Korswandt: An der Grenze zwischen Polen und Deutschland steht der neue Sperrzaun zum Schutz vor Schweinepest. © dpa-Bildfunk Foto: Jens Büttner

Tierseuchen-Experte: "So viele Ausbrüche wie noch nie"

Stand: 21.11.2024 15:47 Uhr

270 Fachleute beraten in Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) über Vogelgrippe, Afrikanische Schweinepest und West-Nil-Virus. Es geht darum, Seuchenausbrüche schneller zu erkennen, um möglichst frühzeitig mit der Bekämpfung zu beginnen.

von Martina Rathke

Vogelgrippe, Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest, West-Nil-Virus: Tierseuchen wie diese treten immer häufiger zeitgleich auf und müssen parallel bekämpft werden. Rund 270 Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beraten derzeit in Greifswald über die Bekämpfung und Eindämmung von Seuchen.

Den Mitarbeitern aus Landesämtern und Bundeseinrichtungen geht es darum, Seuchenausbrüche schneller zu erkennen, um möglichst frühzeitig mit der Bekämpfung zu beginnen. Denn die Herausforderungen würden immer größer, so Martin Beer, Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems (Landkreis Vorpommern-Greifswald).

Hohe Menge an Einträgen ist einzigartig

"Gegenwärtig beobachten wir eine sehr hohe Anzahl an Ausbrüchen. Wir haben von der Afrikanischen Schweinepest über die Aviäre Influenza, die Vogelgrippe bis hin zum Blauzungenvirus - so dass wir sagen müssen in dieser hohen Menge an Einträgen an exotischen Viren ist das Geschehen einzigartig. Das hatten wir vorher in dieser Häufung noch nicht", sagt Beer. Und das mache natürlich die Eindämmung schwieriger, wenn beispielsweise dasselbe Personal die Afrikanische Schweinepest und Blauzungenkrankheit gleichzeitig bekämpfen müsse.

Ursachen: Globalisierung und Klimawandel

Dass es immer öfter zu Seuchenausbrüchen kommt, führen die Fachleute auf verschiedene Faktoren zurück. Zum einen hätten sich Seuchen - wie beispielswiese die Afrikanische Schweinepest - in Nachbarländern etabliert, und werden von dort eingeschleppt.

Die Vogelgrippe habe sich immer besser an Wildvögel angepasst, sie verschwinde im Prinzip gar nicht mehr aus Deutschland, so Beer. Außerdem führten die Globalisierung und der Klimawandel dazu, dass Insekten und Erreger eingeschleppt werden und sich dann hierzulande ausbreiten. So werden die Blauzungenkrankheit durch Gnitzen und das West-Nil-Virus durch Mücken übertragen.

Tierseuchen verursachen hohe Kosten

Die Tagung in Greifswald ist eine Art "Familientreffen" der Tierseuchenbekämpfer in Deutschland. Sie findet bereits zum elften Mal statt. Wichtig ist ihnen der Austausch über die neuesten Methoden zur Früherkennung. Denn die Früherkennung, so Beer, sei entscheidend, damit sich die Seuche erst gar nicht ausbreiten könne.

Denn die Schäden, die die Tierseuchen verursachen, seien enorm - nicht nur bei den Landwirten, deren Bestände getötet werden. Länder bauen Zäune gegen die Afrikanisch Schweinepest oder überwachen Risikogebiete mit Drohnen. Und dies koste hohe Millionenbeträge, so Beer. Hinzu kämen die Handelsbeschränkungen. Fleisch aus Risikogebieten darf nicht exportiert werden.

Weitere Informationen
Drei Scheine schauen durch Holzstäbe. © fotolia.com Foto: Sdusanpetkovic1

Ludwigslust-Parchim: Schweinepest-Einschränkungen aufgehoben

Bereits vor einem Jahr wurden die Vorgaben darauf reduziert, das erlegte Schwarzwild auf den Virus zu untersuchen. mehr

Ein größerer Schwarm Wildgänse fliegt bei nebligem Wetter Richtung Süden. (Themenbild) © dpa-Bildfunk Foto: Jens Büttner/dpa

Vogelgrippe: Zugvögel vergrößern das Infektionsrisiko

Laut Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts ist das Risiko für die Ausbreitung der Vogelgrippe in einigen Küstenregionen hoch. mehr

Ein Schaf, das mit der Blauzungenkrankheit infiziert ist. © picture alliance / ANP | ROB ENGELAAR

Landkreis Rostock empfiehlt Schutzimpfung vor Blauzungenvirus

Nach dem Ausbruch der Blauzungenkrankheit empfiehlt der Landkreis Rostock allen Haltern von Rindern, Schafen und Ziegen, ihre Tiere zu impfen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21.11.2024 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Experten des Deutschen Meeresmuseums untersuchen eine Kegelrobbe. © dpa Foto: Stefan Sauer

Backhaus reagiert nach Robbensterben: Neue Reusen-Regel für Ostsee

Die Ursache für den Tod von 44 Tieren ist noch nicht abschließend geklärt. Umweltminister Backhaus zieht dennoch eine Konsequenz für den Fischfang. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?