Forscher: Austernriffe könnten Küste und Wattenmeer schützen
Der Klimawandel und der steigende Meeresspiegel gelten als Gefahr für die Küste und das Wattenmeer. Laut Forschern aus Wilhelmshaven könnten Austernriffe die Küste schützen - als Wellenbrecher.
Seit sie Mitte des vergangenen Jahrhunderts für Aquakulturen in die Nordsee eingeführt wurde, vermehrt sich die Pazifische Auster inzwischen unkontrolliert außerhalb der Zuchtanlagen im Wattenmeer. Forschern des Instituts Senckenberg am Meer zufolge haben Austernriffe die heimischen Miesmuschelbänke im Wattenmeer mittlerweile nahezu verdrängt, sie gelten daher eigentlich als Plage. Allerdings hätten die Austernriffe auch eine hohe Widerstandsfähigkeit und seien damit eine Art natürliche Wellenbrecher, so Kai Pfennings, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. Für den Küstenschutz könnten sie daher nützlich sein.
Riffe könnten Meeresspiegelanstieg standhalten
Zusammen mit Experten der Universitäten Braunschweig und Hannover haben die Forscher drei Jahre lang mithilfe eines 3D-Scanners die Wachstumsraten von Austernriffen untersucht. Demnach wachsen die Riffe im Mittel bis zu 19,8 Millimetern pro Jahr. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Riffwachstumsraten dem lokalen Meeresspiegelanstieg standhalten könnten - ähnlich wie bei Austernriffen an der US-Ostküste und in der südlichen Nordsee", sagte Meeresforscher Pfennings.
Temperaturanstieg um bis zu 4,8 Grad erwartet
Der steigende Meeresspiegel erhöht den Forscher zufolge das Risiko von Überschwemmungen und Erosion entlang der Küste. Vor allem das Wattenmeer stehe dadurch unter Druck. Projektionen zufolge könnte die Lufttemperatur bis zum Jahr 2100 zwischen 0,9 und 4,8 Grad Celsius steigen. Bei der Wassertemperatur sei eine Steigerung in ähnlicher Größenordnung zu erwarten, sagte Kai Pfennings, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven. "Diese Erwärmung begünstigt auch die Verbreitung nichtheimischer Arten."
Austernriffe als Habitat und Kinderstube für viele Tiere
Die riesigen Riffstrukturen von bis zu 22 Hektar und das Vorkommen in der Nordsee nennt Pfennings "ein Paradebeispiel" für diese Verbreitung. Neben dem Beitrag, den sie zum Küstenschutz leisten könnten, dienten die Riffe "für eine Vielzahl von Tieren als Habitat" und seien "Fischkinderstube und Schadstoffsenke". Pfennings betonte, die Ergebnisse der Untersuchungen könnten dazu beitragen, besser zu verstehen, wie sich die Riffe angesichts von Meeresspiegelanstieg und Klimawandel verhalten.