Ein versenkter Munitionsrest liegt in der Kolberger Heide, in der Ostsee. © picture alliance/dpa Foto: Jana Ulrich

Pilotregion Ostsee: 100 Millionen Euro für Munitionsbergung

Stand: 29.09.2023 07:58 Uhr

Der Bund startet das Projekt Munitionsbergung in der Ostsee. Um die notwendigen Aufgaben zu finanzieren, stehen 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt bis 2025 zur Verfügung. Am Donnerstag wurde eine erste Ausschreibung veröffentlicht.

Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, ein Sofortprogramm für die Bergung und Vernichtung von Altmunition in Nord- und Ostsee aufzulegen. Das Bundesumweltministerium will nun Erkundungs- und Bergungsleistungen in mehreren Gebieten in der Lübecker und Mecklenburger Bucht - darunter ein Areal vor Boltenhagen - vergeben.

Ziel: Bergung durch Unterwasserfahrzeuge

Konkret geht es darum, neue Unterwasserräumtechnik zu entwickeln. Autonome Unterwasserfahrzeuge sollen künftig am Meeresboden Munition aufspüren und bergen. Das ist laut Bundesumweltministerium eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz von Munitionsbergungsplattformen. Solche Plattformen hat etwa ThyssenKrupp Marine Systems mit Sitz in Kiel und Wismar bereits entwickelt. Die auszuschreibenden Erkundungs- und Bergungsleistungen dienten vornehmlich dem Erkenntnisgewinn über den Zustand geborgener Kampfmittel. Zur Finanzierung der notwendigen Aufgaben stünden 100 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt bis 2025 zur Verfügung.

Expertengremium bestimmt fünf Testgebiete

Für das Politprojekt hat der Bund fünf Testfelder in der Ostsee ausgewählt. Dafür hat sich im Mai ein Expertengremium von 27 Mitarbeitern aus Bundes- und Landesbehörden, Munitionsbergungsdiensten, Wissenschaft und Technik im GEOMAR - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel getroffen. Das Gremium wählte die Gebiete unter anderem nach deren Wassertiefe, Erkundungsgrad, Abstand und Gefährdung, Infrastruktur und Kampfmittelspektrum aus. Vier befinden sich vor Schleswig-Holstein und eines in der Mecklenburger Bucht vor Boltenhagen.

Munitionsaltlasten: Gefahr für die Umwelt

In der Ostsee wurden am Ende des zweiten Weltkriegs laut Bundesumweltministerium bis zu 65.000 Tonnen Munition versenkt. Die Munition verrottet - von ihr gehen große Gefahren aus. Austretender Sprengstoff kann sich in Tieren anreichern, die Nahrungsketten im Meer zerstören und auch für Menschen gefährlich werden. "Die verrottende Munition am Meeresgrund ist eine große Gefahr für die Meeresumwelt, für Tourismus, Fischerei und Schifffahrt. Sie muss dringend beseitigt werden", so Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in einer Pressemitteilung vom Donnerstag.

Weitere Informationen
So sieht der Fregattenentwurf MEKO A-400 Air & Missile Defense (AMD) von Schiffbauer Thyssenkrupp Marine Systems aus. © TKMS

Marine-Werft in Wismar will Milliardenprojekt an Land ziehen

Die Bundeswehr will sechs neue Kriegsschiffe bauen lassen. Vieles spricht dafür, dass der Auftrag nach Wismar geht. mehr

Ein Taucher nähert sich einem Munitionsrest in der Ostsee. © Jana Ulrich/Forschungstauchzentrum CAU Kiel/dpa Foto: Jana Ulrich/Forschungstauchzentrum CAU Kiel/dpa

Bergung von Munition im Meer: Pilotprojekt soll 2024 starten

In Nord- und Ostsee schlummern Altlasten. Bundesumweltministerin Lemke hat angekündigt, dass mit der Räumung bald begonnen werden soll. mehr

Polizeitaucher auf der Suche nach einem Flugzeug im Ostorfer See in Schwerin © NDR/ Christoph Loose

Experten sicher: Noch viele Weltkriegswaffen in Schweriner Seen

Trotz der erfolglosen Suche nach einem Flugzeugwrack schlummern auf dem Grund der Schweriner Seen noch viele Weltkriegs-Überbleibsel. mehr

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen, M), Bundesaußenministerin, steht beim Treffen des Ostseerats mit ihren Amtskollegen Lars Løkke Rasmussen (l-r), Außenminister von Dänemark, Eduard Auer, Abteilungsleiter EURCA bei der EU, Thordis Kolbrun Reykfjörd Gylfadottir, Außenministerin von Island, Wojciech Gerwel, stellvertretender Außenminister von Polen, Gabrielius Landsbergis, Außenminister von Litauen, Andris Pelss, Staatssekretär aus Lettland, Johanna Sumuvuori, Staatssekretärin aus Finland, Anniken Huitfeldt, Außenministerin von Norwegen, Märt Volmer, Unterstaatssekretär aus Estland, Tobias Billström, Außenminister von Schweden, und Grzegorz Poznanski, Generaldirektor des Ostseerats, beim Familienfoto zusammen. © dpa-Bildfunk Foto: Jens Büttner

Baerbock nach dem Ostseerat: "Sicherheit durch Zusammenarbeit"

Beim Treffen der Außenminister der Ostseeländer in Wismar ging es um gegenseitige Hilfen und den Schutz des Meeres. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 28.09.2023 | 17:57 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Arztteam rollt Patient auf Klinikbett durch einen Krankenhausflur. © panthermedia Foto: spotmatikphoto

Schwesig: Wichtig, dass Krankenhausreform jetzt kommt

Die Reform sichere alle Krankenhausstandorte in Mecklenburg-Vorpommern, die großen wie auch die kleinen Häuser, so Schwesig. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern