Hochzeit für Wintergemüse: Grünkohlernte in MV
Grünkohl hat Tradition in Mecklenburg-Vorpommern - ob mit Lungenwurst, Schweinebacke oder Kasseler. Dennoch wächst das Gemüse hierzulande selten, im vergangenen Jahr wurde Grünkohl auf insgesamt 2,1 Hektar angebaut, deutschlandweit waren es 865,8 Hektar.
Schneeidylle pur, auf dem Feld der Biogärtnerei von Dirk von der Ehe in Grambow bei Schwerin. Am Dorfrand wartet Grünkohl an Grünkohl darauf, geerntet zu werden. Die Pflanzen sind von einer kristallinen Schneehaube bedeckt und glitzern im Sonnenlicht. Mit einer Gartenschere trennt Dirk von der Ehe eine Grünkohlpflanze von ihrem Stängel. Der Biogärtner lässt immer ein Stück Strunk dran. "Der Strunk hilft dem Blatt, das Wasser zu halten. Die Pflanze ist durch das Schneiden verletzt, aber dadurch, dass der Stängel noch mit dran ist, hat das Blatt immer noch die Möglichkeit, Wasser aus dem Stängel zu ziehen." Dadurch hält sich der Grünkohl bis zu einer Woche, beispielsweise im Kühlschrank in der Null-Grad-Zone.
Grünkohl als Superfood
Dirk von der Ehe hat sich auf Feldsalate und Gurken spezialisiert. In seinen Gewächshäusern wachsen auch Minigurken, Radieschen und Spinat heran. Seit etwa zehn Jahren baut der Biogärtner auch Grünkohl an, weil er auf dieses gesunde Wintergemüse setzt. Grünkohl ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß. "Ich bin Vegetarier und esse ihn gern mit gerösteten Mandeln oder vegetarischen Würstchen."
Pflanzzeit im Hochsommer
Mitte August hat Dirk von der Ehe etwa 1.200 Jungpflanzen in die Erde gebracht. Der Grünkohl wächst hier in Grambow auf rund 300 Quadratmetern. In diesem Jahr ist es die Sorte Reflex, die als sehr ertragreich und frosttolerant gilt. Pro Quadratmeter erntet der Biogärtner etwa ein Kilogramm. "Grünkohl ist im Hochsommer relativ schnell im Wachstum, wir müssen dadurch auch nicht so lange wässern und er kommt auch nicht so schnell in die Gefahr, dass er irgendwelche Schädlinge anzieht. Hier hilft Dirk von der Ehe natürlich nach, damit Schädlinge seinen Grünkohl nicht befallen.
Blühstreifen für Nützlinge
Der Biogärtner sät spezielle Blühmischungen aus, mehrmals im Jahr, damit es möglichst lange um seine Felder herum blüht und viele Nützlinge angezogen werden, wie beispielsweise Florfliegen, Marienkäfer oder Schwebfliegen. "Wir haben in den letzten Jahren mehr und mehr Insekten bekommen, von denen ich gar keine Idee habe, was da eigentlich fliegt. Aber ich weiß, dass die Schwebfliegen und Marienkäfer bei diesen Läusen und kleinen weißen Fliegen sehr effektiv sind, die ja leider auch der Grünkohl anzieht". Der Schädlingsbefall ist hier in Grambow zurückgegangen. Dirk von der Ehe mäht die Blühstreifen im Herbst auch nicht komplett ab, weil die Nützlinge darin überwintern.
Erntezeit bis Januar
Seit Ende Oktober erntet Dirk von der Ehe seinen Grünkohl. Der Biogärtner verkauft das vitaminreiche Wintergemüse viermal in der Woche auf Wochenmärkten in Schwerin. Sobald die ersten Fröste kommen, spürt er eine stärkere Nachfrage. Kunden kaufen das Gemüse auch, um einzelne Blätter für Smoothies zu nutzen. Der Frost gerade tut dem Geschmack auch gut. "Grünkohl enthält Bitterstoffe, die sind gesund, aber nicht jeder steht auf diesen bitteren Geschmack. Aber bei Frost schafft der Grünkohl es locker, Pflanzenstoffe in sich zu Zucker umzuwandeln. So schützt er sich vor Frost und das ist auch für den Geschmack förderlich." Dirk von der Ehe geht davon aus, dass er seinen Grünkohl aus Grambow frisch bis in den Januar hinein verkaufen wird, bis er also alle ist und das entscheidet die Nachfrage.