Kliniken: Reform soll finanziellen Druck senken
Die Finanzierung der Krankenhäuser in Deutschland soll geändert werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach spricht von einer "Revolution im System". In MV fallen die Reaktionen unterschiedlich aus.
Die Versorgung von Patienten in Krankenhäusern soll sich künftig stärker an medizinischen Notwendigkeiten und weniger an wirtschaftlichen Interessen ausrichten. Das hat die Regierungskommission zur Krankenhausversorgung am Dienstag in Berlin empfohlen. Kliniken erhalten derzeit pro Patient und Diagnose eine feste Vergütung unabhängig vom Aufwand, die "Fallpauschale". Diese Finanzierung soll laut Kommission durch die Bezahlung nach "Vorhalteleistungen" weiterentwickelt werden. Die Pauschalvergütung setze die Krankenhäuser unter hohen Leistungsdruck; die Kommission sprach von einem "Hamsterrad".
Erstattung der Vorhaltekosten
Um den wirtschaftlichen Druck auf die Krankenhäuser zu senken, empfiehlt die Kommission, einen festen Betrag als "Vorhaltekosten" zu definieren. Dazu will sie die Krankenhäuser in drei Leistungsgruppen unterteilen und Mindestvoraussetzungen für Ausstattung und Personal festlegen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete das Reformvorhaben als "Revolution". Das Fallpauschalen-System müsse überwunden werden. "Künftig sollen Qualität und Angemessenheit allein die Kriterien für gute Versorgung sein."
Schwesig begrüßt Lauterbachs Pläne
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) begrüßte die Vorschläge der Regierungskommission. "Es wird Zeit, die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten wieder in den Mittelpunkt zu stellen und den finanziellen Druck von den Kliniken zu nehmen. Genauso richtig finde ich, dass die Fallpauschalen in Zukunft nur noch einen Teil der Finanzierung ausmachen sollen", sagte Schwesig. Im Kinder- und Jugendbereich könne die Absenkung der Fallpauschale um 60 Prozent jedoch nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, sie müssten in diesem Bereich ganz und gar abgeschafft werden.
Krankenhausgesellschaft reagiert skeptisch
Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann, reagierte skeptisch. Einerseits gebe es bereits Pauschalen für regionale Krankenhäuser, die eine gewisse Grundversorgung vorhalten. Auch sei nicht klar, ob die angestrebte wohnortnahe Grundversorgung sich auch auf den medizinischen Bereich und nicht nur auf den pflegerischen beziehe, so Borchmann bei NDR MV Live. Die Reform biete zwar „die Chance zu einer besseren Grund- und Regelversorgung“. Aber ob es so weit kommt, sei offen.