Schwedische Staatsanwaltschaft: Nord-Stream-Lecks waren Sabotage
Nach Ermittlungen an den Explosionsorten der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee vor Bornholm ist die schwedische Staatsanwaltschaft sicher, dass sich die Pipeline-Lecks auf schwere Sabotage zurückführen lassen. An mehreren untersuchten Fremdkörpern in der Nähe der Lecks seien Sprengstoffspuren nachgewiesen worden, hieß es.
Dies hätten Analysen ergeben, teilte der mit den Voruntersuchungen betraute Staatsanwalt Mats Ljungqvist am Freitag mit. Um was für einen Sprengstoff es sich handelte, ließ Ljungqvist offen. Die fortgeschrittenen Analysenarbeiten würden fortgesetzt, um sicherere Rückschlüsse rund um den Vorfall ziehen zu können. Die Voruntersuchung seien sehr komplex und umfassend. Die weiteren Untersuchungen müssten zeigen, ob man jemanden unter Tatverdacht stellen könne.
"Die Pipeline ist kaputt"
An der Sachlage ändere sich nichts, sagte der Sprecher der Nord Stream 2 AG, Ulrich Lissek. "Die Pipeline ist kaputt." Bisher sei man nicht in der Lage gewesen, Schäden zu begutachten. Es fehlten Zusagen von den Behörden. Nord Stream 1 und 2 haben jeweils zwei Röhren. Nach bisherigen Informationen sind bei Nord Stream 1 beide Röhren und bei Nord Stream 2 eine Röhre beschädigt.
Vier Lecks an den beiden Pipelines
Ende September waren nach Explosionen im Seegebiet um Bornholm insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden, jeweils zwei davon in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Nach Angaben der Betreibergesellschaft wurde eine Röhre der Pipeline Nord Stream 1 auf einer Länge von rund 250 Metern zerstört. Bereits Tage nach Entdeckung der Lecks war vermutet worden, dass Sabotage dahintersteckt und sie durch vorsätzlich herbeigeführte Detonationen verursacht wurden. Russland bestreitet, für die Lecks verantwortlich zu sein.
Satellitenaufnahmen: Zwei Schiffe mit ausgeschalteten Trackern an den Explosionsorten
Bei der Suche nach dem Urheber der Explosionen könnten Satellitenfotos für weitere Aufklärung sorgen. Laut einem Bericht des US-Technikmagazins "Wired" waren in den Tagen vor der mutmaßlichen Sprengung der Pipelines zwei Schiffe mit ausgeschalteten Trackern in unmittelbarer Nähe der Lecks. Dies zeigten Aufnahmen des privaten Satellitendaten-Unternehmens SpaceKnow, so der Bericht. Die Schiffe seien jeweils etwa 95 bis 130 Meter lang gewesen. "Sie hatten ihre Leuchtfeuer ausgeschaltet, was bedeutet, dass es keine Informationen über ihre Bewegung gab, und sie versuchten, ihre Standortinformationen und allgemeinen Informationen vor der Welt zu verbergen", zitiert "Wired" den SpaceKnows-Geschäftsführer Jerry Javornicky.