Bergung von Munition im Meer: Pilotprojekt soll 2024 starten
Es geht um 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition, die in den Meeren schlummern: Sie bedrohen seit Jahrzehnten das Ökosystem. Im kommenden Jahr soll mit einem Pilotprojekt zur Räumung begonnen werden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ist am Freitag nach Kiel gekommen, um sich über die durch Weltkriegsmunition belasteten Gebiete in Schleswig-Holstein zu informieren. Ihre Botschaft: Es soll nun losgehen mit der Beseitigung der Altlasten. Die Munition zu räumen, sei dringend nötig, "weil sie bereits Schäden in Meeresorganismen verursacht hat", sagte Lemke. Wenn Schadstoffe aus alter Munition austreten, gefährdeten sie zum Beispiel Muscheln. Chemische Belastungen seien festgestellt worden, so die Grünen-Politikerin.
Entsorgungs-Plattform soll gebaut werden
Zunächst soll im nächsten Jahr ein Pilotprojekt gestartet werden. Dabei soll laut Lemke in Kooperation mit der Wirtschaft eine schwimmende Entsorgungsplattform gebaut werden. Auf der soll die aus dem Meer gehievte Munition direkt unschädlich gemacht. "Das Ziel ist, zu Beginn 2025 dann tatsächlich Munition zu bergen und zu entsorgen. Wir betreten damit weltweit Neuland", erklärte Lemke. Bis dahin soll aber schon mit vorhandener Technik mit der Räumung begonnen werden.
Der Bundestag hatte dafür 100 Millionen Euro bereitgestellt. Dieses Geld werde nicht ausreichen, räumte Lemke ein. Sie baut darauf, dass bei einer erfolgreichen Räumung die weitere Finanzierung sichergestellt wird.
Umweltminister: Ostsee könnte zuerst geräumt werden
Schleswig-Holstein will sich auch mit Geld beteiligen, in welcher Höhe, ist noch unklar. Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sagte am Rande des Termins am Freitag: "Ab nächstem Jahr geht's los. Munition wird aus den Meeren rausgeholt. Sehr wahrscheinlich aus der Ostsee zuerst, dafür habe ich mich lange eingesetzt, auch aus der Schleswig-Holsteinischen Ostsee. Das ist eine richtig gute Nachricht."
Experten schätzen, dass es bis 2040 gelingen könnte, die gesamte Munition aus den Meeren zu entfernen. Goldschmidt nennt das "sehr ambitioniert", aber: "Wir brauchen Ambition."