Tod auf der Berliner Mauer: 60. Todestag von Paul Schultz
Am ersten Weihnachtsfeiertag 1963 trifft ihn eine Kugel tödlich, als er schon auf der Berliner Mauer ist. Ärzte in Westberlin können ihm nicht mehr helfen. Am 28.12.1963 wird sein Leichnam nach Ostberlin überführt.
"Ruhe in Frieden Paul Schultz", sagt Rainer Böhme nachdem er eine Kerze angezündet hat. Der Gästebetreuer der Stiftung Berliner Mauer hält eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung. Anlass ist der 60. Todestag von Paul Schultz. Der Neubrandenburger war am 1. Weihnachtsfeiertag 1963 bei einem Fluchtversuch aus der DDR erschossen worden. Morgens waren er und ein Freund mit dem Zug von Neubrandenburg nach Berlin gefahren. Als die Dämmerung einsetzte, wagten sie den Versuch die Berliner Mauer zu überklettern. Während sein Freund schon Westberliner Boden unter den Füßen hatte, traf Paul Schultz auf der Mauer die Kugel eines DDR-Grenzsoldaten. "Lungendurchschuss", berichtet Böhme in seiner Andacht. Noch am selben Abend stirbt Schultz in Westberlin.
Beisetzung am Tag vor Silvester in Neubrandenburg
Am 28. Dezember 1963 wird der Leichnam des Neubrandenburgers nach Berlin-Ost überführt. Fernsehkameras begleiten den Trauerzug. Zwei Tage später wird der 18-Jährige in Neubrandenburg beigesetzt. Trotz eines Verwirrspiels der Staatssicherheit um die Uhrzeit des Begräbnisses fanden sich Verwandte und Bekannte auf dem Neuen Friedhof ein. Die Eltern hatten für ihren Sohn eine neue Grabstelle gekauft. Später wurden sie dort selbst beigesetzt, ehe die Grabstätte 2002 aufgelöst wurde. Die Unterlagen dazu befinden sich noch heute im Archiv des Neuen Friedhofs. Seit 2002 wurde an gleicher Stelle kein neues Grab angelegt. Jeder Hinweis an das einzige Opfer aus Neubrandenburg, das auf der Berliner Mauer erschossen wurde, fehlt jedoch.
Neubrandenburg hat keinen Gedenkort für das Maueropfer
"Wir haben Paul Schultz nicht vergessen. Aber braucht man für alles einen Gedenkort?", fragt Ratsfrau Diana Kukh (Bürger für Neubrandenburg). "Ja, darüber sollten wir diskutieren", meint Ratsherr Johannes Waeller (CDU), nachdem er sich zur Geschichte von Paul Schultz belesen hatte. Diese hat der inzwischen verstorbene Autor Helmut Borth in seinem Buch "Stadtbekannt" verewigt. "Eine Weihnachtsgeschichte", erzählt von Paul Schultz und seinem Tod. "Die ehemalige Stasi-Haftanstalt wäre ein Ort, wo wir auch diesem DDR-Unrecht gedenken könnten", findet Ratsherr Robert Schnell (AfD).