Tierseuchen-Experte: "So viele Ausbrüche wie noch nie"
270 Fachleute beraten in Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) über Vogelgrippe, Afrikanische Schweinepest und West-Nil-Virus. Es geht darum, Seuchenausbrüche schneller zu erkennen, um möglichst frühzeitig mit der Bekämpfung zu beginnen.
Vogelgrippe, Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest, West-Nil-Virus: Tierseuchen wie diese treten immer häufiger zeitgleich auf und müssen parallel bekämpft werden. Rund 270 Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beraten derzeit in Greifswald über die Bekämpfung und Eindämmung von Seuchen.
Den Mitarbeitern aus Landesämtern und Bundeseinrichtungen geht es darum, Seuchenausbrüche schneller zu erkennen, um möglichst frühzeitig mit der Bekämpfung zu beginnen. Denn die Herausforderungen würden immer größer, so Martin Beer, Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems (Landkreis Vorpommern-Greifswald).
Hohe Menge an Einträgen ist einzigartig
"Gegenwärtig beobachten wir eine sehr hohe Anzahl an Ausbrüchen. Wir haben von der Afrikanischen Schweinepest über die Aviäre Influenza, die Vogelgrippe bis hin zum Blauzungenvirus - so dass wir sagen müssen in dieser hohen Menge an Einträgen an exotischen Viren ist das Geschehen einzigartig. Das hatten wir vorher in dieser Häufung noch nicht", sagt Beer. Und das mache natürlich die Eindämmung schwieriger, wenn beispielsweise dasselbe Personal die Afrikanische Schweinepest und Blauzungenkrankheit gleichzeitig bekämpfen müsse.
Ursachen: Globalisierung und Klimawandel
Dass es immer öfter zu Seuchenausbrüchen kommt, führen die Fachleute auf verschiedene Faktoren zurück. Zum einen hätten sich Seuchen - wie beispielswiese die Afrikanische Schweinepest - in Nachbarländern etabliert, und werden von dort eingeschleppt.
Die Vogelgrippe habe sich immer besser an Wildvögel angepasst, sie verschwinde im Prinzip gar nicht mehr aus Deutschland, so Beer. Außerdem führten die Globalisierung und der Klimawandel dazu, dass Insekten und Erreger eingeschleppt werden und sich dann hierzulande ausbreiten. So werden die Blauzungenkrankheit durch Gnitzen und das West-Nil-Virus durch Mücken übertragen.
Tierseuchen verursachen hohe Kosten
Die Tagung in Greifswald ist eine Art "Familientreffen" der Tierseuchenbekämpfer in Deutschland. Sie findet bereits zum elften Mal statt. Wichtig ist ihnen der Austausch über die neuesten Methoden zur Früherkennung. Denn die Früherkennung, so Beer, sei entscheidend, damit sich die Seuche erst gar nicht ausbreiten könne.
Denn die Schäden, die die Tierseuchen verursachen, seien enorm - nicht nur bei den Landwirten, deren Bestände getötet werden. Länder bauen Zäune gegen die Afrikanisch Schweinepest oder überwachen Risikogebiete mit Drohnen. Und dies koste hohe Millionenbeträge, so Beer. Hinzu kämen die Handelsbeschränkungen. Fleisch aus Risikogebieten darf nicht exportiert werden.