Nordländer hoffen auf mehr Hilfe vom Bund für Küstenschutz
Weil wegen des steigenden Meeresspiegels in den kommenden Jahrzehnten die Deiche um bis zu drei Meter erhöht, neue Ufermauern und Buhnen gebaut werden müssen, erhoffen sich die norddeutschen Küstenländer Hilfen vom Bund.
Die Umweltminister der drei norddeutschen Flächenländer erhoffen sich von der nächsten Bundesregierung mehr Unterstützung bei der Finanzierung des Küstenschutzes. Der Klimawandel werde zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen, daher hätten sich die Küstenländer auf ein Vorsorgemaß von einem Meter über den jeweils befürchteten höchsten Wasserständen geeinigt, so Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD). Zwar könnten Küstenschutz-Maßnahmen schrittweise angepasst werden, sie würden aber erhebliche Kosten verursachen.
Dünen, Deiche und Uferwände gegen Überflutung
1.050 Quadratkilometer der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns können nach Angaben des Ministeriums bei Sturmfluten überflutet werden. Die dauerhafte Nutzung der Küste sei nur möglich, wenn die vom Meer ausgehenden Gefährdungen minimiert werden. Gegen die Überflutungsgefahr werden Dünen, Deiche und Uferwände gebaut, gegen den Küstenrückgang wurden zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern jährlich rund 500.000 Kubikmeter Sand aufgespült.
Sturmflut 2023 zeigte die Grenzen auf
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) forderte eine bundes- und EU-weite Solidargemeinschaft für den Küstenschutz. "Wir schützen an unseren Küsten das ganze Land", betonte Goldschmidt. Auch 63 Jahre nach der großen Sturmflut von 1962 in Hamburg und an der Nordsee sei das Thema aktueller denn je. Ebenso habe die Sturmflut im Oktober 2023 an der Ostseeküste die Grenzen des dortigen Küstenschutzes aufgezeigt. "Es ist die Aufgabe der kommenden Bundesregierung im Schulterschluss mit den Küstenländern, den Küstenschutz zukunftsfest aufzustellen", sagte Goldschmidt. Dafür brauche es einen "finanziellen Kraftakt": Allein in Schleswig-Holstein müsse bis 2040 ein Milliardenbetrag in die Deiche investiert werden.
600 Kilometer Deiche an Niedersachsens Küste
Unterstützung bekommt Goldschmidt von seinem niedersächsischen Amtskollegen Christian Meyer (Grüne): "Die Klimakrise und der damit verbundene Meeresspiegel-Anstieg setzen unsere Deiche massiv unter Druck. Daher sind Milliarden-Investitionen in den Schutz unserer Küste, der vorgelagerten Inseln und der Deiche erforderlich." Niedersachsen müsse mehr als 600 Kilometer Deichlänge um mindestens einen Meter, wenn nicht gar um zwei bis drei Meter in den nächsten Jahrzehnten erhöhen.
"Mittel massiv aufstocken"
Der Minister bekräftigte, die Küstenländer dürften vom Bund beim Küstenschutz nicht alleingelassen werden. "Daher muss die nächste Bundesregierung die Mittel für den Küstenschutz massiv aufstocken." Niedersachsen investierte zusammen mit den Bundesmitteln im Jahr 2024 eine Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro - etwa in höhere Deiche, die Ertüchtigung von Schöpfwerken und die Renaturierung von Salzwiesen.
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