Tierwohl in Landwirtschaft: Immer mehr Hühnermobile in MV
Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern setzen zunehmend auf mobile Hühnerställe für ihre Legehennen - wie auch Peter Jacob Wartmann und Theresa Timm aus Börzow. Die Tiere können so ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben.
2003 startete der erste Landwirt mit dieser Haltungsform, mittlerweile gibt es 55 Agrarbetriebe mit insgesamt 67.500 Plätzen für Legehennen, die auf Mobilställe setzen. Das geht aus der Statistik des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei hervor. Etwa jeder zweite Betrieb wirtschaftet ökologisch, so auch der Lindenhof Wartmann in Börzow, einem Ortsteil der Gemeinde Stepenitztal im Landkreis Nordwestmecklenburg.
Junglandwirt: "Der Hahn gehört zum Huhn"
Peter Jacob Wartmann hält eine Legehenne auf seinem Arm. Der 31-jährige Landwirt hat im März vergangenen Jahres mit seinem ersten mobilen Hühnerstall begonnen, der gerade auf einer eigenen Rotkleefläche bei Börzow steht. Einige Hennen scharren im Sand, andere suhlen sich, picken nach Klee oder legen gerade ein Ei - und zwischendrin krähen Hähne. "Der Hahn gehört zum Huhn. Für das Huhn ist es natürlich, dass der Hahn mit lebt. Und wir wollen dem natürlichen Ursprung des Huhns am nächsten kommen." Der Lindenhof Wartmann arbeitet nach Demeter-Richtlinien. Der Bioverband schreibt vor, dass ein Hahn mit mindestens 50 Hennen zusammenleben muss.
Hühner als natürliche Düngerlieferanten
Peter Jacob Wartmann hat momentan 1.950 Tiere im mobilen Hühnerstall. Er hält die Rasse Lohmann Brown, und seine Verlobte Theresa Timm hilft mit. "Der Vorteil eines Mobilstalls ist, dass wir mit dem Stall immer weiterziehen können. Die Legehennen sind ein Teil unserer Fruchtfolge. Sie düngen gerade ein Feld, auf dem wir später einmal Weizen aussäen werden. Und der wächst dann auch besser." Die beiden jungen Landwirte betreiben auch Ackerbau. Das Futter für ihre Legehennen wächst größtenteils auf den eigenen Feldern: neben Weizen, auch Rotklee oder Ackerbohne.
Verbraucher für Tierwohl
Gerade befassen sich mehrere Wissenschaftler mit der Frage, welche Vorteile die mobile Hühnerhaltung bietet. Mit dabei ist unter anderem die Universität Göttingen. Die Forschenden haben bereits herausgefunden, dass Eierkonsumenten zunehmend auf Tierwohl setzen. Sie nehmen die mobile Stallhaltung als tierfreundlich und natürlich wahr, noch mehr als die herkömmliche Freilandhaltung. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft verweist darauf, dass in Hühnermobilen nur bis zu 2.500 Tiere gehalten werden dürfen. Die meisten Legehennen leben bundes- wie landesweit in großen Betrieben mit mehr als 50.000 Tieren. Diese Größenordnung wird von vielen Verbrauchern kritisch gesehen.
Bio-Eier aus regionaler Produktion gefragt
Theresa Timm ist überzeugt, dass ihre Legehennen sich wohl fühlen. Das ist auch äußerlich zu beobachten. Die Tiere in Börzow haben ein dichtes Federkleid, keine kahlen Stellen, sie zupfen sich nicht gegenseitig die Federn aus oder verletzten sich mit den Schnäbeln. "Unsere Hühner haben Tageslicht. Hier kommt immer frische Luft rein. Sie können überall sandbaden oder draußen scharren. Die Hühner haben einen guten Tagesablauf und langweilen sich nicht." Bei Einbruch der Dunkelheit schließt sich der Stall automatisch, und jeden Morgen öffnet er sich wieder.
Zweimal täglich sammelt Theresa Timm die Eier im Mobilstall ein, momentan sind es etwa 1.650 Stück. In der Packstation auf dem Hof werden sie von einer speziellen Maschine nach Größe sortiert. Der Einzelhandel und Bioläden der Region bieten die Bioeier aus Börzow an, die Theresa Timm auch gern selbst dorthin fährt. "Uns ist wichtig, dass man den Bezug zu unserem Hof hat. Wir freuen uns auch, wenn Leute vorbeikommen oder anrufen, weil sie Fragen zum Produkt haben und Interesse zeigen."
Eigene Kükenaufzucht geplant
Theresa Timm und Peter Jacob Wartmann sind überzeugt von der mobilen Haltung. Wenn alles klappt, will das junge Paar ab nächstem Jahr seine eigenen Küken aufziehen - und die männlichen Tiere als Bruderhähne mit. Außerdem planen sie, sich zu erweitern und hoffen, dass auf den eigenen Feldern bald drei Hühnermobile stehen werden.