Jakob Gericke

Nach Bombendrohung und Sperrung: Hauptbahnhof Rostock wieder freigegeben

Bei der Deutschen Bahn war eine Bombendrohung eingegangen. Polizeikräfte durchsuchten das Gelände mit einem Spürhund. mehr

An einer Hausfassade hängt ein Leuchtschild mit der Aufschrift Polizei. © NDR Foto: Julius Matuschik

Ludwigslust: Polizei fahndet mit Bildern nach mutmaßlichem Dieb

Der Mann soll im Juni einer 81-Jährigen ihre EC-Karte gestohlen und daraufhin 500 Euro von ihrem Konto abgehoben haben. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern