Pilotregion Ostsee: 100 Millionen Euro für Munitionsbergung
Der Bund startet das Projekt Munitionsbergung in der Ostsee. Um die notwendigen Aufgaben zu finanzieren, stehen 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt bis 2025 zur Verfügung. Am Donnerstag wurde eine erste Ausschreibung veröffentlicht.
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, ein Sofortprogramm für die Bergung und Vernichtung von Altmunition in Nord- und Ostsee aufzulegen. Das Bundesumweltministerium will nun Erkundungs- und Bergungsleistungen in mehreren Gebieten in der Lübecker und Mecklenburger Bucht - darunter ein Areal vor Boltenhagen - vergeben.
Ziel: Bergung durch Unterwasserfahrzeuge
Konkret geht es darum, neue Unterwasserräumtechnik zu entwickeln. Autonome Unterwasserfahrzeuge sollen künftig am Meeresboden Munition aufspüren und bergen. Das ist laut Bundesumweltministerium eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz von Munitionsbergungsplattformen. Solche Plattformen hat etwa ThyssenKrupp Marine Systems mit Sitz in Kiel und Wismar bereits entwickelt. Die auszuschreibenden Erkundungs- und Bergungsleistungen dienten vornehmlich dem Erkenntnisgewinn über den Zustand geborgener Kampfmittel. Zur Finanzierung der notwendigen Aufgaben stünden 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt bis 2025 zur Verfügung.
Expertengremium bestimmt fünf Testgebiete
Für das Politprojekt hat der Bund fünf Testfelder in der Ostsee ausgewählt. Dafür hat sich im Mai ein Expertengremium von 27 Mitarbeitern aus Bundes- und Landesbehörden, Munitionsbergungsdiensten, Wissenschaft und Technik im GEOMAR - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel getroffen. Das Gremium wählte die Gebiete unter anderem nach deren Wassertiefe, Erkundungsgrad, Abstand und Gefährdung, Infrastruktur und Kampfmittelspektrum aus. Vier befinden sich vor Schleswig-Holstein und eines in der Mecklenburger Bucht vor Boltenhagen.
Munitionsaltlasten: Gefahr für die Umwelt
In der Ostsee wurden am Ende des zweiten Weltkriegs laut Bundesumweltministerium bis zu 65.000 Tonnen Munition versenkt. Die Munition verrottet - von ihr gehen große Gefahren aus. Austretender Sprengstoff kann sich in Tieren anreichern, die Nahrungsketten im Meer zerstören und auch für Menschen gefährlich werden. "Die verrottende Munition am Meeresgrund ist eine große Gefahr für die Meeresumwelt, für Tourismus, Fischerei und Schifffahrt. Sie muss dringend beseitigt werden", so Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in einer Pressemitteilung vom Donnerstag.