Hilfe und Beratung für DDR-Opfer weiterhin gefragt
Auch 33 Jahre nach dem Ende der DDR suchen viele Menschen noch Hilfe und Beratung, weil sie Opfer der SED-Diktatur geworden sind.
Die Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Anne Drescher, bleibt in Mecklenburg-Vorpommern eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die in der DDR verfolgt wurden oder Unrecht erlitten. 642 Menschen haben sich im vergangenen Jahr an die Landesbeauftragte gewandt – 430 von ihnen zum ersten Mal. Sie waren in der DDR zum Beispiel zu Unrecht inhaftiert oder haben in sonderpädagogischen oder psychiatrischen Einrichtungen körperliche oder seelische Gewalt erfahren. Viele Betroffene finden laut Drescher erst jetzt die Kraft finden, über erlebtes Unrecht zu sprechen.
Besondere Hürden für Doping-Opfer
Drescher und ihre Mitarbeitenden haben sich ihre Geschichten angehört, sie über Hilfsangebote beraten und dabei unterstützt, die entsprechende Anträge zu stellen und das geschehene Unrecht nachzuweisen. Besonders schwer sei dies für ehemalige Sportlerinnen und Sportler, die Opfer von Doping geworden sind, so Drescher. Um Ausgleichsleistungen beantragen zu können, müssen sie ihre körperlichen und psychischen Folgen auf der Grundlage verschiedener medizinischer Gutachten selbst nachweisen. Diese werden laut Drescher von den Ämtern aber häufig nicht anerkannt.
17. Juni 1953 im Fokus
Für die kommenden Jahre rechnet die Landesbeauftragte mit einem noch höheren Beratungsbedarf, da viele persönliche Gespräche während der Corona-Pandemie nicht möglich waren. 2023 werden sich Drescher und ihre Mitarbeitenden weiterhin mit Veranstaltungen, Publikationen und Forschungsprojekten der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Mecklenburg-Vorpommern widmen. Dabei nimmt der 70. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 eine besondere Rolle ein, so Drescher.