Vogelgrippe: Zugvögel vergrößern das Infektionsrisiko
Für bestimmte Küstenregionen schätzen Experten das Risiko einer Ausbreitung der Vogelgrippe derzeit als besonders hoch ein.
Treiber der Infektion seien derzeit wilde Wasservögel, die zum einen die Infektionskrankheit ins Land bringen und zum anderen weiterverbreiten, sagt Martin Beer, Vizepräsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts auf dem Riems. Es gebe ein Risiko für ganz Deutschland, punktuell in bestimmten Küstenregionen im Norden sei dies aber besonders hoch. Aktuell sei wieder ein Anstieg bei den Vogelgrippefällen zu beobachten. Nachweise des Virus gebe es insbesondere bei Wildgänsen und Schwänen. Auch wenn dieser Anstieg noch nicht dramatisch sei, so steige doch das Risiko für Geflügelhaltungen, hieß es weiter. Besonders freilebendes Geflügel könne sich jetzt bei Wildvögeln anstecken.
Experte: "Befinden uns in einer neuen Gesamtsituation"
Bis 2020 tauchte die Vogelgrippe bedingt durch den Vogelzug in Mecklenburg-Vorpommern jährlich in der kalten Jahreszeit auf. In den zurückliegenden Jahren hat sie sich ganzjährig etabliert. Das hat bei Koloniebrütern wie Kormoranen, Möwen und Uferschwalben teils schon zu Massensterben geführt. Zuletzt fielen die Infektionen im Vergleich dazu geringer aus. Die starke Ausbreitung habe vermutlich zu einer Art Herdenimmunität geführt, sagte Beer. Möglicherweise trete die Vogelgrippe bei uns in Zukunft zwar weiter endemisch, aber wieder stärker in Wellen auf, etwa wenn auch Jungtiere aus ihren Sommerquartieren zurückkehren, die bislang keinen Kontakt mit dem Erreger hatten. "Wie hoch dann diese Wellen sind, das müssen wir erst lernen, weil wir uns in einer neuen Gesamtsituation befinden."
Geflügelhalter und Zoo betroffen
Zuletzt hatte in Mecklenburg-Vorpommern der Stralsunder Zoo mit der Vogelgrippe zu kämpfen. Der Tierpark musste Anfang Oktober für einige Tage schließen, weil ein Pelikan an Vogelgrippe verendet war. Das Veterinäramt hatte daraufhin Abstriche von rund 200 Vögeln im Zoo genommen und untersucht - alle waren negativ. Die Erreger konnten sich offensichtlich nicht weiter ausbreiten, schätzte Zoodirektor Christoph Langner die Lage ein.
Im August dieses Jahres musstenin Geflügelhaltungen in Zarnewanz (Landkreis Rostock) rund 6.500 Enten und Gänse vorsorglich getötet werden, nachdem in zwei benachbarten Haltungen der hochansteckende Virus-Subtyp H5N1 festgestellt worden war.